Typ-2-Diabetes: Mehr Krankheiten vor Diagnose

Untersuchung der Manchester University hat Daten über einen Zeitraum von 50 Jahren ausgewertet.

In den Jahren vor und direkt bei einer Typ-2-Diabetes-Diagnose kommt es zur deutlichen Zunahme häufiger Erkrankungen. Bei manchen Patienten könnte demnach eine deutlich frühere Diagnose erfolgen, wie eine Studie unter Leitung der Manchester University zeigt. Laut Seniorautor Adrian Heald handelt es sich dabei um die frühe Phase einer entzündungsbedingten Krankheitsaktivität. Typ-2-Diabetes wird allgemein mit einer zunehmenden Komplexität von mehrfachen Erkrankungen und damit in Verbindung stehender Therapien gebracht.

Herz, Lunge, Augen, Hals

Die Forscher haben Längsschnittdaten der Studie „Diabetes Alliance for Research in England“ untersucht, um die Anhäufung der häufigsten Erkrankungen bei 1.932 Erwachsenen mit und ohne eine Erkrankung an Typ-2-Diabetes zu ermitteln. Das Sample wurde entsprechend Alter und Geschlecht zusammengestellt. Die Daten von 1.196 Personen, die eine Diabetes-Diagnose erhielten, und jene von 736 gesunden Teilnehmern wurden über einen Zeitraum von 50 Jahren ausgewertet – 25 Jahre vor und 25 Jahre nach der Diagnose. Das Durchschnittsalter zum Zeitpunkt der Diagnose lag bei 53 Jahren.

Die Analyse der Trajektorien zeigt, dass bei späteren Diabetes-Patienten die Erkrankungen in den Jahren vor der Diagnose konsistent zunahmen. Dabei handelte es sich besonders um Bluthochdruck, Atemwegsinfektionen, Herzerkrankungen (Herzinsuffizienz, Herzinfarkt, Angina, Koronarangioplastie, Koronararterien-Bypässe und Herzleiden), Asthma sowie Infektionen von Augen, Nase und Hals. Zudem litt unmittelbar vor der Diabetes-Diagnose mehr als ein Drittel unter Bluthochdruck und Atemwegsinfektionen. Ein Fünftel hatte ein Herzleiden oder eine Infektion im Bereich Augen, Nase und Hals.

Kein Kausalzusammenhang

Die Verlaufskurve war bei Teilnehmern ohne Diabetes deutlich weniger dramatisch. Bei weniger als einem von 20 Personen wurde eine dieser Erkrankungen festgestellt. Die Ausnahme stellten die Atemwegsinfektionen dar, von denen rund ein Zehntel betroffen war. Nach der Diabetes-Diagnose jedoch nahm der Anteil an Personen, die an einer ganzen Reihe von Krankheiten litt, drastisch zu: Sie stieg 15 Jahre lang rasch an und erreichte dann ein Plateau.

Zu den Erkrankungen gehören Bluthochdruck, COPD, Retinopathie und Infektionen. Eine ähnliche Zunahme konnte bei Herzerkrankungen und Asthma festgestellt werden. Trotz dieser bemerkenswerten Ergebnisse handelt es sich um eine kleine, retrospektive Beobachtungsstudie, die daher auch keinen Kausalzusammenhang nachweisen kann, heißt es. Die Forscher betonen in „Diabetes Therapy“ auch, dass sie nicht ausschließen können, dass andere nicht berücksichtigte Faktoren einen Einfluss auf die Ergebnisse gehabt haben könnten.

Quelle: pressetext