Mancher „Schinken“ entpuppt sich als Pökelware von der Pute

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Schwarzwälder-Schinken
© Schutzverband der Schwarzwälder Schinkenhersteller

Wo Schinken drauf steht, muss auch Schinken drin sein. Das gilt nicht nur für verpackte Lebensmittel, sondern auch für das Schinkenbrötchen beim Bäcker und die Schinkenpizza im Restaurant. Doch insbesondere auf der Pizza stecken hinter vermeintlichem „Schinken“ gelegentlich andere Kochpökelwaren, beispielsweise aus Putenfleisch. Das zeigt eine aktuelle Untersuchung des Chemischen und Veterinäruntersuchungsamtes Freiburg (CVUA) von Pizzen und belegten Backwaren.

Kennzeichnungsmängel bei mehr als jeder zweiten Pizza

Für die Untersuchung überprüfte das Amt im Jahr 2020 insgesamt 37 Proben, darunter 12 Pizzen mit „Schinken“ und 25 belegte Brote und Brötchen. Vier Produkte waren vorverpackt, die anderen wurden als lose Ware angeboten.

Das Ergebnis zeigte: Zwar waren zwei Drittel der Produkte richtig gekennzeichnet. Bei 30 Prozent der untersuchten Proben stufte das CVUA die Kennzeichnung allerdings als irreführend ein. Dabei zeigten sich große Unterschiede: Während die belegten Brote und Brötchen überwiegend korrekt gekennzeichnet waren, entpuppte sich bei jeder zweiten Pizza der vermeintliche Schinken als Kochpökelware aus Putenfleisch. In fünf von sechs Putenerzeugnissen steckte zudem Gewürzlake, ohne dass dies ausreichend gekennzeichnet war. Insgesamt beurteilte das Amt die Kennzeichnung bei acht der zwölf Pizzen als irreführend.

Hinweis auf Flüssigwürze darf nicht fehlen

Die Bezeichnung „Schinken“ steht laut den Leitsätzen für Fleischerzeugnisse für Produkte von mindestens gehobener Qualität. Charakteristisch für ein ausschließlich als „Schinken“ bezeichnetes Produkt ist, dass es aus unzerkleinerten Schweinefleischstücken hergestellt wird. Wird der vermeintliche „Schinken“ aus kleineren Stücken zusammengefügt oder mit Wasser oder Flüssigwürze versetzt, sollten Anbieter laut CVUA bereits in der Bezeichnung darauf hinweisen. Auch wenn eine andere Tierart als Schwein im Schinken steckt, sollte dies bereits aus der Bezeichnung hervorgehen. Produkte aus stark zerkleinertem Fleisch oder mit weiteren Zusätzen wie Sojaprotein sollten generell nicht als Schinken bezeichnet werden.

Die Untersuchungsergebnisse zeigen, dass gerade in der Gastronomie bei der Kennzeichnung von Produkten mit Schinken erheblicher Nachbesserungsbedarf besteht. Das CVUA hat daher angekündigt, die Schinkenqualität in Fertiggerichten weiterhin im Auge zu behalten.

Quelle: Lebensmittelklarheit / Chemisches und Veterinäruntersuchungsamt Freiburg