Genießen Sie die Feiertage! Denn: Dick werden Sie, wenn überhaupt, nicht zwischen Weihnachten und Neujahr, sondern zwischen Neujahr und Weihnachten.

Jedes Jahr, wenn die Weihnachtsbeleuchtung angeht, beginnt das gleiche Ritual: die Vorfreude, die Besinnlichkeit – und die heimliche Angst vor den sogenannten „Weihnachtspfunden“. Überall höre ich die gleichen Ratschläge, man müsse sich doch „zurückhalten“ und „vernünftig“ essen. Meine besinnliche Botschaft an Sie lautet: Hören Sie auf, sich zu stressen!
Denn, das ist klar: Dick werden Sie, wenn überhaupt, nicht zwischen Weihnachten und Neujahr, sondern zwischen Neujahr und Weihnachten.
Die paar Tage der Feierlichkeiten reichen einfach nicht aus, um sich einen signifikanten Vorrat anzufuttern. Was am Ende wirklich zählt, ist der Kalorienüberschuss, den ich mir über das restliche Jahr unbemerkt aneigne. Die Festtage sind da nur der Sündenbock, der am lautesten schreit.
Meine Kalorien-Rechnung: So schwierig ist Zunehmen wirklich
Lassen Sie uns zur Beruhigung kurz in die Mathematik eintauchen. Ich möchte Ihnen zeigen, wie viel Anstrengung es wirklich kostet, merklich zuzunehmen: Um tatsächlich zwei Kilogramm Körperfett zuzulegen – eine Menge, die man im Spiegel erst richtig wahrnimmt – müsste ich in der letzten Dezemberwoche einen massiven Kalorienüberschuss von rund 14.000 Kilokalorien (kcal) erzielen (denn 1 kg Körperfett entspricht etwa 7.000 kcal). Das ist ein ziemlich hartes Stück Arbeit! Um das nur mit Schokolade zu bewerkstelligen, müsste ich – basierend auf einer durchschnittlichen Tafel à 500 kcal – satte 28 Tafeln Schokolade zusätzlich zu meinem normalen täglichen Bedarf essen. Ehrlich gesagt, das würde mir schon am zweiten Tag schwerfallen.
Mehr plausible Beispiele für den „hochkalorischen Weihnachts-Wahnsinn“
Wie sieht es mit den Klassikern aus? Ich habe mir angeschaut, wie viel man zusätzlich vertilgen müsste, um die 2 Kilogramm-Marke zu knacken:
- Der Gänsebraten: Ein wirklich üppiges Festmahl liegt bei 1.200 bis 1.500 kcal pro Portion. Selbst wenn ich damit meinen Tagesbedarf um 1.000 kcal überschreite, müsste ich dieses Festessen zusätzlich zum normalen Essen jeden Tag für 14 Tage in Folge verputzen. Da die Feiertage nur ein paar Tage dauern, ist das extrem unrealistisch.
- Die Plätzchen-Flut: Ein durchschnittliches Plätzchen hat 50 bis 80 kcal. Um die 14.000 kcal nur mit Gebäck zu erreichen, müsste ich über die Feiertage etwa 200 bis 280 Plätzchen mehr essen, als ich sonst an Snacks esse. Das ist mehr, als in die meisten Plätzchendosen passt!
- Der Glühwein-Marathon: Ein Becher Glühwein hat rund 200 bis 250 kcal. Um allein dadurch 2 kg zuzunehmen, bräuchte ich etwa 56 bis 70 Becher zusätzlich über die Feiertage verteilt. Ich glaube, bei dieser Menge hätte ich ganz andere Probleme als mein Gewicht.
Meine Erfahrung zeigt: Selbst wenn ich an Heiligabend, den beiden Weihnachtsfeiertagen und Silvester jeweils 1.000 kcal über meinem Bedarf liege, summiert sich das auf 4.000 kcal Überschuss. Das reicht, wenn überhaupt, für eine Zunahme von weniger als 600 Gramm Körperfett. Was die Waage mehr anzeigt, ist in dieser kurzen Zeit fast immer Wasser, das durch salz- und kohlenhydratreiche Kost gebunden wird. Das ist schnell wieder weg. Und vor allem ist es nur: Reine Theorie, nicht mehr als Rechenspielchen. Denn der menschliche Körper hat so einiges drauf, um überschüssige Kalorien vor der „Umwandlung in weißes Fett“ zu schützen – lesen Sie hier mehr von diesen „geheimen Fettverbrennern“.
