„Denk ich an die gesündeste Mahlzeit in der Nacht – dann bin ich um den Schlaf gebracht!“

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Das „gesündeste Abendessen der Welt“ – die Jagd nach einem Phantom?

Heute endet die „kulinarische Spurensuche der besonderen Art“, die Suche nach den drei gesündesten Mahlzeiten der Welt. Frühstück und Mittagessen hatten wir bereits. Nun wollen wir zum „Grande Finale“ noch das „gesündeste Abendessen der Welt“ suchen – werden wir es auch finden?

Mit KI erstellt

Die Jagd nach dem heiligen Gral

Stellen wir uns vor, wir sind eine Gruppe von Rittern, die einen heiligen Gral suchen. Nur, dass unser Gral nicht aus Gold und mit edlen Steinen besetzt ist, sondern mit dem „gesündesten Abendessen der Welt“ gefüllt ist. wie .z.B. einer dampfenden Schüssel Spagetti a la arte, einem Teller voller herzhafter Köstlichkeiten oder vielleicht auch nur einem simplen Salat. Unsere erste Frage muss lauten: Was macht ein Abendessen überhaupt „gesund“? Ist es die Anzahl der Vitamine? Der Proteingehalt? Die Menge an Ballaststoffen? Oder vielleicht doch die Abwesenheit vermeintlich „böser“ Fette und Zucker? Die Antwort ist so einfach wie komplex: Es kommt darauf an!

Verheddert Im Dickicht der Meinungen

Ernährungswissenschaftler, Coaches und selbsternannte Gurus überschlagen sich mit Meinungen. Der eine schwört auf Low Carb, der andere auf vegan, und wieder ein anderer predigt die Steinzeiternährung. Wer hat Recht? Nun, vielleicht alle ein bisschen und keiner so ganz. Denn was für den einen Menschen das „gesündeste Abendessen der Welt“ ist, kann für den anderen schon zu einer gastrointestinalen Katastrophe ausarten.

Die individuelle Verträglichkeit – unser Kompass im Ernährungsdschungel

Jeder Mensch is(s)t einzigartig. Unser Stoffwechsel, unsere Vorlieben, unsere Abneigungen – alles spielt eine Rolle bei der Frage, was uns guttut und was nicht. Nehmen wir zum Beispiel das Thema „Rohkost am Abend“. Ein großer Teller gemischter frischer Rohkostsalat – wenn das nicht gesund klingt, was dann? Frisch, knackig, voller Vitamine; Ballast- und Mineralstoffe – was könnte daran schlecht sein? Doch auch hier gibt es ein kleines Problem, wenn Sie zu spät abends essen – und mit einem sensiblen Verdauungstrakt gesegnet sind: Ihr Körper hat nicht mehr genug Energie und Aktivität, um all die rohen Gemüsestücke effektiv zu verarbeiten. Es dauert länger, bis sie zersetzt sind, und das kann zu unangenehmen Blähungen, dickem Wölbeblähbauch oder Völlegefühl führen. Und mal ehrlich: Wie gut schlafen Sie, wenn Ihr Magendarmtrakt die ganze Nacht mit der Zerkleinerung von Karotten, Zwiebeln und Kohl beschäftigt ist? Eben. Ergo: Für den einen mag ein knackiger Salat mit viel Gemüse und einem leichten Dressing das perfekte Abendessen sein. Für den anderen kann er jedoch zu üblen Blähungen und unruhigem Schlaf führen. Frei nach Heinrich Heine: „Denk ich an die gesündeste Mahlzeit in der Nacht. Dann bin ich um den Schlaf gebracht!“

Warum? Weil unser Körper nachts auf „Sparflamme“ schaltet. Die Verdauung arbeitet langsamer, und schwere, fettreiche oder eben auch blähende Speisen können uns dann schon mal den Schlaf rauben. Doch natürlich gibt es auch Menschen, die genau das lieben – und es funktioniert für sie, denn es macht ihnen nichts aus. Ihr Körper ist und (ver)arbeitet eben anders. Vielleicht sind auch Sie so ein „Latenight-Rohkost-Fan“ und spüren gar keine negativen Auswirkungen. Ihre Verdauung hat vielleicht einen „leisen Turbo-Modus“, der auch nachts noch fleißig arbeitet, ohne dass Sie es spüren – und dabei wie ein Baby schalfen. Aber für viele andere endet der Genuss von Rohkost in der Nacht in einem eher unbequemen Schlaf.

Die Krux mit dem „zu spät“

Und noch ein Faktor spielt eine entscheidende Rolle: der Zeitpunkt des Abendessens. Wer spät isst, belastet seinen Körper zusätzlich. Die Verdauung hat weniger Zeit, und die Energie, die eigentlich für die Regeneration gedacht wäre, wird für die Verarbeitung des Essens verbraucht. Das Ergebnis: Wir schlafen schlechter, fühlen uns am nächsten Morgen müde und haben langfristig vielleicht sogar mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Auch das ist möglich – muss aber nicht so sein.

