Sind Sie es leid, sich von Ernährungsaposteln erklären zu lassen, welche Schalen, Kerne und Häute Sie essen müssen, weil sie so gesund sind? Bestens!
Kommen Sie auch schon mal ins Grübeln oder fühlen Sie sich gar Ihrer Gesundheit gegenüber „schuldig“, wenn Sie die Paprika- oder Melonenkerne ausspucken oder die Kartoffelschale großzügig wegschneiden? Schluss damit! Es ist Zeit, auf Ihre ureigene Körperweisheit zu hören.
Dazu kredenzen wir Ihnen nun den einfachen und unbestechlichen „Pur-Test“ – ein radikal einfacher Weg, um zu entscheiden, was Ihnen wirklich guttut. Die Kernthese ist so simpel wie befreiend:
Fragen Sie sich einfach: Würde ich diesen Bestandteil pur essen?
Was Ihr Körper in Reinform ablehnt, kann unmöglich der gesündeste Teil des Lebensmittels sein – und er ist noch nicht einmal „gesund“ für Sie, denn Ihr Körper lehnt diesen Teil des Lebensmittels ja ab – Sie mögen ihn nicht, Sie wollen ihn nicht essen. Das ist keine wissenschaftliche Abhandlung, sondern eine Ode an die einzigartige Körperweisheit und Intuition!
Der intuitive „Pur-Test“ in der Praxis
Nehmen wir ein paar gängige Mythen unter die Lupe:
- Der Apfel: Schale, Fruchtfleisch, Gehäuse/Kerne?
- Würden Sie ein Schüsselchen purer, ungesüßter Apfelschalen knabbern? Vielleicht, wenn Sie wirklich Hunger haben.
- Würden Sie eine Handvoll Apfelkerne pur knabbern? Vermutlich nicht.
- Würden Sie ein Stück Apfelfleisch pur essen? Na klar!
- Fazit: Das Fruchtfleisch ist der Champion. Die Schale ist nett, solange Sie sie nicht aus Ekel abkratzen. Die Kerne? Werfen Sie sie weg, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben. Ihr Körper lehnt sie pur ab – und hat gute Gründe dafür.
- Die Gurke: Schale oder „Gurkenfleisch“?
- Würden Sie die Schale einer Gurke, getrennt vom saftigen Inneren, pur essen? Eher nicht. Sie ist oft bitter, wachsartig oder einfach zäh.
- Würden Sie das „Gurkenfleisch“ (das Innere) pur essen? Absolut!
- Fazit: Die Gurke wird wegen ihres erfrischenden, saftigen Fruchtfleisches geschätzt. Die Schale können Sie dranlassen, wenn sie schmeckt. Wenn nicht? Weg damit!
- Die Kartoffel: Schale oder Knolle?
- Würden Sie eine dicke, rohe Kartoffelschale pur essen? Ich hoffe nicht!
- Würden Sie eine gekochte, geschälte Kartoffel pur essen? Sicher!
- Fazit: Ja, die Schale enthält Nährstoffe, aber sie enthält auch Solanin (ein natürliches Toxin), besonders wenn sie grün ist. Würden Sie sie pur essen? Nein. Sie essen die Kartoffel wegen der stärkehaltigen Knolle. Wenn Ihnen die Schale geschmacklich zusagt, essen Sie sie mit. Aber wenn Ihr Körper signalisiert: „Das ist mir zu viel“, dann schälen Sie!
- Die Paprika: Kerne/Weiße Häute oder Fruchtfleisch?
- Würden Sie die Samen und weißen Trennwände pur als Snack essen? Das ist ja fast schon eine Mutprobe!
- Würden Sie das farbige, süße Fruchtfleisch pur essen? Jederzeit!
- Fazit: Die Kerne und weißen Häute sind oft bitter und schwer verdaulich. Ihr Körper schreit förmlich „Nein!“ und das sollten Sie respektieren.
Der Fokus liegt also auf der inneren Ablehnung: Der „Pur-Test“ zielt auf die subtilen Bestandteile ab, die technisch essbar sind, aber die Ihr Körper geschmacklich oder haptisch ablehnt (z.B. die Bitterstoffe in Paprikakernen oder die Wachsschicht auf einer Gurkenschale).
Schluss mit dem Ernährungsdiktat!
An alle „Gesundgrübler“, die auf Influencer, Coaches und selbsternannte Essapostel hören: Hören Sie auf, sich beim Essen wie ein fremdgesteuerter Nährstoff-Roboter zu verhalten, der jeden vermeintlich gesunden Krümel zwanghaft verwerten muss. Wenn es Ihr Körper in Reinform als ungenießbar oder unangenehm empfindet, warum sollte es dann in Kombination plötzlich der Heilige Gral der Ernährung sein? Bei Obst und Gemüse, das wir ganz essen, ist der Teil, den wir intuitiv als lecker und bekömmlich empfinden, auch der Teil, der uns am besten nährt und uns Freude bereitet.
Das Fazit: Ihre Intuition lügt nicht
Nur was Sie auch pur essen würden, ist das Beste am Lebensmittel – das ist die Essenz, der Kern, der Nährwert-Champion.
Alles andere – die Schalen, Häute, Kerne und Stiele – können Sie gerne zusammen mit dem „Besten“ essen, wenn es Ihnen schmeckt und Sie es gut vertragen. Aber wenn Sie es wegschneiden, abkratzen oder ausspucken, ist das völlig in Ordnung! Sie würden es niemals pur essen, also kann es auch nicht gut für Sie sein, wenn Ihr Körper es in Reinform ablehnt. Vertrauen Sie Ihrem Gaumen und Ihrem Bauchgefühl. Essen Sie intuitiv, essen Sie mit Genuss und essen Sie mit Freude und gutem Gewissen – dazu vertrauen Sie einfach auf Ihre ETHUTION!
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Dieser Beitrag erschien im Original zuerst auf FOCUS online-Experte
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Uwe Knop (*72) ist evidenzfokussierter Ernährungswissenschaftler (Dipl.oec.troph./JLU Gießen), Publizist, Referent und Buchautor (aktuell „ENDLICH RICHTIG ESSEN“ (Aug, 2024)). Seit mehr als 14 Jahren bildet die objektiv-faktenbasierte Analyse tausender aktueller Ernährungsstudien den Kern seiner unabhängigen Aufklärungsarbeit. Knop hat den mündigen Essbürger mit eigener Meinung zum Ziel, der umfassend informiert selbst und bewusst entscheidet, worauf er bei der wichtigsten Hauptsache der Welt – genussvolles Essen zur Lebenserhaltung – vertraut.
Kontakt: Uwe Knop auf LI