Bürokratische Realsatire: Leberkäse „gut“, Sojakäse „böse“! EU macht sich lächerlich

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Schluss mit Tofu-Wurst? Brüssel verbannt fleischlose Schnitzel-Namen. In einer Zeit, in der die EU sich mit globalen Krisen auseinandersetzt, nimmt sie sich der Namensgebung vegetarischer Produkte an -(r)eine Realsatire!

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Was hat das EU-Parlament gerade zu Namensgebung fleischfreier Schnitzel und Wurst beschlossen?

Das Europäische Parlament hat sich – wohl in einer Sternstunde des Bürokratismus – dafür ausgesprochen, dass Bezeichnungen, die an Fleischprodukte erinnern, wie „Veggie-Burger“„Soja-Schnitzel“ oder „Tofu-Wurst“, für pflanzliche Alternativen verboten werden sollen. Der Grundtenor: Wurst ist nur Wurst, wenn sie aus geschlachteten Tieren besteht. Man könnte meinen, einer der größten Herausforderungen des Kontinents in Zeiten von Schulden, Arbeitslosigkeit, Insolvenzen und Kriegen sei die Vermeidung einer versehentlichen Verwechslung zwischen einem Pflanzenbratling und einem Rindfleisch-Patty. Der Verbraucher muss schließlich vor der heimtückischen Form des Lebensmittels geschützt werden! Es ist kaum zu glauben, aber wahr! Diese Brüsseler Beschluss ist ein wahrer Geniestreich der Nomenklatur.

Welche Ziele verfolgt die EU mit dieser Politik?

Offiziell geht es um den „Verbraucherschutz“ und die Abwehr eines „echten Verwechslungsrisikos“. Die Befürworter argumentieren, dass Konsumenten die Nährwertprofile oder die Herstellung der pflanzlichen Produkte fälschlicherweise mit denen der tierischen Originale gleichsetzen könnten. Inoffiziell, und das ist der Stoff für Kabarettisten, steckt wahrscheinlich folgendes dahinter:

  1. Der Schutz der traditionellen Fleischindustrie: Man befürchtet wohl, dass der gute, jahrhundertealte Ruf von Wurst und Schnitzel durch die schiere Existenz pflanzlicher Nachahmerprodukte untergraben wird. Hat sich hier etwa die Wurstlobby sichtlich erfolgreich positioniert?
  2. Eine tief sitzende Skepsis gegenüber der Bürgerintelligenz: Wer VEGGIE-Schnitzel oder SOJA-Wurst liest und dabei NICHT versteht, dass hier kein Fleisch drin ist, obwohl die Präfixe „Veggie & Soja“ eindeutig auf eine rein pflanzliche Zutat verweisen, dem traut man offenbar nicht einmal das Entziffern eines normalen Kassenzettels zu. Wie denken diese Pro-Politiker über die geistige Reife und mündige Entscheidungsfähigkeit der Bürger? Offenbar halten sie diese für extrem fragil und leicht zu irritieren.

Statt überzeugender Argumente steht nun also die Absurdität dieser Entscheidung öffentlich im Vordergrund – die EU macht sich de facto lächerlich, die Glaubwürdigkeit in die Politik wird noch weiter sinken. Bedauerlich! Ein echter berühmter „Schnitt ins eigene Fleisch“ – aber nein, doch nicht wirklich, nur metaphorisch.

Warum ist eine solche Entscheidung völlig weltfremd? Was wird nun aus BÄRCHEN-Wurst und (Ferdi) FUCHS-Salami?

Die Entscheidung ist weltfremd, weil sie ignoriert, dass Sprache und Handelsbräuche funktionieren. Jeder, der sich nicht gerade in einem tiefen Dornröschenschlaf befindet, versteht an SOJA-Wurst oder PFLANZEN-Burger, dass es sich um eine fleischfreie Alternative in Form eines bekannten Lebensmittels handelt. Es geht um die Form und die Art der Zubereitung, nicht um die exakte Zutat.

