Von berauschenden Kröten bis zu umstrittenen Delikatessen – Ernährungswissenschaftler Uwe Knop beleuchtet die „Doppelfunktion“ bestimmter Kröten.

Sind Froschschenkel als Nahrung in Deutschland erlaubt?
Ja, der Verkauf und Verzehr von Froschschenkeln ist in Deutschland erlaubt, obwohl der Fang einheimischer Frösche, da alle europäischen Amphibien gesetzlich geschützt sind, unter Strafe steht.
- Die in Deutschland und der gesamten EU verspeisten Froschschenkel werden importiert, hauptsächlich aus Ländern wie Indonesien, Vietnam, Taiwan und der Türkei.
- Betriebe, die Froschschenkel zubereiten und/oder verarbeiten, benötigen eine EU-Zulassung für den Umgang mit Erzeugnissen tierischen Ursprungs.
Es besteht jedoch eine anhaltende Diskussion bezüglich Tierschutz und Artenschutz, da die Frösche oft wild gefangen und unter tierquälerischen Bedingungen getötet werden, was Naturschützer und Tierschutzorganisationen stark kritisieren. Auch die massenhafte Entnahme der Frösche aus der Natur führt zu einem ökologischen Ungleichgewicht, da natürliche Insektenfresser fehlen. Dies kann eine unkontrollierte Vermehrung von Schädlingen in der Landwirtschaft zur Folge haben und den Einsatz von mehr Pestiziden erforderlich machen.
In welchen Ländern ist Froschfleisch generell als Lebensmittel zugelassen?
Froschfleisch, insbesondere Froschschenkel, wird in vielen Ländern konsumiert und ist dort als Lebensmittel zugelassen.
- Innerhalb der EU sind Länder mit hohem Konsum vor allem Frankreich (Hauptkonsument), Belgien (größter Importeur), Luxemburg und Portugal.
- Der Großteil des in die EU eingeführten Froschfleisches stammt aus Nicht-EU-Ländern. Hauptlieferanten für die EU sind Indonesien (Haupt-Exporteur weltweit und für die EU), Vietnam, Taiwan sowie Türkei und Albanien
- Asiatische Küche: Froschfleisch ist auch in der asiatischen Küche verbreitet (z.B. Philippinen, Kambodscha), wo Frösche teils im Ganzen serviert werden.
- USA importieren ebenfalls große Mengen, allerdings vorwiegend aus Zuchtbetrieben, im Gegensatz zur EU, die größtenteils Wildfänge importiert.
Daneben kommen Froschfarmen als „ethische Alternative“ zum Wildfang ins Spiel: Es gibt erste Ansätze in Europa (z. B. Frankreich), Froscharten für den Verzehr zu züchten, um den ethischen und ökologischen Problemen des Wildfangs entgegenzuwirken. Allerdings können diese Farmen den hohen Bedarf bislang nicht decken.
Wie ist Froschfleisch ernährungsphysiologisch zu bewerten?
Froschfleisch wird ernährungsphysiologisch oft als fettarmes und proteinreiches Fleisch bewertet.
- Geschmack und Textur: Froschfleisch, insbesondere die Schenkel, wird oft als sehr zart und fein beschrieben. Im Geschmack erinnert es an eine Mischung aus jungem Hühnchen (Hähnchenbrust) und Fisch (oder ist geschmacklich eher neutral). Die Textur ist zart, aber leicht bissfest.
- „Chicken of the Sea/Swamp“ (Hühnchen des Meeres/Sumpfes): Wegen der geschmacklichen Ähnlichkeit mit hellem Geflügelfleisch wird Froschfleisch im Englischen auch als „Chicken of the Sea“ oder „Chicken of the Swamp“ bezeichnet.
- Für den Verzehr werden fast ausschließlich die kräftigen Hinterbeine (Froschschenkel) verwendet, da sie das meiste und zarteste Fleisch liefern.
Wichtig: Es gibt Berichte über Gesundheitsrisiken im Zusammenhang mit importiertem Froschfleisch aufgrund von nachgewiesenen Rückständen von Pestiziden (Insektizide, Herbizide) sowie anderen Schadstoffen wie Quecksilber oder Antibiotika in Proben. Diese Rückstände können ein Gesundheitsrisiko darstellen.