Meine Schlussfolgerung: Ihre Lizenz zum Genießen
Deshalb lautet das einzige wahre Festtagsfazit: Genießen Sie! Lassen Sie sich die knusprige Gänsehaut oder den veganen Braten, die würzigen Zimtsterne und den dampfenden Glühwein schmecken. Seien Sie in dieser kurzen, wertvollen Zeit großzügig zu sich selbst. Diese Tage sind eine Pause, die man für die Seele nutzen sollte, nicht für akribische Kalorien-Kontrolle. Die entscheidenden Weichenstellungen für unser Wohlbefinden finden im langen Zeitraum zwischen Januar und November statt. Es geht um Kontinuität und Balance im Alltag, nicht um Panik vor wenigen Ausnahmen. In diesem Sinne: Ich wünsche Ihnen frohe, gesunde und vor allem entspannte Festtage! Lassen Sie sich die kulinarischen Besonderheiten schmecken – Sie haben es sich redlich verdient.
PS: Und falls auch Sie den beliebten Neujahrsvorsatz „Ich will abnehmen!“ anpeilen und sich fragen „Welcher Weg führt dazu, dass ich erfolgreich abnehmen und schlank bleibe?“, dann lesen Sie gerne weiter: Denn da gibt es nur einen einzigen richtigen Weg – und das ist der, denn auch die drei Promis eingeschlagen haben: Dieser Erfolgsweg ist immer individuell! Es ist also „kriegsentscheidend“, dass man seinen ganz eigenen Weg geht, der perfekt zur eigenen Persönlichkeit passt, denn nur dieser absolut individuelle Weg führt auch dauerhaft zum neuen Wunschgewicht. Wie dieser Weg aussieht, das zeigt der „Fünf-Phasen-Plan zum Wunschgewicht“ , entwickelt auf Basis der aktuellen wissenschaftlichen Datenlage – und mit dem praxisnahen Prinzip RAKETE für jeden im Alltag ganz einfach umzusetzen.
Es gibt nur den Weg I DIET MY WAY, weil die Wissenschaft bis heute nicht die eine, für alle optimale Ernährungsform zum Abnehmen gefunden hat sie existiert einfach nicht. Es gibt schlicht nicht das eine Abnehm-Konzept, das für alle gilt. Übergewicht ist immer ein hochkomplexes Problem und man muss scheuklappenfrei und mit ehrlicher Selbstreflexion nach dem Ursachencocktail suchen – und dieser ist immer individuell, denn unsere Gene, unser Mikrobiom (früher „Darmflora“), die Lebensweise und unser Stoffwechsel unterscheiden sich sehr stark. So lauten auch die aktuellen Ernährungsempfehlungen der Ärzte-Leitlinie „Adipositas“ zum Abnehmen: Die Wahl des Ernährungsstils sollte nur der Abnehmwillige selbst anhand seiner Essgewohnheiten, Wünsche und Vorlieben individuell treffen. Übergewichtige Menschen sollten also auf ihre persönliche Situation maßgeschneidert-abgestimmte, individualisierte Ernährungsempfehlungen erhalten. Denn es gibt heute viele, wissenschaftlich gut untersuchte Möglichkeiten, Essenergie einzusparen – sodass jeder Mensch eine für ihn passende Ernährungsweise finden sollte, die es ihm leichter macht, sein Gewicht im Griff zu behalten.
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Dieser Beitrag erschien im Original zuerst auf FOCUS online-Experte.
Uwe Knop (*72) ist evidenzfokussierter Ernährungswissenschaftler (Dipl.oec.troph./JLU Gießen), Publizist, Referent und Buchautor (aktuell „ENDLICH RICHTIG ESSEN“ und „ERFOLGREICH ABNEHMEN“ (2. Auflage 2025)). Seit mehr als 15 Jahren bildet die objektiv-faktenbasierte Analyse tausender aktueller Ernährungsstudien den Kern seiner unabhängigen Aufklärungsarbeit. Knop hat den mündigen Essbürger mit eigener Meinung zum Ziel, der umfassend informiert selbst und bewusst entscheidet, worauf er bei der wichtigsten Hauptsache der Welt – genussvolles Essen zur Lebenserhaltung – vertraut.
Kontakt: Uwe Knop auf LI
