Abnehmspritzen – haben sie auch eine“teuflische Seite“?

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Gewicht runter, Risiko rauf? Die dunkle Seite der Wunder-Spritzen. Die neuesten Erkenntnisse zu Abnehmspritzen werfen Fragen auf. Ernährungswissenschaftler Uwe Knop beleuchtet die aktuellen Risiken dieser Behandlung.

KI

Welche Themen haben Ärzte auf dem Europäischen Kardiologen-Kongress rund um die Abnehmspritzen kritisch diskutiert?

International renommierte Ärzte diskutierten auf dem Kongress der Europäischen Kardiologen (ESC) in einer hochkarätig besetzten Debatte die potenziellen Risiken der Abnehmspritzen („GLP-1-RA“ wie Semaglutid und Tirzepatid). Da eine Gewichtsabnahme nicht nur Fett, sondern auch Muskeln zum Schmelzen bringen kann, wurde insbesonder der Verlust der Muskelmasse diskutiert. Die Mediziner erörterten, welche Risiken dies mit sich bringt und welche Gegenmaßnahmen ergriffen werden können. Ein weiterer Diskussionspunkt war die Frage, warum die beeindruckenden Ergebnisse bei der Gewichtsreduktion, der Nierenfunktion und der Herzfunktion nicht zu einer deutlich stärkeren Senkung der Sterblichkeit führen. Auch der Einfluss der Medikamente auf die Herzmuskelmasse und die Knochendichte wurde thematisiert.

Welche Ergebnisse sind von hoher Relevanz sowohl für Mediziner als auch für Patienten?

Ein zentrales relevantes Ergebnis ist, dass bei der Gewichtsabnahme durch Abnehmspritzen ein erheblicher Anteil der verlorenen Masse aus fettfreier Körpermasse (FFM) besteht, wovon die Hälfte Muskelmasse ist. Dieser Verlust ist bei den aktuell häufig vernwendeten Wirkstoffen im Vergleich zu herkömmlichen Diäten deutlich höher. Es wurde auch festgestellt, dass bei gefährdeten Patientengruppen wie älteren Menschen, Krebspatienten oder Personen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen die Herzmuskelmasse und die Knochendichte abnehmen können. Ein weiteres wichtiges Ergebnis ist der sogenannte Jo-Jo-Effekt nach dem Absetzen der Therapie, bei dem die erneute Gewichtszunahme hauptsächlich aus Fettmasse besteht. Dies kann zu einer ungünstigeren Körperzusammensetzung führen

Wo sehen die Wissenschaftler noch Lücken und damit dringenden Forschungsbedarf?

Die internationalen Wissenschaftler sehen dringenden Forschungsbedarf bei der Entwicklung neuer medikamentöser Strategien, die den Muskelmasseverlust unter der Therapie mit Abnehmspritzen verhindern. Zudem besteht die Notwendigkeit, festzustellen, wie die Zusammensetzung der Körpermasse, insbesondere das Verhältnis von Muskel- zu Fettmasse, nach dem Absetzen der Medikamente genau verändert wird. Die Wissenschaftler mahnen, dass es ethisch nicht vertretbar ist, die Medikamente ohne begleitende Programme zur Lebensstiländerung einzusetzen, da diese in den Zulassungsstudien den Verlust der Muskelmasse in Schach hielten, in der Praxis jedoch oft fehlen.

Welche Abnehmspritzen gibt es und wirken sie?

