EFSA zu Tierschutz bei Rindern

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Diese Zusammenfassung in einfacher Sprache (PLS) ist eine vereinfachte Mitteilung über das Wohlergehen von Rindfleischrindern durch die EFSA. Das vollständige EFSA-Gutachten finden Sie hier.

Der Zweck des PLS besteht darin, die Transparenz zu erhöhen und die interessierten Kreise über die Arbeit der EFSA zu diesem Thema zu informieren, indem eine vereinfachte Sprache verwendet wird, um eine Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse vorzulegen.

Hintergrund der wissenschaftlichen Stellungnahme

  • Dieses wissenschaftliche Gutachten befasst sich mit dem Wohlergehen von Rindern, die in unterschiedlichen Haltungsbedingungen und unter unterschiedlichen Bewirtschaftungspraktiken gehalten werden. Ziel ist es, eine wissenschaftliche Grundlage für mögliche künftige Rechtsvorschriften zu schaffen.
  • Derzeit ist das Wohlergehen von Rindern durch allgemeine Tierschutzvorschriften (Richtlinie 98/58/EG des Rates) geregelt. Es gibt keine spezifischen EU-weiten Rechtsvorschriften über das Wohlergehen von Rindern in landwirtschaftlichen Betrieben.
  • Zu den früheren Bewertungen gehören ein wissenschaftliches Gutachten des ehemaligen Wissenschaftlichen Ausschusses für Tiergesundheit und Tierschutz der Europäischen Kommission aus dem Jahr 2001 zum Wohlergehen von Rindern, die zur Rindfleischerzeugung gehalten werden, sowie das Gutachten der EFSA aus dem Jahr 2012 zum Wohlergehen von Rindern.
  • Aufbauend auf diesen früheren Bewertungen werden in dieser Stellungnahme zusätzliche Aspekte behandelt und die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse und Rückmeldungen der Interessenträger berücksichtigt.
  • Zusammen mit dem wissenschaftlichen Gutachten veröffentlichte die EFSA einen technischen Bericht über die gängigsten Haltungssysteme und -methoden für die Haltung von Rindern.

Was wurde von der EFSA gefordert?

Die EFSA wurde von der Europäischen Kommission um ein umfassendes wissenschaftliches Gutachten zum Wohlergehen von Rindern gebeten, zu dem Mastrinder, Mutterkühe, Mutterkälber und Zuchtbullen gehörten. Das Mandat umfasste:

  • Bewertung der Wohnbedingungen wie Bodenbelag, Raum, Wasser, Fütterung, Temperatur, Anreicherung, Zugang im Freien und Mischverfahren;
  • Bewertung von Weiden und Futterflächen;
  • Bewertung der Auswirkungen von Entwöhnung, Verstümmelungen wie Kastration, Enthornung, Schwanzkupieren und Zuchtpraktiken im Zusammenhang mit Hypermuskularität oder Polledness (Mangel an Hörnern);
  • Ermittlung von Tierschutzindikatoren (tierbezogene Maßnahmen, ABM), die in Schlachthöfen zur Überwachung des Wohlergehens in landwirtschaftlichen Betrieben erhoben werden können;
  • Vorschläge für klare Kriterien zur Minimierung des Leidens in den letzten Lebensphasen der Kühe.

Wie hat die EFSA diese Arbeit durchgeführt (und welche Daten wurden verwendet)?

  • Die EFSA überprüfte die bestehende wissenschaftliche Literatur bis Mitte 2024 und berücksichtigte Beiträge von Interessenträgern, die im Rahmen einer öffentlichen Aufforderung zur Stellungnahme eingeholt wurden.
  • Die Bewertung konzentrierte sich auf die Ermittlung relevanter Auswirkungen auf das Wohlergehen im Zusammenhang mit gemeinsamen Aufzuchtpraktiken, geeigneten ABM und spezifischen Maßnahmen zur Verbesserung des Wohlergehens von Rindern in landwirtschaftlichen Betrieben.

