Neue Ansätze zur weiteren Minimierung von Mineralölbestandteilen in Speiseölen

IGF-Projekt des Monats August 2023 im FEI-Internetauftritt.

Pflanzliche Öle wie Rapsöl, Sonnenblumenöl oder Leinöl spielen als Lieferanten essenzieller Nährstoffe und dank ihrer funktionellen Eigenschaften eine zentrale Rolle in der menschlichen Ernährung. Die chemischen Eigenschaften der Öle sorgen jedoch auch dafür, dass sie Stoffe sammeln und anreichern können, die unerwünscht sind oder teilweise gesundheitsschädlich sein können: So wie die fettlöslichen Mineralölkohlenwasserstoffe (Mineral Oil Hydrocarbons (MOH)), die aufgrund der umfangreichen Nutzung von Erdöl und daraus hergestellten Produkten in den Produktionsprozess eingetragen werden und als Rückstände verbleiben können. Wesentliches Ziel von Ölmühlen und der ölsaatenverarbeitenden Branche ist es, qualitativ hochwertige Produkte herzustellen – und diese Rückstände zu minimieren.

Um dieses Ziel zu erreichen, wurden bereits 2017 Forschungsarbeiten im Rahmen der Industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF) begonnen, in denen die Eintragswege für Mineralölbestandteile in der Herstellungskette untersucht wurden und die 2020 erfolgreich abgeschlossen werden konnten: Systematisch wurden zwei MOH-Eintragsquellen identifiziert sowie eine verbesserte Analysenmethode zur präzisen Bestimmung von MOH-Rückständen in Speiseölen entwickelt und validiert, um verlässliche Stufenkontrollen entlang der Herstellungskette überhaupt erst zu ermöglichen.

Ziel des aktuellen IGF-Projekts ist es nun, für die zwei identifizierten Eintragswege – den Übergang von Schmierstoffen der Produktionsanlagen sowie den Übergang von Absorptionsölen (Weißölen) aus der Abluftreinigung in Extraktionsbetrieben – Alternativen zu erarbeiten: So werden Möglichkeiten zum Ersatz herkömmlicher Schmierstoffe durch MOH-freie Schmierstoffe geprüft, indem untersucht wird, ob die alternativen Schmierstoffe die gleichen funktionell wichtigen Anforderungen wie die erdölbasierten Schmierstoffe erfüllen können, um einen vollwertigen Ersatz zu gewährleisten. Auch für die Abluftreinigung soll eine wirtschaftlich vertretbare Alternative zu den bisher genutzten Weißölen als Hexan-Absorptionsmittel entwickelt werden. Drei verschiedene Ansätze werden dafür untersucht, darunter der Einsatz von neuen, MOH-freien Absorptionsmitteln, die vorzugsweise aus Biomasse hergestellt werden.

Darüber hinaus ist es ein Ziel, die Anwendbarkeit der Analysenmethode zur MOH-Bestimmung auf weitere Matrizes zu erweitern. Es sollen auch Ölsaaten und Presskuchen analysiert werden, um auch diese Produktströme überwachen zu können. Des Weiteren soll die aufwändige Analysenmethode weiter vereinfacht und die Entfernung von Störsubstanzen verbessert werden, um die Handhabung der Methode robuster zu machen.

Daran forschen derzeit gemeinsam drei Forschungsteams des Max-Rubner-Instituts in Detmold, des PPM in Magdeburg und des MSE der RWTH in Aachen. Das Projekt leistet einen wichtigen Beitrag zum vorbeugenden gesundheitlichen Verbraucherschutz, indem nach Abschluss der Forschungsarbeiten die Sicherheit von Speiseölen weiter verbessert werden kann. Insbesondere kleine und mittelständische Hersteller von kaltgepressten Speiseölen werden in besonderer Weise von den Ergebnissen profitieren können, da sie keine Möglichkeit haben, eventuell vorhandene MOH-Gehalte im Rahmen einer Raffination zu minimieren. Ein positiver Nachweis von Mineralölkontaminationen wäre für diese Unternehmen in hohem Maße existenzgefährdend!

Produkte aus Ölmühlen und der ölsaatenverarbeitenden Industrie sind in schätzungsweise 80 % der Produkte des täglichen Bedarfs enthalten, so dass den Untersuchungen für nahezu alle Branchen der Lebensmittelindustrie und darüber hinaus eine grundlegende Bedeutung zukommt. Hinzu kommt, dass der Ersatz von MOH-haltigen Schmierstoffen für alle Branchen der Lebensmittelhersteller ein wichtiges Thema darstellt und daher die Verwendung von nachhaltigen, MOH-freien Produkten in vielen Bereichen angestrebt wird.

Informationen zum IGF-Projekt AiF 22686 BG „Minimierung des Eintrags von Mineralölbestandteilen in Speiseöle durch technische Produktionsmittel“

Quelle: FEI