Vorsicht bei Tee-Werbung: „Immunschutz“ und „Durchschlafen“ sind oft leere Lockversprechen!

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Tee-Tricks entlarvt: Wie Hersteller mit falschen Versprechen Kunden locken. Tees mit großen Versprechen füllen die Regale, doch halten sie auch, was sie versprechen? Ernährungswissenschaftler Uwe Knop deckt auf.

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Was hat der aktuelle Marktcheck der Verbraucherzentrale Bundesverband gezeigt?

In den Regalen großer Handelsketten finden sich Tees mit klangvollen Namen: Produktnamen wie „Immunschutz“, Hormonbalance“ oder „Durchschlafen“ versprechen einen besonderen Nutzen. Ein aktueller Marktcheck der Verbraucherzentrale Bundesverband zeigt aber: Die gesundheitsbezogenen Versprechen sind zum Teil übertrieben, vereinzelt sogar krankheitsbezogen und damit verboten. Für den Marktcheck suchten die Tester:innen in Drogerien, Supermärkten und Discountern gezielt nach Tees mit gesundheitsbezogenen Angaben auf der Schauseite. Dabei wählten sie nur herkömmliche Produkte aus, Arzneitees wurden nicht berücksichtigt. Solche herkömmlichen Tees gelten als Lebensmittel und dürfen nicht mit krankheitsbezogenen Angaben werben. Gesundheitsbezogene Angaben wie „trägt zur normalen Funktion des Immunsystems bei“ dürfen verwendet werden, wenn sie für den Tee oder eine Zutat des Tees zugelassenen sind.

Was stecktt hinter diesen Gesundheitsversprechen für Tee, die eigentlich nicht sein dürften?

Der Marktcheck zeigt: Bei 21 der 34 Tees beruht die versprochene Wirkung nicht etwa auf den abgebildeten Kräutern oder Früchten. Vielmehr setzen die Anbieter zusätzlich Vitamine, Mineralstoffe oder Melatonin zu, um mit der gesundheitlichen Angabe (Claim) werben zu dürfen. Beispielsweise steckte in einem „Immunschutztee“ neben der abgebildeten Zitrone und Ingwerwurzel auch Vitamin C und Zink. Für diese beiden Nährstoffe ist der Claim „…trägt zu einer normalen Funktion des Immunsystems bei“ zugelassen. Für Kräuter oder Früchte hingegen gibt es keine zugelassene Angabe in Bezug auf das Immunsystem. Der Verbraucherzentrale Bundesverband bezeichnet ein solches Vorgehen als Marketingtrick: Produktnamen und Abbildungen vermittelten den Eindruck, die Kräuter, Früchte oder auch der Tee insgesamt könnten die beworbene Wirkung erzeugen. Tatsächlich basiert der Claim zum Immunsystem allein auf den zugesetzten Vitaminen oder Mineralstoffen!

Und was ist mit den beliebten „Gesundheitsboostern“ Matcha, Grün- und Ingwertee?

Da müssen Teefreunde jetzt stark sein, Denn auch hier gibt es keine wissenschaftlichen Belege der Wirksamkeit. Beim Ingwertee ist es so: Es gibt zwar einige Grundlagenstudien, die zeigen, dass Ingwer antiviral und entzündungshemmend wirkt. Doch ob das im Endeffekt z.B. auch zu weniger Erkältungen führt, ist wissenschaftlich nicht belegt (mehr dazu lesen Sie hier). Auch die Gesundheits-Mythen zu Grüntee wurden jüngst wissenschaftlich „entzaubert“, Und zur Frage: „Ist Matcha-Tee gesund oder gar gesünder als andere Teesorten?“ laute die nüchterne Antwort: Nein. Solche Unterschiede sind ausschließlich rein spekulativer Natur. Matcha ist nur ein Tee unter vielen.

Sollen wir also keinen Tee mehr trinken? 

Auf keinen Fall sind fehlende wissenschaftliche Beweise ein Grund, Lebensmittel nicht zu genießen, die man gerne isst und trinkt. Tee hat was „heimeliges“. was wärmendes, er schmeckt und tut gut, er verleiht ein schönes Gefühl. Und er liefert wertvolle Inhaltstoffe, besonders wenn frischer Power-Ingwer drin ist. Also, es ist ganz einfach: Trinken Sie den Tee in der Art, der Ihnen am besten schmeckt und das schönste Gefühl schenkt! Das ist es, worauf es wirklich ankommt.

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Dieser Beitrag erschien im Original zuerst auf FOCUS online-Experte.

Uwe Knop (*72) ist evidenzfokussierter Ernährungswissenschaftler (Dipl.oec.troph./JLU Gießen), Publizist, Referent und Buchautor (aktuell „ENDLICH RICHTIG ESSEN“ und „ERFOLGREICH ABNEHMEN“ (2. Auflage 2025)). Seit mehr als 15 Jahren bildet die objektiv-faktenbasierte Analyse tausender aktueller Ernährungsstudien den Kern seiner unabhängigen Aufklärungsarbeit. Knop hat den mündigen Essbürger mit eigener Meinung zum Ziel, der umfassend informiert selbst und bewusst entscheidet, worauf er bei der wichtigsten Hauptsache der Welt – genussvolles Essen zur Lebenserhaltung – vertraut.

Kontakt: Uwe Knop auf LI