Psychobiotika – die Extraportion „Sonne für die Seele“?

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Die Wahrheit über Psychobiotika: Können Bakterien unsere Psyche beeinflussen?

Psychobiotika gelten als besonderer kulinarischer Trend mit der Extraportion „Sonne für die Seele“. Ernährungswissenschaftler Uwe Knop beleuchtet, ob und wie diese unsere Gesundheit und Psyche beeinflussen können.

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Was sind Psychobiotika und welche Wirkungen werden ihnen zugeschrieben?

Als „Psychobiotika“ werden lebende Bakterien bezeichnet, die nach dem Verzehr eine Wirkung auf die Psyche haben sollen – also sowas wie „Probiotika für die Seele“ oder „fermentierte Psychonahrung“ Die Befürworter dieser These vermuten, dass der Verzehr lebender Mikroorganismen Vorteile für die Gesundheit (besonders von Patienten mit psychischen Erkrankungen) bringt, wenn diese in angemessener Menge eingenommen werden (was auch immer „angemessen“ sein soll). Man geht davon aus, dass diese psychoaktiven Bakterien das Mikrobiom im Darm (früher „Darmflora“) positiv beeinflussen und über die „Darm-Hirn-Achse“ dann das psychische Wohlbefinden verbessern.

Was macht ein Lebensmittel zu einem „wirksamen und effektiven“ Psychobiotikum? 

Von „wirksam und effektiv“ können wir derzeit noch nicht sprechen – denn dazu fehlen wissenschaftliche Daten. Derzeit gibt es weder ausreichend Evidenz (Nachweise) für Lebensmittel noch zugelassene Psychobiotika-Arzneimittel mit entsprechendem Anwendungsgebiet – es gibt nur Hypothesen, Visionen und Wünsche. Daher kann als „effektiv.-wirksames Psychobiotikum“ derzeit immer nur individuell das Lebensmittel bezeichnet werden, nach dessen Verzehr ich mich besonders gut fühle. Aber selbst das kann viele Gründe haben, z.B. kann es an der Gesamtkomposition der Mahlzeit liegen oder den Personen, mit denen ich esse und mich in dem Moment in deren Gesellschaft besonders wohl fühle.

Gibt es psychobiotische Lebensmittel, die Sie empfehlen können?

Ganz konkret: keine. Das liegt zum einen daran, dass es keine wissenschaftlich anerkannte und damit offiziell standardisierte Definition gibt, was genau „psychobiotische Lebensmittel“ sind. Des weiteren is(s)t jeder Mensch absolut individuell, wenn es um Ernährung geht – d.h., was der eine gut verträgt kann bei dem anderen schon üble Bauchschmerzen verursachen, je nachdem wie sensibel der Verdauungstrakt ist. Daher sind generell keine allgemeinen Ernährungsempfehlungen möglich, sondern es steht immer das Individuum mit seinen persönlichen Vorlieben und Abneigungen im Fokus. Dabei braucht man nur drei ganz einfache Regeln zu beherzigen. Ganz konkret zu Psychobiotika sollte jeder schauen, welche fermentieren Lebensmittel er mag.

Lassen sich „bessere“ von „schlechteren“ fermentierten Lebensmittel unterscheiden?

Nein – es gibt nur „besser und schlechter“ verträgliche Lebensmittel. Daher muss jeder für sich selbst im wahren Sinn probieren, ob er z.B. den starken Kimchi besser verträgt als ein mildes Sauerkraut. Grundsätzlich sind fermentiere Lebensmittel aber einen intensiven Blick wert, denn darunter befinden sich einige wahre „Phytopowerpakete“ wie Kimchi, die mit dem Trioleplus aus Knoblauch, Chili und Ingwer auch noch ordentlich Scharfstoffe liefern. Mehr dazu können Sie hier nachlesen.

Sollte man seiner Gesundheit zuliebe selbst fermentieren oder ist „selbst gekauft“ genauso gut?

Auf jeden Fall lohnt es sich, selbst zu fermentieren. Zum einen ist es eine schöne Erfahrung und zum anderen beschäftigt man sich intensiv mit seinem eigenen Essen – und weiß demnach genau, was drin ist. Und vor allem kann man danach wirklich gut entscheiden, was einem besser schmeckt: selbstgemacht oder fertig gekauft? Ob es besser ist für die Gesundheit, das lässt sich wissenschaftlich allgemein nicht beantworten. Aber: Wenn selbstgemacht besser schmeckt, dann hat man auf jeden Fall ein „Gefühl der Freude, etwas tolles Kulinarisches selbst kreiert zu haben“ – und auch ein solches Gefühl der Selbstbestätigung, des Stolz-auf-sich-sein, das kann zur Gesundheit beitragen.

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Dieser Beitrag erschien im Original zuerst auf FOCUS online-Experte

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Uwe Knop (*72) ist evidenzfokussierter Ernährungswissenschaftler (Dipl.oec.troph./JLU Gießen), Publizist, Referent und Buchautor (aktuell „ENDLICH RICHTIG ESSEN“ (Aug- 2024)). Seit mehr als 14 Jahren bildet die objektiv-faktenbasierte Analyse tausender aktueller Ernährungsstudien den Kern seiner unabhängigen Aufklärungsarbeit. Knop hat den mündigen Essbürger mit eigener Meinung zum Ziel, der umfassend informiert selbst und bewusst entscheidet, worauf er bei der wichtigsten Hauptsache der Welt – genussvolles Essen zur Lebenserhaltung – vertraut.

Kontakt: Uwe Knop auf LI