Essbare Insekten – zwischen Ekel und neuem Trend

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Fried insects sold in the streets of Bangkok, Thailand

Ein Insektenburger zum Mittagessen, frittierte Heuschrecken als Snack zwischendurch – essbare Insekten können den kulinarischen Horizont erweitern. Für viele Menschen ist die Hemmschwelle jedoch zu hoch. Dabei gibt es viel gute Gründe, Insekten in die Ernährung zu integrieren.

Entomophagie – der Verzehr von Insekten – wird vor allem in Asien, Afrika und Lateinamerika praktiziert. Für etwa 2 Milliarden Menschen tragen Insekten maßgeblich zur Ernährung bei. Anteilig an allen essbaren Gattungen werden am häufigsten Käferlarven – darunter auch Mehlwürmer –, gefolgt von Raupen, Bienen, Wespen, Ameisen und Heuschrecken konsumiert. Auch in Europa galten heimische Insekten noch in der Antike als Delikatesse. Die intensivierte Nutztierhaltung verdrängte die Insekten jedoch aus dem Ernährungsplan.

Akzeptanz

In der westlichen Welt löst der Verzehr von Insekten Ekel aus, vor allem, wenn Körperteile wie Kopf oder Beine noch sichtbar vorhanden sind. Verarbeitete Insektenprodukte, wie Insektenmehl oder zerkleinerte Tiere, werden schon etwas besser akzeptiert. Auch die Insektenart spielt eine Rolle. Eine Umfrage der Universität Hohenheim zeigte, dass die Akzeptanz von essbaren Heuschrecken deutlich höher liegt als die von Kakerlaken.

In Asien, wo der Verzehr von Insekten sehr verbreitet ist, galten diese im urbanen Raum lange als „Arme Leute Essen“. Doch zeichnet sich gerade ein deutlicher Wandel ab. Der Handel mit Insekten floriert und die Nachfrage steigt stetig. Sehnsucht nach Traditionserhaltung gemischt mit Nostalgie macht den Menschen dort wieder mehr Lust auf Insektenprodukte.

Gründe für das Essen von Insekten

Ernährung

Die weltweite Nachfrage nach tierischem Protein steigt. Bereits im Jahr 2030 müssen 9 Milliarden Menschen und Milliarden von Tieren ernährt werden. Insekten liefern eine Menge hochwertiges Protein sowie ein ausgeglichenes Verhältnis von ungesättigten zu gesättigten Fettsäuren. Sie gelten daher als gute Alternative zu Fleisch. Außerdem sind Insekten reich an Ballaststoffen, Mineralien und Vitaminen und nicht mit Hormonen oder Antibiotika belastet. Ein weiterer Pluspunkt für Insekten: Sie schmecken gut! Grillen erinnern an Pinienkerne, Heuschrecken an Geflügel und Mehlwürmer an Haselnuss.

Nachhaltigkeit, Umweltschutz & Ethik

Es ist keine Neuigkeit, dass die Tier- und Fleischproduktion viele Ressourcen verbraucht, Treibhausgase verursacht und zur Umweltverschmutzung beiträgt. Insekten schneiden in diesen Punkten sehr viel besser ab, denn als Kaltblütler wandeln sie Futter effizienter in Fleisch um. Im Vergleich zum Rind benötigt die Grille lediglich 8 % des Futters, 2 % des Wassers und 8 % der Landfläche für den gleichen Fleischzuwachs. Essbare Insekten werden vor der Verarbeitung schonend eingefroren. Nach heutigem Kenntnisstand spüren sie keinen Schmerz, da ihnen die dafür verantwortlichen Rezeptoren fehlen.

Insekten konsumieren

Eine gute Gelegenheit herauszufinden, wie und ob Insekten schmecken, sind Street Food Events oder Messen, an welchen diverse Produkte verkostet werden können. Zudem bietet sich, ist man erst einmal auf den Geschmack gekommen, ein Besuch in einem Insektenrestaurant an, das man vor allem in größeren Städten findet.

Mit der neuen „Novel Food-Verordnung“ vom 1. Januar 2018 gelten Insekten als neuartige Lebensmittel und benötigen für die Vermarktung eine Zulassung. Bis die EU-Kommission entschieden hat, dürfen Insektenprodukte jedoch dank einer Übergangsregelung weiterhin in den Supermarktregalen stehen.

Beim Kauf von Insektenprodukten muss man als Verbraucher*in wissen, dass Hinweise zu möglichen Allergenen oft unvollständig sind oder fehlen. Bei einer Allergie gegen Hausstaubmilben, Weich- Schalen- und Krustentieren sollte man lieber auf den Verzehr von Insekten.

Wer sich selbst an die Zubereitung von Insekten traut, sollte sie im zertifizierten Online-Shop oder Zoofachhandel kaufen. Aus hygienischen Gründen sollten Insekten in gefrorenem oder gefriergetrocknetem Zustand bezogen und dabei auf die Zertifizierung des Herstellers und Herkunft der Ware geachtet werden. Optimalerweise stammt sie aus europäischer Zucht. Rezepte zur Zubereitung findet man in speziellen Kochbüchern oder im Internet. Auch der Besuch eines Insektenkochkurses macht Sinn, sofern diese öfter auf dem Speiseplan stehen sollen.

Autorin: Anna Steindl

Quelle:
LEL Schwäbisch Gmünd, Infodienst Landwirtschaft – Ernährung – Ländlicher Raum
http://www.ernaehrung-bw.info