Zuerst kam 2023 die Abnehmspritze „Wegovy“ (Wirkstoff: Semaglutid) auf den Markt. Die zweite Abnehmspritze heißt „Mounjaro“ (Wirkstoff: Tirzepatid). Beide Wirkstoffe sind nicht neu – sie werden bereits seit vielen Jahren zur Behandlung von Typ-2-Diabetes („Zuckerkrankheit“) eingesetzt – und seit 2023 können sie nun auch ganz gezielt nur bei Überge­wichtigen oder Fettleibigen verordnet werden, die keinen Diabetes haben. Beide Spritzen kann nur ein Arzt auf Rezept verschreiben. Dabei ist wichtig zu wissen, dass alle Verwender nicht nur spritzen müssen, sondern auch unbedingt ihre Ernährung umstellen und sich mehr bewegen sollen. Tirzepatid und Semaglutid gehören zur Wirkstoffgruppe der „GLP-1-Rezeptoragonisten“ (GLP-1-RA, auch GLP-1-Analoga, also GLP-1-„Kopien“), das heißt sie ahmen die Wirkung des körpereigenen Darmhormons GLP-1 nach, das ausgeschüttet wird, wenn wir essen. Zu dessen Wirkungen gehören einerseits die Steigerung der Insulinausschüttung aus der Bauchspeicheldrüse, was den Blutzuckerspiegel genauer senken kann als andere Arzneimittel, daher der bisherige Einsatz bei Diabetes. Anderseits hat es Wirkungen auf das Sättigungszentrum in unserem Gehirn, weil es Hunger bzw. Appetit herabsetzt und im Magen zu einer langsameren Entleerung und einer längeren Sättigung führt. Insgesamt haben die „Abnehmspritzer“ somit weniger Hunger, sind satter und essen daher auch weniger. Aber es gibt auch zahlreiche Nebenwirkungen.

So haben Forscher in einer neuen Großstudie die Glucagon-like Peptide-1-Rezeptoragonisten (GLP-1-RA) erstmals systematisch im Hinblick auf diverse Effekte bei 175 ge­sund­heitlichen Problemen und Krankheiten untersucht. Dabei stellten sie fest: Die Abnehmspritzen senken nicht nur Blutzucker und Gewicht – bei den Verwendern ändern sich die auch Risiken für verschiedene Beschwerden und Krank­heiten. Die Autoren berichten, dass GLP-1-RA nicht nur zahlreiche positive Zusatzwirkungen haben können, sondern auch einige negative Risiken mit sich bringen. Daher ist es wichtig, dass alle Ärzte, die Abnehmspritzen verordnen, jeden einzelnen Patienten genau hinsichtlich der persönlichen Risiken aufklärt.

Wie kann ich ohne Abnehmspritzen erfolreich abnehmen und mein Gewicht halten?

Als Ernährungswissenschaftler habe ich in den letzten 20 Jahren mehrere tausend Studien sowohl zur richtigen Ernährung als auch zum Abnehmen ausgewertet. Dabei hat sich folgende glasklare Kernbotschaft herauskristallisiert: Bei der langfristigen Gewichtsreduktion und vor allem beim anschließenden Gewichthalten kommt es auf einen zentralen Faktor an – und der heißt individuelle Ernährungs- und Lebensstilumstellung, die perfket und damit idealwerweise lebenslang zu mir und meiner Persönlichkeit passt, weil ich davon überzeugt bin und der Weg mir wirklich Spaß macht. Dabei sollten abwechslungsreiche, frische Lebensmittel im Fokus stehen, die man gerne isst und gut verträgt. Wie all das geht, können Sie ausführlich nachlesen im Artikel „Projekt Wunschgewicht – Ihr Fünf-Phasen-Plan, entwickelt auf Basis aktuellster wissenschaftlicher Erkenntnisse“

I DIET MY WAY heißt das Erfolgscredo. Und das kennt für Sie persönlich niemand so gut wie Sie selbst – denn auf dem individuellen Weg erfolgreicher Gewichtsreduktion gilt: Die Methode muss zur Persönlichkeit passen, nicht umgekehrt. Einen einfachen „10-Punkte-Plan: Wie Sie Ihr Wunschgewicht erreichen“ mit vielen praktischen Tippsfinden Sie hier.

 

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Dieser Beitrag erschien im Original zuerst auf FOCUS online-Experte

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Uwe Knop (*72) ist evidenzfokussierter Ernährungswissenschaftler (Dipl.oec.troph./JLU Gießen), Publizist, Referent und Buchautor (aktuell „ENDLICH RICHTIG ESSEN (Aug, 2024)). Seit mehr als 14 Jahren bildet die objektiv-faktenbasierte Analyse tausender aktueller Ernährungsstudien den Kern seiner unabhängigen Aufklärungsarbeit. Knop hat den mündigen Essbürger mit eigener Meinung zum Ziel, der umfassend informiert selbst und bewusst entscheidet, worauf er bei der wichtigsten Hauptsache der Welt – genussvolles Essen zur Lebenserhaltung – vertraut.

Kontakt: Uwe Knop auf LI