Nachhaltigkeit: Mehrwert entsteht nur, wenn Handel und Hersteller Konzepte gemeinsam umsetzen

Zentrum für Nachhaltige Unternehmensführung der Uni Witten/Herdecke entwickelt fünf Thesen zur besseren Implementierung von Nachhaltigkeit in der Lebensmittelbranche.

Zahlreiche Führungskräfte der Ernährungsbranche diskutierten bei der VIII. Zukunftskonferenz Food des ZNU – Zentrum für Nachhaltige Unternehmensführung an der Universität Witten/Herdecke (UW/H) darüber, wie Handel- und Hersteller das Thema Nachhaltigkeit erfolgsversprechend umsetzen können und wie beispielsweise der Verbraucher dafür zu begeistern ist. „Auf Basis unserer verschiedenen Forschungs- und Studienergebnisse lässt sich eindeutig ableiten, dass das Thema Nachhaltigkeit nur gemeinschaftlich wirklich erfolgreich umzusetzen ist. Diese partizipative Herangehensweise gilt sowohl innerbetrieblich als auch entlang der Wertschöpfungskette, insbesondere auch an der Schnittstelle zwischen Hersteller und Handel“, so die beiden Gründer und Leiter des ZNU, Dr. Axel Kölle und Dr. Christian Geßner.

Das mittlerweile 15-köpfige ZNU-Team hat zur Umsetzung von Nachhaltigkeit fünf grundlegende Thesen aufgestellt, die neben dem aktuelle Status Quo auch Anregungen für die täglichen Arbeiten innerhalb der Lebensmittelbranche geben sollen:

  • Das Potenzial von Nachhaltigkeit als Innovationsmotor wird zwar gesehen, es wäre jedoch mehr Experimentierfreude wünschenswert.
  • Die ganzheitliche Verankerung im Kerngeschäft bereitet noch häufig Probleme.
  • Nachhaltigkeit bietet die Chance zur Revitalisierung der gelebten Werte.
  • Es gilt, stärker gemeinsam Kompetenzen zu entwickeln.
  • Es fehlt häufig der Mut für eine offenere Kommunikation.

Verbraucher für mehr Nachhaltigkeit beim Einkaufen zu begeistern – dies war ein Kernthema der diesjährigen Konferenz. Vorgestellt wurde ein Pilotprojekt, bei dem in drei ausgewählten Rewe-Lenk Supermärkten in Bochum und Sprockhövel in den letzten beiden Septemberwochen 2015 sogenannte Nachhaltigkeitsinseln errichtet wurden.

Hier wurden ausschließlich Produkte von Unternehmen angeboten, die nach dem ZNU-Standard „Nachhaltiger Wirtschaften Food“ zertifiziert sind. Der ZNU-Standard dient Unternehmen dazu, das Thema Nachhaltigkeit systematisch und fundiert auf Unternehmens- und Produktebene umzusetzen, wobei der ganzheitliche Ansatz insbesondere auf einen partizipativen Lernprozess setzt. „Im Pilotprojekt wollten wir herausfinden, wie das Thema Nachhaltigkeit in der direkten Ansprache am Point of Sale ankommt und ob die Kaufbereitschaft der Verbraucher entsprechend gesteigert werden kann – und dies ohne Preisreduzierungen.

Im Rahmen der Konferenz konnten beide Fragen beantwortet werden. „Als Händler hat mich die Aktion begeistert, die Umsätze der Produkte wurden deutlich gesteigert und auch meine Mitarbeiter waren motiviert beim Thema Nachhaltigkeit dabei. Wir werden die Aktion auf jeden Fall in all unseren neun Filialen wiederholen“, so Stefan Lenk. Weitere Händler möchten vergleichbare Aktionen in den kommenden Monaten umsetzen, da nicht zuletzt auch beim Konsumenten die Aktion sehr positiv ankam, wie eine Umfrage bestätigt. „Die knapp 300 befragten Personen am Point of Sale waren sehr angetan und wünschen sich eine Wiederholung beim Händler ihres Vertrauens“, so Projektleiterin Alicia Seifer vom ZNU.

„Unser Ziel ist es, weitere Händler für solche Aktionen zu begeistern und den ganzheitlichen ZNU-Standard sukzessive auch auf andere Einzelhandelsbranchen auszudehnen. Dies halten wir für notwendig, da die Ebene der nachhaltigen Unternehmensführung branchenübergreifend zu betrachten ist und gesellschaftliche Themenfelder wie zum Beispiel Klima und Energie ebenfalls von allen Marktteilnehmern bearbeitet werden müssen.“ Bei den insgesamt neun Themenfeldern wie zum Beispiel Klima / Energie oder Tierwohl / Biodiversität wird es allerdings bei branchenspezifischen Anforderungen bleiben“, so Geßner und Kölle weiter.

Durch die Öffnung des ZNU Standards Nachhaltiger Wirtschaften bieten sich dem Handel neue Chancen, auch für das Gros seiner Produkte mehr Nachhaltigkeit zu fördern und sich entsprechend gegenüber dem Verbraucher glaubwürdig zu positionieren.

Weitere Informationen:
Alicia Seifer, 02302-926545, alicia.seifer@uni-wh.de

Über uns:
Die Universität Witten/Herdecke (UW/H) nimmt seit ihrer Gründung 1982 eine Vorreiterrolle in der deutschen Bildungslandschaft ein: Als Modelluniversität mit rund 2.300 Studierenden in den Bereichen Gesundheit, Wirtschaft und Kultur steht die UW/H für eine Reform der klassischen Alma Mater. Wissensvermittlung geht an der UW/H immer Hand in Hand mit Werteorientierung und Persönlichkeitsentwicklung.

Witten wirkt. In Forschung, Lehre und Gesellschaft.

Das ZNU – Zentrum für Nachhaltige Unternehmensführung ist ein anwendungsorientiertes Forschungsinstitut innerhalb der Fakultät für Wirtschaftswissenschaft. Als Nachhaltigkeitsinitiative von Wirtschaft und Wissenschaft arbeitet das ZNU in den Bereichen Forschung, Lehre, Weiterbildung, Konferenzen daran, Nachhaltigkeit für Führungskräfte von heute und morgen greifbar zu machen und für die Chancen Nachhaltiger Unternehmensführung zu begeistern.

Quelle: Jan Vestweber Pressestelle
Universität Witten/Herdecke