Aufwendige Ernährungsstudie „C8arbo I“ an der FH Münster in Kooperation mit dem Universitätsklinikum Münster (UKM).
Wer sich ketogen ernährt, isst viel Fett, eine moderate Menge an Proteinen und sehr wenig Kohlenhydrate. In den USA und andernorts ist die Ernährungsweise ein wiederkehrender Trend unter Gesunden. Dem Team vom Kompetenzzentrum für Ernährung und Therapie (kurz „NuT“) am Fachbereich Oecotrophologie – Facility Management der FH Münster geht es jedoch um die ketogene Diät als Therapieform. „So können zum Beispiel Betroffene einer Epilepsie, die sich nicht medikamentös behandeln lässt, mit einer ketogenen Diät die Häufigkeit der Anfälle senken“, erklärt Marius Frenser vom NuT. Der große Nachteil der Diät: Sie ist schwer einzuhalten und schränkt die Lebensmittelauswahl enorm ein, gilt es doch, den Großteil der Energie aus Fett zu beziehen.
In seiner Promotion befasst sich der Ernährungswissenschaftler mit Stoffwechselprozessen rund um die Entstehung von Ketonkörpern im Menschen. „Im Grunde forschen wir zu der Frage, unter welchen Bedingungen sich Ketonkörper leichter erzeugen lassen“, so Frenser. Betreut wird er von Prof. Dr. Tobias Fischer von der FH Münster und Prof. Dr. Thorsten Marquardt vom Universitätsklinikum Münster (UKM). Die Zusammenarbeit von Fischer und Marquardt hat Tradition: Beide kooperieren bereits seit rund zehn Jahren, immer wieder waren Ketonkörper ein Thema. So auch in „C8arbo I“, einer aktuellen Studie zum Einfluss von Glukose und mittelkettigen Triglyceriden (MCT) auf die Ketonkörperbildung.
Normalerweise verstoffwechselt der Körper Kohlenhydrate in Form von Glukose, um Energie zu gewinnen. Stehen keine oder kaum Kohlenhydrate zur Verfügung, wie bei der ketogenen Ernährung, stellt sich der Stoffwechsel um. Er bezieht seine Energie nun aus Fett und verstoffwechselt es zu Ketonkörpern, um den Stoffwechselbetrieb aufrechtzuerhalten. Aus Studien ist bekannt, dass Kohlenhydrate die Ketonkörperbildung hemmen, während bestimmte mittelkettige Fettsäuren sie im Gegenteil dazu fördern.
„Die Praxis beruht in erster Linie auf Erfahrungswerten, ohne dass es ausreichend Studien zu den genauen Wechselwirkungen unterschiedlicher Dosierungen an Kohlenhydraten und MCT gibt“, erklärt Studienleiter Fischer. „Wir vermuten, dass die fördernde Wirkung der mittelkettigen Fettsäuren auf die Entstehung von Ketonkörpern ab einer gewissen Überlast an Kohlenhydraten abbricht. Den genauen Punkt, an dem dies auftritt, suchen wir aktuell, um mit dieser Information die Einhaltung einer ketogenen Diät zu erleichtern“, ergänzt Frenser, Absolvent des Masterstudiengangs Ernährung und Gesundheit. Wie viel mehr Kohlenhydrate genau gegessen werden könnten, ist Gegenstand der Studie „C8arbo I“, deren Ergebnisse derzeit ausgewertet werden. Fischer und Marquardt sind Studienleiter, Frenser ist Koordinator.
Mit elf jungen und gesunden Probanden*innen war die Fallzahl erreicht, die für derartige Studien notwendig ist. Über sechs Tage kamen sie jeweils morgens nüchtern an die Hochschule, wo sie verschiedene Mengen an Glukose und MCT tranken. Medizinisches Fachpersonal entnahm ihnen mehrmals täglich Blutproben. Die Präanalytik erfolgte ebenfalls an der FH Münster. Mit dem Verfahren der indirekten Kalorimetrie wurde zudem ihr Energiegrundumsatz gemessen. Das Team setzte ergänzend Atemtests und Urinproben ein, um die Ketonkörperentstehung zu untersuchen. Die Studie war randomisiert, kontrolliert und doppelt verblindet, sie erreicht somit die höchste Qualitätsstufe bei Ernährungsstudien.
Das Forschungsteam hat es enorm entlastet, dass der größte Teil der Studie mit der Ausstattung aus mehreren Laboren des Fachbereichs Oecotrophologie – Facility Management verwirklicht werden konnte. Die Blutproben werden derzeit im UKM-Zentrallabor von Dr. Manfred Fobker analysiert. Frenser, Fischer, Fobker und Marquardt werden die Ergebnisse als Fachartikel international publizieren.
Voraussichtlich im Oktober 2025 wird es eine weitere Studie geben, die „C8arbo II“. Dann werden alle Beteiligten – so das Ziel – weitere Erkenntnisse liefern, mit deren Hilfe Ärzt*innen und ernährungsmedizinisches Fachpersonal die ketogene Diät mit MCT verbessern können.