Ist Streuobst mit Pflanzenschutzmittelrückständen belastet?

Diese Frage erreichte uns im Frühjahr 2022. Streuobstwiesen prägen das Landschaftsbild in Baden-Württemberg seit Jahrhunderten.

Vor allem zur Blüte im Frühjahr und im Herbst zur Erntezeit sind sie ein beliebtes Ziel für Spaziergänger und Erholungssuchende. Die Früchte werden meist für den Eigenbedarf angebaut oder zur Saftherstellung verwendet. Aber hinterlässt der Pflanzenschutz Spuren? Dies haben wir im Herbst 2022 gezielt untersucht.

Rund um die Streuobstwiese

Der Begriff Streuobst leitet sich von den über die Landschaft „verstreut“ stehenden Obstbäumen ab [1]. Charakteristisch für Streuobstanbau ist die doppelte Nutzung der Fläche mit Obstanbau und einer Unterkultur beispielsweise als Wiese oder Weide, aber auch als Acker oder Garten. Ebenso kennzeichnend sind die verschiedenen Obstarten, Sorten und Bäume verschiedenen Alters auf einer Fläche [1].

Baden-Württemberg besitzt die größte Streuobstlandschaft Mitteleuropas. Diese Kulturlandschaft prägt damit das Landschaftsbild mit ihren hochstämmigen und großkronigen Bäumen. Aufgrund der Zusammensetzung aus Obstbäumen verschiedener Arten, Sorten und Altersklassen gehört die Kulturlandschaft in Europa zu den artenreichsten Lebensräumen mit bis zu 5000 Tier- und Pflanzenarten. Leider sind die Streuobstbestände in den letzten 50 Jahren stark zurück gegangen. Seit 2020 ist im Landesnaturschutzgesetz ein Erhaltungsgebot für Streuobstwiesen ab einer Größe von 1500 m² festgelegt [2, 3]. Die Sortenvielfalt der Streuobstwiesen in Baden-Württemberg ist beachtlich. Es gibt viele Sorten, die nur in einer Region anzutreffen sind. Diese Vielfalt ist eine wertvolle Resource für die Zukunft, da viele Sorten spezifische Eigenschaften und Anpassungen an klimatische Bedingungen aufweisen [4].

Über die Hälfte der Streuobstwiesen in Baden-Württemberg befinden sich in Privatbesitz und so wird ein großer Teil des Obstes für den Eigenbedarf erzeugt [2]. Streuobst wird zu großen Teilen für die Herstellung von Fruchtsäften (hauptsächlich Apfelsaft) und Bränden verwendet. Die Hälfte der in Deutschland jährlich zu Saft verarbeiteten Äpfel stammt aus Streuobstanbau (im Mittel 400.000 Tonnen) [1]. Traditionell wird ein großer Teil der auf Streuobstwiesen erzeugten Äpfel und Birnen zu Apfelwein verarbeitet, der in Baden-Württemberg als Most bezeichnet wird. Wird frisch gepresster Apfelsaft nicht durch Erhitzen haltbar gemacht, setzt ein natürlicher Gärprozess ein und es entsteht Most mit 6–8 % Alkohol [6].

Vollständiger Beitrag

Quelle: CVUA Stuttgart