Die Wissenschaft hinter dem Fressflash – warum THC Bärenhunger erzeugt

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Heißhungerattacken nach dem Konsum von Cannabis überraschen viele. Ernährungswissenschaftler Uwe Knop enthüllt, was hinter dem Phänomen des ‚Fressflashs‘ steckt.

Mit KI erstellt

Was sind die wissenschaftlichen Ursachen für einen ‚Fressflash‘ nach dem Konsum von Cannabis?

Der sogenannte „Fressflash“ (englisch: munchies) nach Cannabiskonsum ist kein Mythos – sondern ein wissenschaftliches gut untersuchtes Phänomen, das nach der Legalisierung in Deuschland sicher einige Neukonsumenten überrascht: „Warum nur habe ich so einen intensiven Megahunger und alles so schmeckt auf einmal so oberkrass lecker?“ Die Antwort ist vielschichtig, denn es gibt zahlreiche wissenschaftliche Studien, die sich mit den zugrunde liegenden Mechanismen und den Effekten des Cannabiskonsums auf den Hunger beschäftigen. Dabei haben die Forscher diverse Auslöser entdeckt, die einzeln schon sehr wirksam sein können – und zusammen zu einem wahren „Hungerpotenz-Feuerwerk“ werden.

Wie beeinflusst Cannabis das Hungergefühl und den Stoffwechsel im Körper?

Die berauschenden Substanzen in „Gras, Dope und Haschisch“ sind Cannabinoide wie THC (Tetrahydrocannabinol). Sie wirken nicht nur psychotrop, d.h. multipel modulierend auf die Psyche, sie aktivieren auch die CB1-Rezeptoren im Gehirn. Diese Andockstellen stimulieren das Hungergefühl. CB1-Rezeptoren fördern die Freisetzung von Hormonen wie Ghrelin, das als „Hungerhormon“ bekannt ist. Besonders jenes Hypothalamusareal, das für die Steuerung von Hunger und Sättigung zuständig ist, wird beeinflusst. THC steigert darüber hinaus die Aktivität des olfaktorischen Systems, d.h. die Wahrnehmung von Gerüchen und Geschmäckern wird enorm verstärkt, was die Attraktivität von Nahrung i.A. steigert. Dieses olfaktorische System wird durch THC so sensibilisiert, dass Essen als deutlich angenehmer, sinnlicher und köstlicher empfunden wird. Die verstärkte Fokussierung auf Nahrung könnte auch durch eine Veränderung der Dopamin-Ausschüttung im Belohnungssystem des Gehirns erklärt werden. Der THC-basierte Wirkstoff Dronabinol wurde auch erfolgreich bei der Behandlung von Appetitlosigkeit bei AIDS- und Krebspatienten eingesetzt. Cannabinoide konnten dabei die Appetitlosigkeit reduzieren und das Körpergewicht stabilisieren.

 

Zusammengefasst ist die individuelle Kombination folgender Wirkungen für den Fressflash verantwortlich:

 

Aktivierung des CB1-Rezeptors: Führt zu gesteigertem Hunger und einer erhöhten Anziehungskraft von Nahrung.

Erhöhte Freisetzung von Ghrelin: Verstärkt das Hungergefühl.

Veränderung im Belohnungssystem: Steigerung des Genusses von Essen durch Dopamin.

Verbesserte Wahrnehmung von Geruch und Geschmack: Essen wird sensorisch angenehmer.

 

Gibt es langfristige gesundheitliche Folgen durch wiederholte ‚Fressflashes‘?

Dazu gibt es bislang keine wissenschaftliche Daten. Es wäre daher sicher interessant, wenn im weiteren Verlauf der Legalisierung dazu intensiver geforscht würde.

Soll ich mich als Cannabiskonsument dem „Fressflash“ hingeben oder ihm widerstehen?

Auf diese Frage gibt es derzeit nur eine Antwort: Das müssen Sie selbst entscheiden, Sie sollten Ihre Entscheidung davon abhängig machen, ob Sie aufgrund von Fressflashes dicker werden und ob Sie die „berauschende Schlemmerei“ gut vertragen und verdauen, d.h. wie wohl Sie sich danach fühlen.

 

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Dieser Beitrag erschien im Original zuerst auf FOCUS online-Experte

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Uwe Knop (*72) ist evidenzfokussierter Ernährungswissenschaftler (Dipl.oec.troph./JLU Gießen), Publizist, Referent und Buchautor (aktuell „ENDLICH RICHTIG ESSEN“ (Aug- 2024)). Seit mehr als 14 Jahren bildet die objektiv-faktenbasierte Analyse tausender aktueller Ernährungsstudien den Kern seiner unabhängigen Aufklärungsarbeit. Knop hat den mündigen Essbürger mit eigener Meinung zum Ziel, der umfassend informiert selbst und bewusst entscheidet, worauf er bei der wichtigsten Hauptsache der Welt – genussvolles Essen zur Lebenserhaltung – vertraut.

Kontakt: Uwe Knop auf LI