Eine neue Studie entlarvt die Unwirksamkeit von Vitamintabletten. In einer aktuellen Publikation wurden die Auswirkungen von Vitaminpillen auf die Herzgesundheit von Diabetikern unter die Lupe genommen.
Ernährungswissenschaftler Uwe Knop liefert überraschende Einblicke in die Wirksamkeit von Nahrungsergänzungsmitteln.
Welche Rolle spielen Vitamine und Nahrungsergänzungsmittel (NEM) generell für unsere Gesundheit?
Für gesunde Menschen: Keine. Denn es liegen weder für die Multivitamin- noch andere NEM-Einnahmen belastbare Belege beispielsweise zur Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Krebs vor. Nur für Menschen, bei denen ein klinisch relevanter Mangel im Labor gesichert nachgewiesen ist, kann eine Nahrungsergänzung sinnvoll sein, um diesen Mangel auszugleichen. Das sollte jedoch immer der behandelnde Mediziner im Gesamtkontext der Therapie entscheiden.
Was hat die neue Studie zu „Vitaminpillen bei Diabetikern“ gezeigt?
Die neue Studie, publiziert im renommierten Fachmagazin JAMA; hat erforscht, ob die Gabe von Multivitaminen und Multimineralienpräparaten bei Diabetikern, die bereits einen Herzinfarkt erlitten, weitere schwere Herzkreislaufereignisse wie erneute Herzinfarkte oder Schlaganfälle vorbeugen kann. Dazu wurde die Einnahme im Vergleich zu Placebo (Mittel ohne Wirkstoffe) untersucht. Auch Krankenhausaufenthalte und Sterblichkeit der 1.000 Studienteilnehmer wurden analysiert. Die Ergebnisse dieser hochwertigen – randomisierten klinischen – Studie zeigten, dass bei Teilnehmern mit chronischer koronarer Herzkrankheit, Diabetes und einem früheren Herzinfarkt die Verwendung hochdosierter Multivitamine oder Multimineralien das Auftreten schwerer kardiovaskulärer (Herzkreislauf) Ereignisse nicht verringerte.
Helfen Nahrungsergänzungsmittel (NEM) bei der Gewichtsreduktion?
Nein. Nahrungsergänzungsmittel sind in keiner Weise mit Arzneimitteln vergleichbar hinsichtlich Wirkung und Sicherheit – aber genau das suggerieren die Abnehm-NEM-Verkäufer. Sie belügen damit verzweifelte Verbraucher, die zu jedem Strohhalm und dafür tief in die Tasche greifen – das ist die große „AbNEMlüge“.Das hat ein ARD-TV-Bericht gerade erneut bestätigt.
Sind Vitamintabletten ein „Longevity-Geheimtipp“; verlängern sie die Lebensdauer?
Auch hier ein klares Nein. Denn das hat eine recht neue US-Großstudie, wie vorgenannte aktuelle Diabetiker-Studie ebenfalls veröffentlicht im Topjournal JAMA, gezeigt. Die Wissenschaftler untersuchten, ob die tägliche Einnahme von Multivitaminpräparaten mit einem längeren Leben einhergeht. Dazu haben die Forscher Daten von fast 400.000 Erwachsenen in den USA ausgewertet. Das Ergebnis war eindeutig: Vitamintabletten-Verwender leben nicht länger . Überraschenderweise könnten diese Präparate sogar die gegenteilige Wirkung haben: Nach dem Ende der Studie war das Sterberisiko der Menschen, die regelmäßig Nahrungsergänzungsmittel einnahmen, minimal höher. Auch wenn – wie fast immer – hier nur eine Korrelation und keine Kausalität beobachtet werden konnte, so zeigt diese Studie klar: Wer Vitamintabletten schluckt, um länger gesund zu leben, der sollte das Pillen-Geld künftig besser für hochwertiges, gutes Essen ausgeben.
Dieser Beitrag erschien im Original zuerst auf FOCUS online-Experte
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Uwe Knop (*72) ist evidenzfokussierter Ernährungswissenschaftler (Dipl.oec.troph./JLU Gießen), Publizist, Referent und Buchautor (aktuell „ENDLICH RICHTIG ESSEN“ (Aug- 2024)). Seit mehr als 14 Jahren bildet die objektiv-faktenbasierte Analyse tausender aktueller Ernährungsstudien den Kern seiner unabhängigen Aufklärungsarbeit. Knop hat den mündigen Essbürger mit eigener Meinung zum Ziel, der umfassend informiert selbst und bewusst entscheidet, worauf er bei der wichtigsten Hauptsache der Welt – genussvolles Essen zur Lebenserhaltung – vertraut.
Kontakt: Uwe Knop auf LI