Die Logik der EU führt ins Absurde:

  1. Wenn man das Risiko der Verbrauchertäuschung wirklich eliminieren will, müssten Namen wie BÄRCHEN-Wurst oder (Ferdi) FUCHS-Salami längst verboten sein. Schließlich könnte der gutgläubige Verbraucher annehmen, er kaufe hier echtes Bärenbrät oder Fuchsfleisch, genau wie bei der HÄHNCHEN-Salami.
  2. Die EU-Politiker müssten konsequenterweise eine Taskforce zur Bekämpfung dieser „fiesen miesen Verbrauchertäuschung der Namensmafia“ gründen, die seit Jahrzehnten mit allerlei leckeren Tiernamen wirbt, wo jedoch nur Schwein und Rind drin sind.

Das ist weltfremde Politik in Reinform – oder etwa doch Realsatire? Wäre die Entscheidung am 1. April gefallen, dann wäre es als Aprilscherz durchgegangen, auf jeden Fall!

Welche anderen Doppelnamen für Produkte gibt es bereits, die nach aktueller EU-Politiker-Logik der EU ebenfalls verboten werden müssten? 

Angewandt auf den normalen Alltag, müsste die EU-Logik sofort ebenfalls folgende Produkte verbieten oder umbenennen, da der Name nach aktueller Beschlusslage irreführend ist und ein „Verwechslungsrisiko“ birgt:

  1. Hundekuchen: Muss dringend umbenannt werden in „Gebäckstück für bellende Haustiere“, da es keinerlei Hundefleisch enthält. Eine offensichtliche Täuschung!
  2. Baumkuchen: Muss als „Geschichtetes Backwerk aus dem Ofen“ deklariert werden. Ein Baum ist nicht drin, und der Verbraucher könnte erwarten, er müsse eine Axt zum Verzehr mitbringen.
  3. Jägerschnitzel: Die „Panierte Fleischscheibe mit Pilz-Rahm-Sauce“ enthält weder einen Jäger noch eine seiner Trophäen. Es schützt den arglosen Konsumenten davor, zu denken, er verzehre echte Jagdbeute – oder gar Teile eines Jägers.
  4. Von Zigeunerschnitzel wollen wir gar nicht erst reden …
  5. Leberkäse: Muss künftig „Gebackenes Brät in Kastenform“ heißen. Der Name ist die reinste Täuschung, denn traditionell enthält er in den meisten Regionen keine Leber und ist kein Käse! Die Verwirrungsgefahr ist immens! Man stelle sich vor, ein gutgläubiger Franzose kauft „Fromage de Foie“ und findet weder Leber noch Käse vor!
  6. Wurstsalat: Hier droht die größte Verwirrung! Wie folgendes amüsantes Beispiel zeigt: Ein Patient kann den Rat des Arztes „Essen Sie mehr Salat!“ völlig falsch verstehen und antworten: „Aber mache ich doch, 2 Töpfchen Wurstsalat am Tag!“ Der Name Wurstsalat ist eine hochriskante semantische Falle und muss sofort in „Geschnittene Wurstware in Essig-Öl-Marinade“ geändert werden, um gesundheitspolitische Verwirrung zu vermeiden, die jegliche Gewichtsreduktionsversuche im Keim erstickt!

Angesichts dieser logischen Konsequenzen bleibt nur zu hoffen, dass die EU-Staaten diesen Antrag stoppen, bevor wir uns alle nur noch von „Pflanzenfaser-Bratlingen in Brötchen“ ernähren, während wir über das bizarre Namens-Dilemma schmunzeln.

 

 

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Dieser Beitrag erschien im Original zuerst auf FOCUS online-Experte

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Uwe Knop (*72) ist evidenzfokussierter Ernährungswissenschaftler (Dipl.oec.troph./JLU Gießen), Publizist, Referent und Buchautor (aktuell „ENDLICH RICHTIG ESSEN (Aug, 2024)). Seit mehr als 14 Jahren bildet die objektiv-faktenbasierte Analyse tausender aktueller Ernährungsstudien den Kern seiner unabhängigen Aufklärungsarbeit. Knop hat den mündigen Essbürger mit eigener Meinung zum Ziel, der umfassend informiert selbst und bewusst entscheidet, worauf er bei der wichtigsten Hauptsache der Welt – genussvolles Essen zur Lebenserhaltung – vertraut.

Kontakt: Uwe Knop auf LI