Wie und wozu werden Frösche noch verzehrt?
Während hierzulande der Konsum heimischer Amphibien eher wenig attraktiv ist, schleckt man in anderen Regionen wie den USA oder Australien schon mal an bestimmten Krötenarten, um sich in einen Rauschzustand zu versetzen, der dem durch LSD (Lysergsäurediethylamid) ähneln soll. Die dort heimischen Colorado- bzw. Aga-Kröten enthalten in ihrem Schleim neben Bufotoxin ein Gemisch an Halluzinogenen – darunter die Stoffe Bufotenin, Dimethyltryptamin und 5-Methoxymonomethyltryptamin, die dem LSD chemisch ähnlich sind. In Australien, woher diese Praxis ursprünglich stammt, wird auch die Haut der Aga-Kröte (Bufo marinus, bis 25 cm lang) genutzt: Die gifthaltige Krötenhaut wird getrocknet und zu einem berauschenden Sud verkocht oder geraucht. In den USA wird stattdessen die Colorado-Kröte (Bufo alvarius, bis 20 cm lang) verwendet. Bei ihr findet sich das Gift in Form eines weißlichen Sekrets vor allem im Nacken, von wo aus es direkt abgeleckt wird oder in getrockneter Form geraucht werden kann.
Zwar ist in den USA der Konsum von Krötensekret mittlerweile verboten, aber die Tiere dürfen in Terrarien weiter gehalten werden. Auch in Deutschland wird inzwischen das Sekret konsumiert und die Kröten sogar legal gehandelt, da Handel und „Konsum“ dieser Tiere nicht über das Betäubungsmittelgesetz reguliert sind.
Was passiert beim Froschlecken als „berauschender Nachtisch“ und ist das empfehlenswert?
Etwa 30 Minuten nach dem Abschlecken der Kröte setzen Empfindungen und Symptome ein, die nach Beschreibung der Krötenschlecker den psychischen und körperlichen Auswirkungen eines LSD-Trips sehr ähnlich sind: Euphorie, Enthemmung, Wahrnehmung von Farben und Lichteffekten, aber auch Verwirrung, Schwindel, Kopfschmerz, Übelkeit und Erbrechen. Da man aber – wie bei allen Rauschmitteln aus Tieren, Pflanzen oder Pilzen – nicht abschätzen kann, wie hoch konzentriert Giftstoffe und berauschende Substanzen im Krötensekret vorliegen, kann es zu Vergiftungen mit lebensbedrohlichen Komplikationen wie starkem Blutdruckanstieg und Herzrhythmusstörungen bis hin zum Herzstillstand kommen. Der Gebrauch tierischer Halluzinogene ist daher eine durchaus gefährliche Angelegenheit, weshalb laut dem Pharmakologen und Toxikologen Professor Holger Barth von der Uni Ulm von diesem eigenartigen Phänomen ausdrücklich und dringend abzuraten ist. In diesem Sinne: Schlecken Sie auch zukünftig bitte keine Tiere ab, oder wie der US-Nationalparkdienst für die Besucher auf Facebook postet: „Bitte sehen Sie ab vom Lecken der Kröten!“
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Dieser Beitrag erschien im Original zuerst auf FOCUS online-Experte.
Uwe Knop (*72) ist evidenzfokussierter Ernährungswissenschaftler (Dipl.oec.troph./JLU Gießen), Publizist, Referent und Buchautor (aktuell „ENDLICH RICHTIG ESSEN“ und „ERFOLGREICH ABNEHMEN“ (2. Auflage 2025)). Seit mehr als 15 Jahren bildet die objektiv-faktenbasierte Analyse tausender aktueller Ernährungsstudien den Kern seiner unabhängigen Aufklärungsarbeit. Knop hat den mündigen Essbürger mit eigener Meinung zum Ziel, der umfassend informiert selbst und bewusst entscheidet, worauf er bei der wichtigsten Hauptsache der Welt – genussvolles Essen zur Lebenserhaltung – vertraut.
Kontakt: Uwe Knop auf LI
