Mitessen am Familientisch – Der Übergang zum Familienessen

Baby, Nahrung
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Das Essen der Großen wird spannend – es gibt viel Neues zu entdecken. Gegen Ende des ersten Lebensjahres (rund um den 10. – 12. Lebensmonat) interessiert sich Ihr Kind zunehmend für das Familienleben. Bisher kennt es kleine Stücke Brot, Kartoffelviertel, Nudeln oder weiches Obst. Nun isst es nach und nach immer mehr vom Essen der Eltern und Geschwister mit.

„Ich gehöre dazu ….“

Auf Ihrem Schoß oder im kippsicheren Hochstuhl bekommt Ihr Kind seinen Patz am Familientisch. Körperlich ist es mit etwa 10 Monaten so weit entwickelt, dass die Breie langsam durch Lebensmittel und Speisen der Familie ersetzt werden können. Richten Sie sich nach dem Tempo ihres Kindes – neugierige Esser freuen sich über neue Angebote, begeisteren Breiessern reicht es die Großen zu beobachten.

Nutzen Sie diese spannende Zeit, lassen Sie ihr Kind an den gemeinsamen Mahlzeiten teilhaben und begleiten Sie es beim Essen lernen. Ruhe, möglichst wenig Ablenkung und Gelassenheit unterstützen diese sensible Phase.

Selbstständig essen – mit allen Sinnen

Ihr Kind stößt den gefüllten Löffel weg, obwohl es eigentlich hungrig sein müsste? Vermutlich möchte es nicht mehr gefüttert werden, sondern alleine essen. Meist reichen einige Nudeln, Kartoffeln oder Brotstücke, die mit den Fingern gegessen werden – dann wird der Brei wieder akzeptiert. Auch ein eigener Löffel in der Hand – später eine Gabel mit Stückchen – können die Lage schnell entspannen.
Essen erfahren ist etwas sehr Sinnliches – es wird intensiv untersucht, im wahrsten Sinne des Wortes „be-griffen“. Nicht immer landet alles auf Anhieb im Mund. Lassen Sie Ihr Kind experimentieren, so entdeckt es mit Freude neue Lebensmittel.

Kauen macht Spaß, muss aber gelernt werden

Bei den meisten Babys wird der Mundbereich langsam weniger sensibel – die Kost bleibt saftig und weich, kann aber zunehmend stückiger sein. Auch wenn die ersten Zähne bereits durchgebrochen sind, ist Kauen noch recht anstrengend. Besonders gut kommt Ihr Kind mit weichen Obst- und Gemüsestücken (z.B. Banane, Birne, Aprikose, Nektarine, Gurke, Tomate) zurecht. Feste Sorten, wie roher Apfel, Karotten- oder Kohlrabistücke, dünstet man am besten weich.

Fein ausgemahlenes Vollkornbrot ohne Nüsse und Saaten löst sich im Mund leichter auf als Weißmehlprodukte und erleichtert das Brotessen. An kleinen, harten Lebensmittel wie z.B. Nüsse oder Sonnenblumenkerne auf dem Brot, aber auch Rosinen, kleinen Trauben oder Heidelbeeren können sich die Kleinsten noch leicht verschlucken. Geben Sie diese nur stark zerkleinert.

Lassen Sie ihr Kind beim Essen nie alleine, auch nicht für kurze Zeit. Um einen sicheren Umgang mit Essen zu entwickeln, muss sich ihr Kind selbstständig bedienen dürfen. Stecken Sie ihm keine Stücke in den Mund. Akzeptieren Sie ein „Nein“ Ihres Kindes – sowohl bei der Auswahl, als auch bei der Menge.

Abwechslung auf dem Speisenplan

Spätestens jetzt wird der Speiseplan Ihres Kindes vielfältiger. Neue Gemüsearten (z.B. Brokkoli, Blumenkohl, Kohlrabi, Fenchel, Aubergine, Zucchini, Mais, Erbsen) und neue Obstarten (z.B. Melone, Pfirsich, Nektarine, Aprikose, Heidelbeere, Mandarine) können der Saison entsprechend ausprobiert werden. Neben Kartoffeln gibt es auch Nudeln, Reis, Couscous oder Polenta. Probieren Sie ruhig auch milde Hülsenfrüchte, wie rote oder gelbe Linsen aus.

