Die Debatte um Fette und ihre Auswirkungen auf unsere Gesundheit bekommt eine neue Wendung.
Ernährungswissenschaftler Uwe Knop beleuchtet überraschende Ergebnisse einer aktuellen Studie zum Zusammenhang von Fettverzehr und Darmkrebs.
Was hat die neue Studie zum Fettverzehr und Darmkrebs gezeigt?
Die aktuelle große Übersichtsarbeit hat die Zusammenhänge zwischen Nahrungsfettarten (gesättigt, ungesättigt) und den Nahrungsquellen (tierisch, pflanzlich) hinsichtlich des Risikos für Dickdarmkreb untersucht. Dabei beobachteten die Wissenschaftler folgende drei Kernergebnisse:
- Eine moderate Aufnahme gesättigter Fettsäuren (<40 g/Tag) ist mit einem verringerten Risiko für Dickdarm- und Rektumkrebs verbunden.
- Eine erhöhte Aufnahme von Nahrungsfett oder tierischem Fett weist keinen signifikanten Zusammenhang mit dem Risiko von Dickdarmkrebs auf.
- Es wurde kein schützender Zusammenhang zwischen der Aufnahme von ungesättigten oder Pflanzenfetten in Bezug auf das Risiko von Dickdarmkrebs beobachtet.
Kurz und knapp: Weder war mit dem Verzehr tierischer Fette ein erhöhtes Darmkrebsrisiko verbunden noch schützen Pflanzenfette vor Tumoren im Darm – das ist sehr überraschend.
Warum überraschen die Ergebnisse?
Bislang war die Fachwelt der Meinung, dass Insbesondere gesättigte Fettsäuren aus tierischen Quellen im Verdacht stehen, das Risiko für Darmkrebs zu erhöhen – und vegetarische Fette es senken könnten. Doch erstens war auch diese Vermutung nur Spekulation, da solche Annahmen stets auf ganz schwachen Korrelationen (banale Zusammenhänge) basieren, jedoch nicht auf echten Beweisen (Kausalevidenz) – das ist im Übrigen das Kernproblem der „Glaskugel Ernährungswissenschaften.“ Und zweitens zegen immer mehr neue Beobachtungsstudien – wie die aktuelle – dass selbst diese Hypothesen nicht haltbar sind, einfach weil noch nicht einmal die schwachen Korrelationen dafür sprechen.
Wieviel von welchem Fett sollen wir essen?
Das weiß niemand. Vertrauen Sie daher auch bei der Wahl Ihrer Öle und Fett auf Ihren guten Geschmack und Ihr Körpergefühl, also was sie gut vertragen und verdauen können. Hören Sie auf Ihr Bauchhirn – denn das gibt es wirklich, es hat sogar einen eigenen medizinischen Fachbegriff: enterisches Nervensystem (ENS). Grundsätzlich gilt: Der Verzehr aller Lebensmittel ist stets individuell. das gilt insbesondere für die zahlreichen energiehaltigen Geschmacksträger der Fette und Öle – hier kommt es nicht auf die wilden „Hypothesen zur Gesundheit“ an, sondern auf Ihr gutes Körpergefühl. Vertrauen Sie Ihrem guten Geschmack!
Macht Fett fett und kann ich mit Low-Fat-Diäten abnehmen?
Nein, so pauschal lässt sich das nicht sagen. Ob man dick wird oder nicht hängt von einer Vielzahl individueller Lebensstilfaktoren ab, aber sicher nicht von einem einzigen Makronähstoff. Auch, um erfolgreich abzunehmen und dann schlank zu bleiben kommt es ganz wesentlich auf einen ganz anderen Faktor an: personalisierte Ansätze. Erfolgreich abnehmen und schlank bleiben wird nur, wer seinen ganz eigenen Weg geht, der perfekt zur Persönlichkeit passt, denn nur dieser absolut individuelle Weg führt auch dauerhaft zum neuen Wunschgewicht. Wie dieser Weg aussieht, zeigt dieser detaillierte Beitrag zum einfachen Fünf-Phasen-Plan, entwickelt auf Basis der aktuellen wissenschaftlichen Datenlage.
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Dieser Beitrag erschien im Original zuerst auf FOCUS online-Experte
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Uwe Knop (*72) ist evidenzfokussierter Ernährungswissenschaftler (Dipl.oec.troph./JLU Gießen), Publizist, Referent und Buchautor (aktuell „ENDLICH RICHTIG ESSEN“ (Aug, 2024)). Seit mehr als 14 Jahren bildet die objektiv-faktenbasierte Analyse tausender aktueller Ernährungsstudien den Kern seiner unabhängigen Aufklärungsarbeit. Knop hat den mündigen Essbürger mit eigener Meinung zum Ziel, der umfassend informiert selbst und bewusst entscheidet, worauf er bei der wichtigsten Hauptsache der Welt – genussvolles Essen zur Lebenserhaltung – vertraut.
Kontakt: Uwe Knop auf LI