Gibt es das „gesündeste Menü der Welt“?

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Über gesunde Ernährung wird gerne, oft und kontrovers diskutiert. Eine der Fragen, die dabei immer wieder auf den Tisch kommen. lautet: Gibt es das „gesündeste Menü der Welt“? Lassen Sie sich die Antwort schmecken – und seien Sie für den nächsten kulinarischen Smalltalk gewappnet.

Mit KI erstellt

Da es im Bereich der Ernährungsforschung keine Beweise für gesunde Ernährung gibt (die vielfältigen Gründe können Sie hier nachlesen), gilt das Credo: Es gibt so viele gesunde Ernährungen, wie es Menschen gibt, denn jeder Mensch is(s)t anders. Konsequenterweise kann demnach auch niemand wissenschaftlich gesichert sagen, welches das „gesündeste Menü der Welt“ ist. Dieses Nicht-Wissen gilt jedoch nur für die allgemeingültige Aussage. Das „gesündeste Drei-Gang-Menü der Welt“ kann aus individueller Sicht natürlich selbst kreiert und kredenzt werden. Und genau das wird Ihnen jetzt „wissenschaftlich grundsätzlich plausibel“ serviert.

Auch wenn es keine Beweise für „gesunde“ Lebensmittel gibt, so haben wir einen biologischen Kompass, der uns in die richtige Richtung navigiert: unser gesunder Menschenverstand. Ergo gilt: Gesunde Nahrung entspricht einer Komposition an vielfältigen, frischen Zutaten von hoher Qualität, die uns idealerweise sowohl alle benötigten Makro- & Mikronährstoffe liefern als auch die zahlreichen sekundären Pflanzenstoffe, die unserem Körper „gute Dienste“ leisten. Und gerade im letztgenannten Bereich gibt es eine Gruppe ganz besonderer Phytopower, dessen Kraft man gleich unmittelbar beim Kauen spürt: die Scharfstoffe. Diese finden sich vorwiegend in Chili, Pfeffer, Senf, Knoblauch, Zwiebeln und Ingwer. Neben der direkt gefühlten Wirksamkeit liegen für die vielen verschiedenen Scharfstoffe zahlreiche Grundlagenstudien vor, die über das „Good Feeling“ hinaus sehr wahrscheinlich auch ein enorm breites Spektrum positiver physiologische Effekte vermuten lassen – und das gilt besonders für ChiliKnoblauch und Ingwer. Auch frische Kräuter sind wahre „Sekundärkraft-Powerpakete“, denn sie enthalten ein breites Spektrum pharmakologisch aktiver Substanzen. Des Weiteren werden gewissen Zubereitungsmethoden wie dem Fermentieren ebenfalls gesunderhaltende Wirkungen zugeschrieben.

Fassen wir alle vorgenannten Parameter zusammen, so erstellt sich Matrix des „gesündesten Drei-Gang-Menüs der Welt“ schon mal von ganz allein: abwechslungsreich, frisch, hohe Qualität, maximale Makro- und Mikronährstoffe, multidiverse Scharfpower garniert mit Fermentiertem. Idealerweise wird alles selbst zubereitet aus hochwertigen, frischen Zutaten: Das folgende Menü ist als „all-for-all“ konzipiert, d.h. pro Gang stehen alle Einzelkomponenten auf dem Tisch – und jeder kann sich al gusto nehmen und „kreieren“, was und wieviel er wovon möchte. Das „wieviel auf dem Tisch steht“ und damit auch die Anzahl der benötigten einzelnen Komponenten entscheiden Sie individuell nach Anzahl der Gäste und Kenntnis deren Hungers.

Vorspeisen-Duo „Phytopower“

  1. Kimchi (fermentierter Kohl mit Chili, Ingwer, Knoblauch)
  2. Meerrettich-Radieschen-Salat mit Doppel-Topping aus Kapuziner- & Brunnenkresse (alle Zutaten enthalten viele verschiedene scharfe Senföle!)

Hauptspeise „DIY-Döner m.a.“

Makronährstofflieferanten:

  1. kross gebackenes Fladenbrot (Kohlenhydrate)
  2. vegetarisch: Schafkäse und Falafel (Eiweiß, Fette)
  3. karnivor: gebratenes Fleisch je nach Vorlieben, z.B. Hähnchen, Rind (Eiweiß, Fette)

Makronährstofflieferanten – volle Power:

Je eine Schüssel:

  1. Rotkrautsalat
  2. Weißkrautsalat
  3. Rote Zwiebeln
  4. Tomaten, Gurken, Eisbergsalat
  5. Knoblauchsoße (deftig, mit viel frischem Knoblauch)
  6. Schalen-Quartett mit
  7. scharfem Chilipulver (!)
  8. glatter Petersilie
  9. Korianderblättern
  10. frischem gehacktem Knoblauch

+ Pfeffermühle mit schwarzem Pfeffer

PS: Wenn Sie jetzt denken „Wie bitte, Döner?“, dann lesen Sie gerne diesen Beitrag zum „DGE-Döner“.

Nachtisch

  1. Ingwersorbet mit Zitrone (aus frisch gepresstem Ingwer- und Zitronensaft) mit Minzblättern

Als Getränke mit „Doppelnutzen“ (Trinken & Schärfe neutralisieren)

  1. Rotwein (schwer, dunkel – viele Polyphenole)
  2. Kefir (fermentiert)
  3. Frisch gepresster Möhrensaft (kühlt auch Chili)

Et voila – mehr pralle „Scharfpower“ auf einem Tisch, das geht nicht! Daher ist dieses Drei-Gang-Menü rein aus Sicht aller Hot-Aficionados („Scharffreunde“) zweifellos das gesündeste, das beste Menü der Welt. Wer hingegen scharfes Essen nicht verträgt, der bleibt hier leider nur Zaungast – oder man dosiert dezent, so dass man alles noch gut verträgt, denn die individuelle Verträglichkeit ist das wichtigste Kriterium beim Essen im Allgemeinen.

Guten Hunger!

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Dieser Beitrag erschien im Original zuerst auf FOCUS online-Experte

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Uwe Knop (*72) ist evidenzfokussierter Ernährungswissenschaftler (Dipl.oec.troph./JLU Gießen), Publizist, Referent und Buchautor (aktuell „ENDLICH RICHTIG ESSEN“ (Aug- 2024)). Seit mehr als 14 Jahren bildet die objektiv-faktenbasierte Analyse tausender aktueller Ernährungsstudien den Kern seiner unabhängigen Aufklärungsarbeit. Knop hat den mündigen Essbürger mit eigener Meinung zum Ziel, der umfassend informiert selbst und bewusst entscheidet, worauf er bei der wichtigsten Hauptsache der Welt – genussvolles Essen zur Lebenserhaltung – vertraut.

Kontakt: Uwe Knop auf LI