Ein neuer Trend macht die Runde in den sozialen Medien, doch Ernährungswissenschaftler Uwe Knop warnt vor den potenziellen Gefahren des sogenannten Fibermaxxings – und erklört, warum ein prall gefüllter Döner die bessere Ballaststoffwahl ist.
Was ist Fibermaxxing?
Fibermaxxing ist ein neuer, potenziell gefährlicher Trend in den sozialen Medien. Dabei versuchen Influencer, große Mengen Ballaststoffe in kurzer Zeit zu sich zu nehmen. Ziel ist es unter anderem, schnell abzunehmen, die Gesundheit zu fördern oder die Verdauung zu verbessern. Der Begriff leitet sich vom englischen Wort „fiber“ für Ballaststoffe und „maxxing“ für Maximierung ab. Oft werden hierfür keine frischen Lebensmittel, sondern Ballaststoffpräparate, wie z.B. Flohsamenschalen, in enormen Mengen verwendet.
Wie wirken Ballaststoffe im Körper?
Ballaststoffe, die hauptsächlich in pflanzlichen Lebensmitteln vorkommen, sind unverdaulich und gelangen so in den Dickdarm. Hier binden sie Wasser, was das Stuhlvolumen erhöht und die Darmtätigkeit anregt. Dies kann Verstopfung vorbeugen.Ballaststoffe haben aber auch andere, wenn auch nur geringe, aber wichtige Wirkungen im Körper: Sie können den Cholesterinspiegel senken, den Blutzuckerspiegel stabilisieren, da sie die Aufnahme von Zucker verlangsamen und dadurch das Sättigungsgefühl steigern. Außerdem dienen sie den nützlichen Darmbakterien als Nahrung, was eine gesunde Mikrobiota (früher Darmflora) fördert.
Was ist beim Fibermaxxing unbedingt zu beachten?
Wer sich bisher ballaststoffarm ernährt hat, sollte seine Ballaststoffaufnahme nur sehr langsam und schrittweise erhöhen. Eine zu schnelle und zu hohe Zufuhr kann zu starken Verdauungsbeschwerden wie Blähungen, Bauchschmerzen und Durchfall führen. Wichtig ist auch, die Ballaststoffe nie ohne ausreichend Wasser einzunehmen, da sie im Darm aufquellen und sonst zu Verstopfungen führen können.
Ist Fibermaxxing zu empfehlen?
Nein, Fibermaxxing perist nicht zu empfehlen. Jeder Darm reagiert anders, und eine massive Erhöhung der Ballaststoffzufuhr kann zu unangenehmen Nebenwirkungen wie starken Blähungen, Bauchschmerzen und Krämpfen führen. Außerdem gibt es keine wissenschaftlichen Beweise dafür, dass das extreme Vorgehen beim Fibermaxxing zusätzliche gesundheitliche Vorteile bringt. Eine ausgewogene, ballaststoffreiche Ernährung ist einem extremen, unsinnigen Trend immer vorzuziehen. Mit diesen drei einfachen Regeln, die jeder kennen sollte, wird gesund essen leicht gemacht.
Wer sollte Fibermaxxing auf keinen Fall machen?
Menschen mit bestimmten Magen-Darm-Erkrankungen wie dem Reizdarmsyndrom, Morbus Crohn, Colitis ulcerosa oder Darmverengungen sollten Fibermaxxing auf keinen Fall machen, da eine plötzliche hohe Ballaststoffzufuhr ihre Symptome massiv verschlimmern kann. Auch Personen mit Schluckstörungen müssen aufpassen, da manche Ballaststoffpräparate aufquellen und sich in der Speiseröhre festsetzen können. Grundsätzlich sollte jeder, der sich über seine Verdauungsgesundheit unsicher ist, vor der extremen Ballaststoffaufnahme seinen Arzt oder Ernährungsmediziner konsultieren.
Wann und warum kann ich einfach mit einem Döner für eine gesunde Ballaststoffzufuhr sorgen?
Ein Döner kann tatsächlich zu einer gesunden Ballaststoffzufuhr als „alltägliches Fibermaxxing“ beitragen – aber nur, wenn man die richtigen Zutaten wählt. Ein einfacher Döner ist meist Fast Food, der viel Fett und Salz enthält. Der Clou liegt in der frischen, ausgewogenen Gemüsevielfalt: Rotkohl, Weißkohl, Zwiebeln, Tomaten, Gurken und Salat sind allesamt reich an Ballaststoffen, Vitaminen und Mineralstoffen. Insbesondere der Krautsalat (aus Weiß- und Rotkohl) ist eine gute Ballaststoffquelle.
Der Zeitpunkt: Ein Döner kann als schnelle, vollwertige Mahlzeit dienen, zum Beispiel in der Mittagspause oder wenn es mal schnell gehen muss. Er bietet eine gute Balance aus Kohlenhydraten (Fladenbrot), Proteinen (Fleisch oder Falafel) und eben den wichtigen Ballaststoffen aus dem Gemüse.
Warum er zur Ballaststoffzufuhr beiträgt:
- Rotkraut und Weißkraut: Sie enthalten viele Ballaststoffe und Vitamin C.
- Tomaten, Gurken und Salat: Diese Gemüsesorten liefern ebenfalls Ballaststoffe sowie Vitamine und Mineralstoffe wie Kalium und Vitamin A.
- Zwiebeln: Sie enthalten Fructane, eine Art Ballaststoff, der die Darmflora unterstützen kann
Um einen Döner also fibermaxiert-gesünder zu gestalten, ist es ratsam, eine extra Portion „mit Salat alles“ zu ordern.. So wird der Döner nicht nur lecker, sondern auch zu einem wertvollen Baustein für eine gesunde Ernährung. Und vielleicht macht das Ihren Döner ganz schnell zum“gesündesten“ Mittagessen der Welt – in diesem Sinn, guten Hunger und festen Biss!
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Dieser Beitrag erschien im Original zuerst auf FOCUS online-Experte
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Uwe Knop (*72) ist evidenzfokussierter Ernährungswissenschaftler (Dipl.oec.troph./JLU Gießen), Publizist, Referent und Buchautor (aktuell „ENDLICH RICHTIG ESSEN“ (Aug, 2024)). Seit mehr als 14 Jahren bildet die objektiv-faktenbasierte Analyse tausender aktueller Ernährungsstudien den Kern seiner unabhängigen Aufklärungsarbeit. Knop hat den mündigen Essbürger mit eigener Meinung zum Ziel, der umfassend informiert selbst und bewusst entscheidet, worauf er bei der wichtigsten Hauptsache der Welt – genussvolles Essen zur Lebenserhaltung – vertraut.
Kontakt: Uwe Knop auf LI