Von der Küchenhilfe zum Haustier: Die unglaubliche Geschichte der Drehspießhunde“. Kulinarische Tierarbeit“ gab es in vielen Facetten.
Ernährungswissenschaftler Uwe Knop beleuchtet eines der kuriosesten: die Drehspießhunde.
Was sind „Drehspießhunde im Laufrad“?
Drehspießhunde (auch „Turnspit Dog“ oder „Küchenhund“ genannt) waren eine spezielle Hunderasse oder ein Hundetyp, der gezüchtet wurde, um in einem Laufrad zu laufen. Dieses Laufrad war über eine Kette oder einen Riemen mit einem Bratenspieß verbunden. Durch das Laufen des Hundes wurde der Spieß über dem offenen Feuer gedreht, um Fleisch wie Braten oder Geflügel gleichmäßig zu garen. Die Hunde wurden oft im „Schichtbetrieb“ eingesetzt, da das Drehen stundenlang dauern konnte.
Wer hat diese Hunde gehalten?
Diese Hunde wurden in Küchen von Adelsfamilien, wohlhabenden Haushalten, Gasthäusern und Hotels in ganz Europa, insbesondere im Vereinigten Königreich, gehalten. Sie waren eine mechanische Hilfe, um die mühsame und anstrengende Arbeit des Drehens des Bratenspießes zu automatisieren.
Was war das Besondere an diesen Hunden?
Das Besondere an den Drehspießhunden war ihre Züchtung für eine spezifische Arbeitsaufgabe: das Laufen im Laufrad. Beschreibungen zufolge waren sie lang im Körperbau, krummbeinig und hatten einen unglücklichen Blick, was möglicherweise auf ihre anstrengende Arbeit zurückzuführen ist. Es gibt Abbildungen, die sie mit einer Blesse im Gesicht zeigen. Aufgrund ihrer geringen sozialen Anerkennung und ihres Status als Arbeitshunde gibt es jedoch nur wenige genaue Aufzeichnungen über ihr Aussehen.
Wann waren „Drehspießhunde im Laufrad“ eine geläufige Unterstützung?
Sie waren vor allem im 17. und 18. Jahrhundert in ganz Europa eine verbreitete und geläufige Unterstützung in der Küche. Mit dem Fortschritt der Technologie und der Erfindung von mechanischen Bratenwendern im 19. Jahrhundert wurden die Hunde zunehmend überflüssig.
Wurden die Hunde selbst auch gegessen?
Nein, die Drehspießhunde wurden nicht gegessen. Sie waren als Arbeits- und Nutztiere in der Küche eingesetzt, ähnlich wie andere Arbeitshunde, und hatten eine klare Funktion in der Zubereitung von Speisen, nicht als Teil davon. Es gibt Berichte, dass pensionierte Drehspießhunde manchmal als Haustiere gehalten wurden, und sie dienten auch als Fußwärmer in Kirchen.
Aktuelles „Leckerli“: Heutzutage wird Hundefleisch in Asien konsumiert, unter anderem in Teilen von China, Vietnam und Indonesien. In Südkorea, wo der Verzehr eine lange Tradition hat, wurde die Schlachtung von Hunden für den Fleischkonsum kürzlich per Gesetz verboten. In vielen asiatischen Ländern gibt es eine wachsende Tierschutzbewegung, die gegen den Handel und Verzehr von Hunden protestiert.
Wie ist die Praxis der Drehspießhunde aus heutiger Sicht zu bewerten?
Aus heutiger Sicht, geprägt von einem modernen Tierschutzgedanken, ist die Praxis der Drehspießhunde sehr kritisch zu bewerten. Obwohl die Hunde als Arbeitstiere eine wichtige Funktion erfüllten und nicht missbräuchlich getötet wurden, steht die Art ihrer Nutzung in starkem Widerspruch zu unserem heutigen Verständnis von artgerechter Tierhaltung und Tierrechten.
- Arbeitsbelastung und Haltungsbedingungen: Die Hunde verbrachten einen Großteil ihres Lebens in einem Laufrad, oft in der heißen und lauten Umgebung einer Küche. Die Arbeit war extrem monoton und anstrengend, oft über mehrere Stunden am Stück. Dies würde heute als Tierquälerei angesehen werden, da es dem natürlichen Bewegungsdrang und den Bedürfnissen eines Hundes nicht gerecht wird.
- Kein emotionaler oder sozialer Wert: Die Hunde wurden primär als mechanisches Werkzeug und nicht als Lebewesen mit eigenen Bedürfnissen oder als emotionaler Begleiter wahrgenommen. Ihr Wert bemaß sich einzig an ihrer Arbeitsleistung.
- Moderne Tierschutzgesetze: Moderne Tierschutzgesetze in vielen Ländern verbieten heute die Haltung von Tieren unter Bedingungen, die ihnen Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen. Die Haltung eines Tieres in einem Laufrad zum Betreiben einer Maschine würde eindeutig gegen diese Prinzipien verstoßen.
Die historische Praxis ist ein Spiegelbild der damaligen Zeit, in der Tiere oft rein funktional betrachtet wurden. Sie zeigt, wie sich unser moralisches und ethisches Verständnis im Umgang mit Tieren im Laufe der Jahrhunderte stark gewandelt hat – zumindest mit einigen, nicht aber mit allen, Stichwort Massentierhaltung. Ein krasse Beispiel sind die Schweinehochhäuser in China. Hier werden bis zu 30.000 Schweine auf 13 Etagen gehalten. Da stellt sich die Frage, wer besser gelebt hat: der „adelige Drehspießhund“ oder ein „chinesisches Hochhausschwein“?