Was waren die Ergebnisse?

  • Die derzeitige übliche Haltungspraxis wirkt sich häufig negativ auf das Wohlergehen von Rindern aus. Dazu gehört, dass den Tieren nicht genügend Platz zur Verfügung gestellt wird; Verwendung von unbequemen, harten Böden; und bietet eine funktionslose, unstimulierende Umgebung, die verhindert, dass sich Rinder auf natürliche Weise verhalten. Diese Praktiken können zu Stress und Langeweile führen.
  • Rinder, die drinnen gehalten werden, sollten weiche Bettwäsche, ausreichend Platz, Zugang zu Raufutter, Zugang im Freien und Bürsten zum Kratzen selbst haben. Sie sollten immer Zugang zu sauberem Wasser haben und in stabilen sozialen Gruppen leben.
  • Rinder, die im Freien gehalten werden, sollten jederzeit über Wasser und einen leicht zugänglichen Unterschlupf verfügen, um sie vor extremer Kälte und Hitze zu schützen.
  • Die Zucht von Rindern mit extremen Merkmalen, wie Hypermuskulatur, sollte vermieden werden, da diese Merkmale mit erheblichen Wohlfahrtsproblemen verbunden sind.
  • Verstümmelungen sind schmerzhaft und sollten nur aus medizinischen Gründen durchgeführt werden. Wenn sie erforderlich sind, ist es wichtig, sowohl Schmerzlinderung (Analgesie) als auch Anästhesie unabhängig vom Rinderalter zu verwenden.
  • Bestimmte ABM können bei der Schlachtung bewertet werden, um Einblicke in die Haltungsbedingungen der Tiere im Herkunftsbetrieb zu geben. Beispiele sind die Beurteilung von Lungenläsionen und Hautläsionen.

Welche Einschränkungen/Unsicherheiten gab es?

Eingeschlossene Einschränkungen:

  • Variabilität der Aufzuchtpraktiken in den einzelnen Mitgliedstaaten,
  • begrenztes Wissen darüber, wie viel Ballaststoffe Verdauungsprobleme bei Rindern verhindert,
  • begrenzte Kenntnis der langfristigen Auswirkungen von Verstümmelungen,
  • ein Mangel an standardisierten ABM für die Bewertung der Transportfähigkeit von Rindern.

Die EFSA ging auf die Unsicherheiten ein, indem sie vorsichtige Annahmen machte, Sachverständigengutachten verwendete und Sicherheitsstandards für die Schlussfolgerungen angab. Die meisten Schlussfolgerungen hatten eine Gewissheit von über 90 %.

Was sind die wichtigsten Empfehlungen?

Die wichtigsten Empfehlungen der EFSA zur Verbesserung des Wohlergehens von Rindern lauten wie folgt:

  • Die Forschungsgemeinschaft sollte untersuchen:
    • Tierschutzeffekte durch Erhöhung der Raumzuteilung auf mehr als 6 m2 pro Tier,
    • empfohlene Mindestgehalte an Ballaststoffen in der Nahrung,
    • langfristige Auswirkungen schmerzhafter Eingriffe (Verstümmelungen) wie Enthornung oder Kastration auf das Wohlbefinden.
  • Die landwirtschaftlichen Betriebe sollten
    • Verbesserung der Unterbringungs-, Fütterungs- und Handhabungspraktiken,
    • die Raumzuteilung im Vergleich zur derzeitigen Praxis zu erhöhen,
    • Vermeidung unnötiger Verstümmelungen,
    • Umgebungen anregender machen
  • Schlachthöfe sollten die ABM-Sammlung standardisieren und erweitern, um das Wohlergehen wirksamer zu überwachen.

Referenz
Das Wohlergehen von Rindern. DOI: https://doi.org/10.2903/j.efsa.2025.9518