EU-Zuckermarkt: mehr Wettbewerb und Abschaffung des übertriebenen Schutzzolls für Verbraucher und Verarbeitungsindustrie notwendig

Aktuell liegt das durchschnittliche Preisniveau auf dem europäischen Zuckermarkt über 90 % höher als im Mittel der vergangenen drei Jahre und 20 % über dem Weltmarktpreis.

„In der EU ist Zucker knapp und fairen Wettbewerb von außen lässt die protektionistische Politik der Europäischen Union nicht zu“, erläutert Dr. Carsten Bernoth, Hauptgeschäftsführer im BDSI. „Die unheilvolle Kombination einer defizitären EU-Zuckerproduktion einerseits, welche den europäischen Bedarf von Verbrauchern und Verarbeitern bei weitem nicht abdeckt, und der Marktabschottung andererseits, geht voll zu Lasten der heimischen Verarbeitungsbetriebe“.

In den letzten fünf Jahren haben sich die Anbauflächen von Zuckerrüben deutlich reduziert. Die Zuckerrübenerzeugung liegt auf einem wesentlich geringeren Niveau und unterliegt wetterbedingt großen Risiken. Nichtsdestotrotz nutzen die Unternehmen der europäischen Zuckerindustrie auch vermehrt die Chance, ihren Zucker auf den Weltmarkt zu liefern. Denn trotz geringerer Produktion gibt es einen stetigen Export von Zucker außerhalb der EU.

„Auf der anderen Seite sehen wir eine Unwucht in dem weiterhin hohen Einfuhrzoll der EU. Der übertriebene Schutzzoll in Höhe von 419 €/t auf Zuckerimporte vom Weltmarkt stammt noch immer aus der Zeit der alten Zuckermarktordnung vor dem Jahr 2006. Eine Anpassung an die neuen Marktverhältnisse und die chronische Mangelsituation ist dringend erforderlich“, so Dr. Bernoth weiter. Die EU ist heute Nettoimporteur von Zucker und wird daher langfristig auf zuverlässige Importmöglichkeiten angewiesen sein.

Aus diesem Grund wendet sich der BDSI auch bei Zucker gegen eine Politik der Abschottung des Weltmarkts. Aus Sicht des BDSI gibt es bei der hohen Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Zuckerindustrie keine Rechtfertigung mehr, den WTO-Status „sensibles Produkt“ für europäischen Rübenzucker beizubehalten.

Zum Hintergrund: Mehr als jede zweite in Deutschland produzierte Süßware verlässt die deutschen Grenzen. Die Produktionsbedingungen und Kosten sind daher ausschlaggebend für die Wettbewerbsfähigkeit und die Existenz der über 200 meist mitteständischen Unternehmen der deutschen Süßwarenindustrie mit ihren rund 60.000 Beschäftigten. Gerade ein „europäischer“ Rohstoff bereitet dabei der Branche große Sorgen: So belastet der extrem hohe Zuckerpreis in der EU die Hersteller von Schokolade, Bonbons, Keksen und Co und gefährdet deren internationale Wettbewerbsfähigkeit.

Quelle: BDSI