Warum brauchen Säuglinge zusätzlich Vitamin D?

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Jeder Säugling braucht ab der Geburt zusätzlich zur Ernährung ein Vitamin-D-Präparat. Es ist insbesondere für die Knochengesundheit wichtig.

Doch wie lange und in welcher Menge und Form sollte die Supplementierung erfolgen?

Vitamin D ist für die Regulation des Calcium- und Phosphatstoffwechsels verantwortlich und damit entscheidend an der Härtung der Knochen beteiligt. Der Mensch kann in der Haut unter Sonneneinstrahlung Vitamin D bilden, was bei Erwachsenen einen Großteil der Versorgung abdeckt. Bei Säuglingen besteht jedoch das Risiko einer Unterversorgung, da sie wegen ihrer empfindlichen Haut keiner direkten Sonnenbestrahlung ausgesetzt werden sollen und ihre Nahrung die Vitamin-D-Versorgung nicht sichert.

Jeder Säugling soll deshalb 400 bis 500 Internationale Einheiten (I. E.) bzw. 10 bis 12,5 µg Vitamin D am Tag als Supplement erhalten, so die bundesweiten Handlungsempfehlungen des Netzwerks Gesund ins Leben [1]. Die Gabe erfolgt zusätzlich zur Ernährung mit Muttermilch oder Säuglingsnahrung bis zum 2. erlebten Frühsommer. Bis zum Durchbruch des ersten Zahns und gegebenenfalls darüber hinaus wird Vitamin D gemeinsam mit Fluorid gegeben, das für die Kariesprophylaxe wichtig ist [2].

Vitamin D im Säuglingsalter für spätere Knochengesundheit

Die bedarfsgerechte Versorgung mit Vitamin D fördert bei Säuglingen die altersgerechte Entwicklung des Skeletts. Ein Vitamin-D-Mangel verursacht Störungen im Calcium- und Phosphatstoffwechsel und damit der Knochenmineralisation. Im Säuglings- und Kleinkindalter führt dies im Extremfall zu einer Rachitis mit Verformungen des Skeletts (wie O-Beinen, weichen Schädelknochen, quadratisch geformtem Schädel) sowie im Bereich der Knochen-Knorpel-Grenzen, auch Wachstumsfugen genannt (z. B. als rachitischer Rosenkranz). Weitere Symptome sind verminderte Muskelkraft, verminderter Muskeltonus sowie erhöhte Infektanfälligkeit [3, 4, 5]. Langfristig kann eine unzureichende Vitamin-D-Versorgung zur Entstehung von Osteoporose im Alter beitragen. Deshalb ist es wichtig, schon zu Beginn des Lebens auf eine ausreichende Zufuhr zu achten.

Ernährung trägt wenig zur Vitamin D-Versorgung bei

Die Vitamin-D-Versorgung des Menschen kann unabhängig vom Alter auf zwei Wegen erfolgen: durch Eigensynthese und über die Ernährung. Für die körpereigene Vitamin-D-Bildung ist Sonnenlichtbestrahlung, konkret Ultraviolett (UV)-B-Bestrahlung, der Haut erforderlich. Die körpereigene Bildung deckt bei regelmäßigem Aufenthalt im Freien hierzulande unter üblichen Lebensbedingungen etwa 80 bis 90 Prozent und damit den Hauptanteil des Vitamin-D-Bedarfs ab. Die Ernährung trägt somit in der Regel nur in geringem Maß zur Versorgung mit Vitamin D bei. Erwachsene führen über die Ernährung mit üblichen Lebensmitteln nur etwa 2 bis 4 µg Vitamin D pro Tag zu [6]. Nur wenige Lebensmittel, meist tierischer Herkunft, enthalten Vitamin D in nennenswerten Mengen, darunter insbesondere fettreicher Seefisch wie Hering und Makrele und in deutlich geringerem Maße Leber, Margarine (mit Vitamin D angereichert), Eigelb und einige Speisepilze [3].

Alle Säuglinge brauchen Vitamin D als Supplement

Im ersten Lebensjahr stellen die Eigenbildung und die Zufuhr über die Nahrung die Versorgung des Säuglings mit Vitamin D nicht sicher. Säuglinge sollen Sonnenbestrahlung mit ihrer empfindlichen, dünnen Haut nicht direkt ausgesetzt werden, weil sich der hauteigene Schutzmechanismus gegen UV-Strahlung erst entwickeln muss. Die körpereigene Vitamin-D-Synthese ist damit zu niedrig [3, 6]. Auch der Vitamin-D-Gehalt in Muttermilch ist mit durchschnittlich 0,073 µg Vitamin D pro 100 ml gering [7]. Bei Säuglingsanfangsnahrungen (Pre- und 1-Nahrungen) ist ein Mindestgehalt von 1,2 µg/100 ml und ein Höchstgehalt von 1,75 µg/100 ml rechtlich vorgeschrieben, bei Folgenahrung ein Gehalt zwischen 1,2 µg/100 ml und 2,1 µg/100 ml [8].