Das Immunsystem und der Verdauungstrakt reifen langsam nach. Fette, scharf angebratene oder frittierte Gerichte sind noch zu schwer verdaulich. Scharf gewürzt oder salzig sollte das Essen auch nicht sein. Wird für die ganze Familie gekocht, können Sie für Ihr Jüngstes die Portion vor dem Würzen abnehmen. Rohe tierische Produkte, wie z.B. Teewurst, geräucherte Fisch oder Rohmilch/-weichkäse sollten noch nicht auf den Speiseplan stehen. Sie können Krankheitserreger enthalten.

Der Ess-Alltag

Aus den Milch- und Breimahlzeiten werden nach und nach drei Haupt- und zwei Zwischenmahlzeiten. Alle 2 – 3 Stunden gibt es jetzt etwas zu essen, dazwischen liegen Spiel- und Schlafpausen, in denen nicht´s zu essen angeboten wird! So behält Ihr Kind sein Hunger – und Sättigungsgefühl bei.

Die Mahlzeiten sind die innere Uhr ihres Kindes. Sie strukturieren den Tag: ein ähnlicher Ablauf, relativ feste Essenszeiten und ähnlich zusammengesetzte Speisen geben Ihrem Kind Sicherheit und machen es ausgeglichen.

Frühstück:

Babys, die morgens noch gestillt werden oder ein Fläschchen mit PRE-Nahrung trinken, essen zum Frühstück kleine Stücke Vollkorn-Brot, Zwieback oder weiches Obst. Anfangs reicht trockenes Brot um den puren Brotgeschmack kennen zu lernen. Später kann es mit Butter, Margarine oder Frischkäse bestrichen werden. Weiches Obst sollte nicht fehlen.

Wenn die morgendliche Still- oder Fläschchenmahlzeit wegfällt bekommt Ihr Kind Vollmilch aus der Tasse zum Brot. Auch ein fein gemahlenes Müsli mit Milch/Joghurt oder ein warmer Milchbrei schmecken zum Frühstück.

Mittagessen:

Begeisterte Brei-Esser behalten die gewohnte Mittagsmahlzeit bei, bekommen aber eine größere und stückige Portion. Möchte Ihr Kind mitessen, nehmen Sie von Ihrem Mittagessen eine kleine ungewürzte Portion. Spaß macht alles, was man mit den Fingern essen kann: kurze gedrehte Nudeln mit Gemüsesoße, Kartoffelviertel oder weiche Gemüsesticks (z.B. aus dem Backofen), Geteidebratlinge, (Fisch-)Frikadellen …

Mindestens einmal am Tag sollte es eine warme Mahlzeit geben – wenn abends frisch gekocht wird, darf es auch zweimal sein.

Zwischenmahlzeiten:

Zwischen den Hauptmahlzeiten reicht ein kleiner Imbiss sonst fehlt der Hunger auf die Hauptmahlzeit.

Weiches Obst oder Gemüse alleine sättigt nicht gut genug . Deshalb gibt es 1/2 Scheibe Vollkorn-Brot, Vollkornzwieback, Mais- oder Dinkelwaffel aus der Hand dazu. Für den großen Hunger kann Butter oder Frischkäse auf das Brot. Liebt Ihr Kind den Getreide-Obst-Brei, wird er jetzt mit gröberen Flocken und frischem fein geraspeltem Obst zubereitet. Klassische Süßigkeiten, wie Kuchen, Kekse oder Schokolade vermisst Ihr Kind noch nicht.

Tipp: Achten Sie Vormittags und Nachmittags auf eine richtige Ess-Pause – unterwegs auf der Parkbank, zu Hause am Esstisch. So bleiben Kinderwagen und Autositz „essfreie Zonen“.

Abendessen:

Isst die Familie abend eine Brotmahlzeit, kann Ihr Kind kleine Brotstücke mit Butter, Margarine oder auch Frischkäse mitessen. Dazu schmeckt etwas weiches Obst oder gedünstete Gemüsesticks. Leitet der Milchbrei das Abendritual ein, so behalten Sie ihn bei oder bereiten für „Selbstesser“ Milch-Grießschnitten vor:

Tipp: Grießschnitten: 200 ml Milch mit 30 g Vollkorngrieß aufkochen, gut umrühren und zu einem dicken Brei quellen lassen. Ca. 2 cm dick auf ein Brett streichen und nach dem Abkühlen in mundgerechte Stücke/Scheiben schneiden.

Autorin: Sigrid Fellmeth

Quelle: Landesanstalt für Landwirtschaft, Ernährung und Ländlichen Raum (LEL)