Das „gesündeste Abendessen der Welt“ – eine Illusion?

Kehren wir zurück zu unserer Suche nach dem „gesündesten Abendessen der Welt“. Gibt es ihn überhaupt, diesen heiligen Gral der Ernährung? Die Antwort ist: Jein!

Es gibt nicht DAS eine, ultimative Abendessen, das für alle Menschen gleichermaßen gesund ist. Was es aber gibt, ist eine Vielzahl von Möglichkeiten, sich ganz individuell nach seinen Bedürfnissen, Vorlieben und Abneigungen gesund und ausgewogen zu ernähren – auch am Abend. Dazu beherzigen Sie einfach folgendes:

„Die glorreichen 7 Tipps“ für ein gesundes Abendessen:

  1. Essen Sie nur, was Ihnen schmeckt und was Sie gut verdauen können – ergo leicht und bekömmlich: Vermeiden Sie „rein prophylaktisch“ schwere, fettige Speisen am Abend
  2. Moderate Portionsgrößen: Ein riesiges Abendessen kurz vor dem Schlafen kann zu einem unruhigen Magen führen. Lieber kleinere Portionen genießen und bei Bedarf später nochmal einen kleinen Snack nehmen.
  3. Nicht zu spät: Essen Sie lieber früher zu Abend, damit Ihr Körper genügend Zeit für die Verdauung hat.
  4. Frisch und saisonal: Verwenden Sie frische, saisonale Zutaten.
  5. Abwechslung: Achten Sie auf eine ausgewogene Ernährung mit viel Gemüse, Vollkornprodukten und gesunden Proteinen.
  6. Individuelle Verträglichkeit: Hören Sie auf Ihren Körper und finden Sie heraus, was Ihnen guttut.
  7. Entspannung und Rituale: Ihr Körper liebt Routine. Wenn Sie abends eine entspannte Atmosphäre schaffen kann sich das positiv auf den Schlaf auswirken – und einen kleinen Teil später Völlerei kompensieren

Fazit: Die Reise ist das Ziel

Zunächst einmal müssen wir uns klar machen, dass Abendessen für uns alle eine sehr persönliche Angelegenheit ist. Was für den einen das perfekte Abendessen ist, das einen tiefen, ruhigen Schlaf fördert, könnte für den anderen eine nächtliche Magenkatastrophe auslösen. Was hier also wirklich wichtig ist: Es gibt nicht nur das eine „gesunde“ Abendessen – sondern es hängt von vielen Faktoren ab, wie Alter, Stoffwechsel, Gesundheitsstatus, Ernährung, Vorlieben und auch der individuellen Verträglichkeit. Die Suche nach dem „gesündesten Abendessen der Welt“ ist demnach eine weitere Illusion, es ist nicht mehr als reines Wunschdenken aller Ernährungsapostel. Aber die vier Reisen zu den gesündesten Mahlzeiten Frühstück, Mittag- und Abendessen als auch zum gesundesten Menü der Welt, war nicht umsonst, sondern wertvoll – denn sie führt uns zu einem besseren Verständnis unseres Körpers und unserer Bedürfnisse.

Vertraue auf die Macht – auch in der Nacht – Deines Körpers!

Unabhängig der Tageszeit geht es also nicht darum, das perfekte Rezept zu finden, sondern darum, auf Ihren Körper zu hören und herauszufinden, was für Sie am besten funktioniert. Denn jeder Körper is)s)t anders – und genau das ist es, was nicht nur das Thema „Abendessen“ so spannend und einzigartig macht. Also, sei es nun ein Curry mit Reis, ein gemischter Salat oder nur ein paar Löffel Joghurt mit Nüssen – Sie entscheiden was für Sie am besten ist. Hauptsache, Sie können danach entspannt schlafen! Und Heinrich Heine lässt sie in Ruhe in der Nacht …

In diesem Sinne: Guten Abendhunger und eine erholsame Nacht!

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Dieser Beitrag erschien im Original zuerst auf FOCUS online-Experte

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Uwe Knop (*72) ist evidenzfokussierter Ernährungswissenschaftler (Dipl.oec.troph./JLU Gießen), Publizist, Referent und Buchautor (aktuell „ENDLICH RICHTIG ESSEN“ (Aug- 2024)). Seit mehr als 14 Jahren bildet die objektiv-faktenbasierte Analyse tausender aktueller Ernährungsstudien den Kern seiner unabhängigen Aufklärungsarbeit. Knop hat den mündigen Essbürger mit eigener Meinung zum Ziel, der umfassend informiert selbst und bewusst entscheidet, worauf er bei der wichtigsten Hauptsache der Welt – genussvolles Essen zur Lebenserhaltung – vertraut.

Kontakt: Uwe Knop auf LI