Die Hoffnung auf ein Wundermittel gegen erblichen Haarausfall ist groß. Doch was sagt die Wissenschaft dazu?
Ernährungswissenschaftler Uwe Knop liefert überraschende Antworten.
Was zeigt die aktuelle Stellungnahme des BfR zur „Ernährung bei erblich bedingtem Haarausfall“?
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat wissenschaftlich bewertet, ob Menschen mit erblich bedngtem Haarausfall aus medizinischer Sicht zusätzliche Nährstoffe benötigen und folglich eine besondere Form der Ernährung dem Haarausfall entgegenwirken könnte. Denn, dieses Problem betrifft viele: Rund 80 % der Männer und 40 % der Frauen in der europäischen Bevölkerung teilen das gleiche Schicksal: Sie verlieren früher oder später ihr Haupthaar. Bei der „androgenetischen Alopezie“ liegen sie weltweit an der Spitze. So heißt die ererbte, durch eine übermäßige Reaktion auf männliche Hormone bedingte Glatzenbildung. Bei Männern kann der vorwiegend genetisch bedingte und durch die Überempfindlichkeit der Haarwurzel gegenüber dem Hormon Dihydrotestosteron verursachte Haarverlust schon kurz nach der Pubertät beginnen. Bei Frauen setzt er meist erst nach den Wechseljahren ein. Ein Schicksal, dem viele Betroffene durch allerlei Mittel vom Shampoo über Haarwässer bis hin zu einer besonderen Ernährung und der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln zu entgehen hoffen. Doch das bringt nichts, denn das Ergebnis der aktuellen BfR-Analyse ist eindeutig: „Nach Durchsicht der wissenschaftlichen Studien kann das BfR keine besonderen Ernährungsanforderungen für diese Personengruppe feststellen. Ein zusätzlicher Bedarf an Nährstoffen besteht bei der androgenetischen Alopezie nicht. Eine ausgewogene Ernährung mit u. a. ausreichend Proteinen, Vitaminen, Mineralstoffen und antioxidativen Substanzen reicht aus.“
Wie sieht es generell mit Nahrungsergänzungsmittel aus?
Für gesunde Menschen spielen Vitamine und Nahrungsergänzungsmittel (NEM) generell keine Rolle für unsere Gesundheit. Denn es liegen weder für die Multivitamin- noch andere NEM-Einnahmen belastbare Belege beispielsweise zur Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Krebs vor. Nur für Menschen, bei denen ein klinisch relevanter Mangel im Labor gesichert nachgewiesen ist, kann eine Nahrungsergänzung sinnvoll sein, um diesen Mangel auszugleichen. Das sollte jedoch immer der behandelnde Mediziner im Gesamtkontext der Therapie entscheiden. Weitere Infos dazu finden Sie hier.
Gibt es denn „Skinfood“, also Lebensmittel, die zu schöner Haut und einem strahlenden Teint führen?
Schön wär´s! Aber auch hier muss man klar konstatieren: Bislang existiert kein einziger wissenschaftlicher Nachweis, dass Mann oder Frau durch den Verzehr bestimmter Lebensmittel schöner wurde, indem die Haut mit strahlenden Teint überzeugt. Fakt ist: Man kann sich nicht schön essen – im Übrigen kann man sich auch nicht schlau essen. Man bleibt so „hübsch und intelligent“, wie man ist, egal was man isst – wenn man sich normal ausgewogen, wie hierzulande üblich und möglich, satt isst – und natürlich nicht länger an Hunger leidet, das ist klar.
Auch „Skinfood“ ist also der einer der vielen populäre Ernährungsmärchen, denen man taatäglich begegnet – und denen man misstrauen sollte. Details zu vier weiteren bekannten Mythen finden Sie hier. und noch mehr Mythen werden hier entzaubert. Wenn Sie dann noch immer hungrig nach weiterer Entmystifizierung sind, dann „verspeisen“ Sie noch dieses Mythentrio zu Weizen, Light und Longevity.
Wie sollte ich am besten essen?
Richtig, gut und gesund essen ist sehr einfach. Man muss dazu nur für Abwechslung & Vielfalt im Speiseplan sorgen sowie auf seine individuelle Intuition und persönliche Ethik vertrauen – das ist alles. Merken Sie sich dazu einfach das Schlagwort der vier Anfangsbuchstaben: l´AVIE, gesprochen wie „das Leben“ auf französisch – denn auch die Bedeutung passt perfekt: Erst mit dem richtigen, persönlich perfekt passenden Essstil wird das Leben wirklich schön.. Beherzigen Sie dazu diese drei einfachen Regeln, die jeder kennen sollte.
Dieser Beitrag erschien im Original zuerst auf FOCUS online-Experte
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Uwe Knop (*72) ist evidenzfokussierter Ernährungswissenschaftler (Dipl.oec.troph./JLU Gießen), Publizist, Referent und Buchautor (aktuell „ENDLICH RICHTIG ESSEN“ (Aug, 2024)). Seit mehr als 14 Jahren bildet die objektiv-faktenbasierte Analyse tausender aktueller Ernährungsstudien den Kern seiner unabhängigen Aufklärungsarbeit. Knop hat den mündigen Essbürger mit eigener Meinung zum Ziel, der umfassend informiert selbst und bewusst entscheidet, worauf er bei der wichtigsten Hauptsache der Welt – genussvolles Essen zur Lebenserhaltung – vertraut.
Kontakt: Uwe Knop auf LI