Milchprodukte sind mehr als nur ein leckerer Snack – sie können auch Ihre Gesundheit beeinflussen. Ernährungswissenschaftler Uwe Knop erklärt die Unterschiede und gesundheitlichen Aspekte von Kefir und Skyr.

Wie unterscheiden sich Kefir und Skyr?
Kefir ist ein fermentiertes Milchgetränk, das durch die Zugabe von Kefirknollen zu Milch entsteht. Diese Knollen enthalten eine komplexe Mischung aus Bakterien und Hefen, die für die Gärung verantwortlich sind. Das Ergebnis ist ein kohlensäurehaltiges, leicht säuerliches Getränk mit einer dünnflüssigen Konsistenz. Skyr hingegen ist ein isländisches Milchprodukt, das traditionell aus Magermilch hergestellt wird und ebenfalls fermentiert ist. Im Gegensatz zu Kefir ist Skyr dicker, ähnelt in der Textur eher einem Quark und ist deutlich milder im Geschmack, da er keine Hefekulturen enthält. Der Hauptunterschied liegt also in der Zusammensetzung der Mikroorganismen und in der daraus resultierenden Konsistenz und dem Geschmack.
Was ist gesünder: Kefir oder Skyr?
Weder Kefir noch Skyr sind per se gesünder als das jeweils andere. Beide sind empfehlenswerte nährstoffreiche Lebensmittel. Kefir punktet vor allem mit seiner größeren Vielfalt an Probiotika durch die Mischung aus Bakterien und Hefen, die sich positiv auf das Mikrobion im Darm (früher Darmflora) auswirken können. Skyr wiederum ist besonders reich an Eiweiß und eignet sich daher gut für Sportler oder als langanhaltender Sattmacher. Außerdem enthält er meist weniger Fett als Kefir. Die „Gesundheit“ beider Produkte hängt immer von der individuellen Verträglichkeit, also hören Sie auf Ihr Bauchhirn. Und generell gilt: Es gibt keine wissenschaftlichen Beweise für gesunde Lebensmittel!
Warum gibt es keine Beweise für gesunde Lebensmittel?
Es gibt keine Beweise im streng wissenschaftlichen Sinne für die absolute „Gesundheit“ einzelner Lebensmittel, da die Wirkung von Lebensmitteln stark von individuellen Faktoren wie dem Stoffwechsel, der genetischen Veranlagung und der gesamten Ernährung abhängt. Die Forschung kann lediglich Korrelationen herstellen – also ganz banale statistische Zusammenhänge – aber keine Kausalevidenz, also Ursache-Wirkungs-Beziehungen, nachweisen. Es ist auch nicht möglich, ein einzelnes Lebensmittel als „gesund“ zu bezeichnen, das auf jeden Menschen die gleiche positive Wirkung hat. Zudem kann die Überbetonung einzelner Lebensmittel dazu führen, dass die Bedeutung einer ausgewogenen und vielfältigen Ernährung in den Hintergrund rückt. Warum der bemitleidenswerte Forschungszweig „Ernährungswissenschaften“ dem Lesen einer Glaskugel gleicht, das können Sie hier nachlesen.
Fermentierte Lebensmittel im Allgemeinen sind zu empfehlen?
Ja, fermentierte Lebensmittel werden im Allgemeinen empfohlen, da sie eine Vielzahl von positiven Effekten haben können. Der Fermentationsprozess wandelt Nährstoffe um, was sie oft leichter verdaulich macht. Beispiele für fermentierte Lebensmittel sind Kefir, Joghurt, Sauerkraut und Kimchi. Wichtig ist, auf naturbelassene Varianten ohne unnötige Zusatzstoffe zu achten, um den vollen Nutzen zu ziehen. Bei weiterem Interesse lesen Sie diesen Artikel, der Antworten auf folgende Kernfragen liefert:
- Was genau sind fermentierte Lebensmittel und wie werden sie hergestellt?
- Welche fermentierten Lebensmittel sind die beliebtesten/bekanntesten?
- Welche gesundheitlichen Vorteile bieten fermentierte Lebensmittel wie Joghurt, Sauerkraut und Kimchi?
- Können fermentierte Lebensmittel also die Gesundheit fördern und Krankheiten vorbeugen?
Ein besonders hippes Feld sind derzeit Psychobiotika.
Was sind Psychobiotika?
Psychobiotika gelten als besonderer kulinarischer Trend mit der Extraportion „Sonne für die Seele“, die unsere Gesundheit und Psyche beeinflussen soll. Das ist derzeit jedoch noch wunschdenkende Zukunftsmusik. Mehr dazu lesen Sie hier.
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Dieser Beitrag erschien im Original zuerst auf FOCUS online-Experte
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Uwe Knop (*72) ist evidenzfokussierter Ernährungswissenschaftler (Dipl.oec.troph./JLU Gießen), Publizist, Referent und Buchautor (aktuell „ENDLICH RICHTIG ESSEN“ (Aug, 2024)). Seit mehr als 14 Jahren bildet die objektiv-faktenbasierte Analyse tausender aktueller Ernährungsstudien den Kern seiner unabhängigen Aufklärungsarbeit. Knop hat den mündigen Essbürger mit eigener Meinung zum Ziel, der umfassend informiert selbst und bewusst entscheidet, worauf er bei der wichtigsten Hauptsache der Welt – genussvolles Essen zur Lebenserhaltung – vertraut.
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