Zur ausreichenden Unterstützung des Knochenwachstums wird für Säuglinge in Deutschland deshalb die orale Supplementierung von 400 bis 500 I. E. Vitamin D pro Tag empfohlen [1]. Dadurch wird der Schätzwert von 10 µg pro Tag erreicht, den die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) für eine angemessene Vitamin-D-Zufuhr für Säuglinge bis zu 12 Monaten unter Annahme fehlender Eigensynthese abgeleitet hat [3], und zwar bei gestillten und nicht gestillten Säuglingen. Frühgeborene mit einem Geburtsgewicht unter 1.500 g sollten in den ersten Lebensmonaten täglich 800 bis 1000 I. E. Vitamin D erhalten [4, 5].

Geburtstermin entscheidet über Dauer der Supplementierung

Alle Säuglinge sollen bis zum 2. erlebten Frühsommer jeden Tag 400 bis 500 I. E. Vitamin D erhalten [1]. Man geht davon aus, dass danach eine höhere UV-Exposition stattfindet und die Vitamin-D-Eigensynthese steigt. Je nach Geburtszeitpunkt wird damit etwa 12 bis 18 Monate supplementiert: Im Herbst und Winter geborene Kinder bekommen über einen Zeitraum von etwa 18 Monaten täglich Vitamin D. Alle anderen Säuglinge erhalten die empfohlene Dosis für etwa 12 Monate. Ob bei Risikogruppen, etwa Kleinkindern ohne ausreichende Sonnenlichtexposition, eine Vitamin-D-Supplementierung darüber hinaus notwendig ist, muss im Einzelfall in der kinder- und jugendärztlichen Beratung entschieden werden.

Vitamin D und Fluorid als Tablette

Über ein Kombinationspräparat in Tablettenform mit 400 bis 500 I. E. Vitamin D und mit 0,25 mg Fluorid lassen sich gleichzeitig die nationalen Handlungsempfehlungen zur Kariesprävention im Säuglings- und frühen Kindesalter [2] bis zum Durchbruch des ersten Milchzahns decken. Die Gabe von Vitamin D (und Fluorid) in Form eines Arzneimittels wird empfohlen. Vitamin-D-Präparate in Form von Arzneimitteln sind für Säuglinge und Kleinkinder bis zum zweiten erlebten Frühsommer verordnungsfähig und werden von den Krankenkassen erstattet. Bei Vitamin-D-haltigen Nahrungsergänzungsmitteln ist dies nicht der Fall.

Vitamin-D-Präparate gibt es grundsätzlich in Form von Tabletten oder als Tropfen. Tabletten sind verlässlicher in der Dosierung als Tropfen. Bei Vitamin D in Tropfenform, etwa als Öl, können die Tropfen je nach Raumtemperatur in der Größe variieren, wodurch unter Umständen mehr Vitamin D als empfohlen enthalten sein kann [10, 11].

Nach dem Zahndurchbruch gibt es für die Fluoridgabe im ersten Lebensjahr zwei Möglichkeiten. Möglichkeit 1: täglich 1 Tablette mit 400–500 I. E. Vitamin D und 0,25 mg Fluorid und Zähneputzen ohne Zahnpasta oder mit geringer Menge fluoridfreier Zahnpasta. Möglichkeit 2: täglich 1 Tablette mit 400–500 I. E. Vitamin D und bis zu 2-mal täglich Zähneputzen mit jeweils bis zu 0,125 g (reiskorngroße Menge) Zahnpasta (mit 1000 ppm Fluorid) [2].

Vertiefende Informationen zur Kariesvorbeugung ab Geburt

Vitamin-D-Überversorgung kaum möglich

Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat für Säuglinge zwischen 0 bis 6 Monate eine tolerierbare Gesamtzufuhrmenge von 25 µg Vitamin D pro Tag abgeleitet, bei 7 bis 11 Monaten sind es 35 µg [9]. Dies bezieht sich auf die Vitamin-D-Zufuhr aus allen Lebensmitteln, einschließlich Vitamin-D-Präparaten und angereicherten Lebensmitteln. Eine Überdosierung an Vitamin D kann die Nierengesundheit beeinträchtigen und ist nur durch eine überhöhte orale Zufuhr möglich, nicht aber durch lange Sonneneinstrahlung. Bei Säuglingen ist bei einer Supplementierung entsprechend der Empfehlung von keiner Überdosierung auszugehen [4].

Stand: 30.01.2024

Quelle: Dr. Christina Rempe, Andrea Fenner, gesund-ins-leben.de