Rückwärtsgewandte Lobbyarbeit: Auslobung als „natürliche Zutat“ für Verbraucher irreführend

Was ist ein „natürliches“ Lebensmittel? Das ist ein Mittel zum Leben, ökologisch erzeugt und so ursprünglich wie möglich. Ein Bild, das sich bei vielen Verbrauchern etabliert hat und heute gesellschaftliches Allgemeingut ist. Eine Prämisse, die sich die ökologische Lebensmittelbranche auf die Fahne schreibt. Mit dem neuen Entwurf zur ISO-Norm ändert sich das. Das Vertrauen der Verbraucher wird erneut auf eine Probe gestellt.

„Wenn extrem hochverarbeitet Produkte noch als ‚natürliche Zutat‘ bezeichnet werden sollen, grenzt das an Absurdität“, so Dr. Alexander Beck, Geschäftsführer der Assoziation ökologischer Lebensmittelhersteller (AöL e.V.).

Nach dem aktuellen ISO-Norm-Entwurf ISO/DIS 19657 („Definitions and technical criteria for food ingredients to be considered as natural“) können jedoch nahezu alle Produkte als „natürliche Zutat“ bezeichnet werden. Auch dann, wenn diese umfänglichsten Verarbeitungsverfahren unterzogen wurden oder aus einer hoch industrialisierten Landwirtschaft stammen. So können nach der vorgeschlagen Definition zum Beispiel auch hoch gereinigte und in Fettsäuren zerlegte Ölderivate noch als natürliche Zutat bezeichnet werden.

Bisher soll die in Vorbereitung befindliche ISO-Norm nur für die Kommunikation der Hersteller (sogenannte „Business to Business“) gelten. Sie wird aber sicherlich die Grundlage für die künftige Verbraucherkommunikation darstellen.

„Das werden die Verbraucher nicht verstehen. Dieser Vorschlag ist nicht dazu geeignet unser höchstes Gut, das Vertrauen unserer Kunden, zu stärken“, so Beck. „Im Gegenteil: dieser Vorschlag hat das Zeug, das Misstrauen der Bürger gegen die Lebensmittelverarbeitung weiter zu nähren. Das ist das Letzte, was die Hersteller heute brauchen. Dieser Normenvorschlag ist ein Produkt schlechter und rückwärtsgewandter Lobbyarbeit.“

Die Assoziation ökologischer Lebensmittelhersteller ist ein Zusammenschluss von 97 Unternehmen (Juli 2017) der Lebensmittelwirtschaft. Ihre Mitglieder aus Deutschland, Österreich, Schweiz und den Niederlanden erwirtschaften einen Bio-Umsatz von über 3 Milliarden Euro. Im Zentrum der Arbeit stehen die politische Interessenvertretung sowie die Förderung des Austauschs und der Kooperation der Mitglieder untereinander.

Pressekontakt:
Anne Baumann
Assoziation ökologischer Lebensmittelhersteller e.V.
Untere Badersgasse 8, 97769 Bad Brückenau
Tel: 09741- 938 733 – 0
anne.baumann@aoel.org
www.aoel.org

Quelle: AöL

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