Vorsicht, Männer! Die Ehe könnte euer größtes Risiko für Übergewicht sein. Eine frappierende Entdeckung wirft ein neues Licht auf die Ehe und ihre Folgen für das Körpergewicht.
Ernährungswissenschaftler Uwe Knop durchleuchtet die Hintergründe.
Was hat die neue Studie gezeigt?
Eine neue, noch unveröffentlichte Studie, die auf dem diesjährigen europäischen Fachkongress zu Adipositas (Fettleibigkeit) im Mai vorgestellt wird, hat gezeigt: Verheiratete Männer haben ein dreifach höheres Risiko für Adipositas als Unverheiratete. Bei Frauen erhöht die Ehe hingegen das Risiko nur für Übergewicht, nicht aber für Fettleibigkeit.
Kann man daraus also schlussfolgern: „Ehe macht Männer fett!“ – wenn Mann schlank bleiben will, dann besser nicht heiraten?
Dieser Reflex liegt nahe – er ist aber falsch. Denn wir haben es hier mit einer klassischen Beobachtungsstudie zu tun, die ausschließlich statistische Zusammenhänge aufzeigt. Diese Untersuchungsform deutet also nur darauf hin, dass die Ehe ein Risikofaktor für Adipositas bei Männern sein könnte – wir sprechen also immer in Konjunktiv, denn ist wichtig zu beachten, dass Korrelation nicht Kausalität bedeutet: Die Studie zeigt zwar einen Zusammenhang, aber nicht, dass die Ehe direkt die Ursache für die Gewichtszunahme ist. Es können andere Faktoren eine Rolle spielen, wie z.B. veränderte Lebensgewohnheiten, Stress, Frust- und Lustessen oder hormonelle Veränderungen. Weitere Faktoren, die kausal (ursächlich) zum Dickwerden in der Ehe fuhren können sind gemäß aktueller Studie unter anderem Alter, Wohnortgröße (bei Frauen), mangelnde Gesundheitskompetenz und Depressionen (bei Frauen). Daher ist es zwar berechtigt, zu sagen, dass die Ehe das Risiko für Übergewicht bei Männern erhöhen könnte, aber es ist zu einfach, zu sagen „Ehe macht Männer fett“. Diese Unklarheit bildet im Übrigen den Kern allen Übels der Ernährungswissenschaften, die daher keine Beweise für gesunde Ernährung liefern kann.
Warum kann die Ernährungswissenschaft keine Beweise liefern?
Ernährungsforschung gleicht dem bemitleidenswerten Lesen einer Glaskugel, weil zahlreiche Limitierungen im Studiendesign keine Rückschlüsse auf Ursache-Wirkungs-Beziehungen erlauben – das nennt man Kausalevidenz, also echte Beweise, und die gibt es nicht. Stattdessen können die Wissenschaftler nur Korrelationen beobachten, also sie sehen banale statische Zusammenhänge – wissen aber nicht, wie und ob diese auch ursächlich in Beziehung stehen. Daher sind nur Hypothesen und Vermutungen möglich – aber klare Fakten, die gibt es nicht.
Als Beispiel, nehmen wir an, die Forschung hätte gezeigt: „Menschen, die öfter Jogginghosen tragen, leben durchschnittlich zwei Jahre länger als Menschen, die vorwiegend Jeans anziehen.“ Aus diesem beobachteten Zusammenhang, also dieser Korrelation zwischen „Beinbekleidung & Lebenslänge“ lässt sich jedoch keinesfalls die Kausalität ableiten: „Jogginghosen verlängern das Leben!“ – und schon gar nicht die Empfehlung: „Liebe Bürger, zieht Jogginghosen an, damit lebt ihr länger als in Jeans.“
Denn: Die Ursachen für das längere Leben der Jogginghosenfans sind: unbekannt! Tauschen Sie jetzt einfach Jogginghosen gegen Vollkornbrot und Jeans gegen Weißbrot – dann wissen Sie, was die Ernährungsforschung macht. Das ist der alltägliche Wahnsinn, den Sie stets aufs Neue in den Medien lesen. Man kommt sich vor wie beim Film „Und täglich grüßt das Murmeltier“.
Warum gleicht die mediale Ernährungs-Berichterstattung dem Film „Und täglich grüßt das Murmeltier“?
Jeden Tag wachen wir auf und die Medien sind schon wieder voll mit Beiträgen zu den „neusten Studien zu gesunder Ernährung“ – die allesamt, wie immer, ausschließlich auf Beobachtungsstudien basieren – und damit nur weiteres Öl ins Feuer der Spekulationen, Hypothesen und Vermutungen gießen. Beispielweise „grüßten die Medienmurmeltiere“ jüngst erst mit Berichten zu „Milch schützt vor Darmkrebs“ und kurz danach machte „Fleischessen dumm und dement“. Es ist immer das gleiche Schema. Sie bringen uns alle aber keinen Schritt weiter – selbst wenn noch eine Million davon veröffentlicht wird und davon morgen wieder in den News berichtet wird.
Das System der Beobachtungsstudien im Bereich Ernährung hat ausgedient. Es kann abgeschafft werden. Wir haben genug davon publiziert – und zwar inzwischen soviel, dass für alle nur erdenklichen „Besser-Esser-Hypes“ die passenden Korrelationen vorliegen. Jeder x-beliebige Ernährungsinfluencer und Essguru kann sich daraus inzwischen „seine gesunde Ernährung“ ganz gezielt zusammenkorrelieren – das nennt sich dann „wissenschaftlich belegt“, natürlich. Es reicht. Die Fördergelder sollten lieber für etwas wirklich sinnvolles investiert werden, zum Beispiel zur Finanzierung eines bundesweiten kostenlosen Mittagessens in allen Schulen – und zwar aus hochwertigen, frischen und abwechslungsreichen Lebensmitteln komponiert. Jeder dieser Teller, der serviert werden kann, ist besser und mehr wert als die nächste Beobachtungsstudie.
Was kann Mann tun, der ihn der Ehe dick geworden ist und abnehmen will?
Nachhaltiges Abnehmen erfordert langfristige Planung, ehrliche Selbstreflexion und viel Zeit, sehr viel Zeit. Das Konzept ist nicht einfach, aber nachhaltig. Wie Sie Ihr Wunschgewicht dauerhaft erreichen können, das erfahren Sie hier im 5-Phasen-Plan. Am besten binden Sie Ihre Ehefrau in Ihre Pläne ein, das kann den Erfolg steigern.
Gibt es noch weitere interessante „Ehe-Korrelationen“?
Dieser Beitrag erschien im Original zuerst auf FOCUS online-Experte
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Uwe Knop (*72) ist evidenzfokussierter Ernährungswissenschaftler (Dipl.oec.troph./JLU Gießen), Publizist, Referent und Buchautor (aktuell „ENDLICH RICHTIG ESSEN“ (Aug- 2024)). Seit mehr als 14 Jahren bildet die objektiv-faktenbasierte Analyse tausender aktueller Ernährungsstudien den Kern seiner unabhängigen Aufklärungsarbeit. Knop hat den mündigen Essbürger mit eigener Meinung zum Ziel, der umfassend informiert selbst und bewusst entscheidet, worauf er bei der wichtigsten Hauptsache der Welt – genussvolles Essen zur Lebenserhaltung – vertraut.
Kontakt: Uwe Knop auf LI