RWI erhöht Konjunkturprognose für 2016 auf 1,9 Prozent

Das RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung erhöht seine Konjunkturprognose für das Jahr 2016 auf 1,9 Prozent Wachstum des realen Bruttoinlandsprodukts (BIP). Im Juni waren noch lediglich 1,7 Prozent erwartet worden. Die Prognose für das Jahr 2017 wurde von 1,6 auf 1,4 Prozent zurückgenommen, für 2018 werden 1,6 Prozent erwartet.

Dass die Rate im kommenden Jahr deutlich unter der im laufenden liegt, ist in erster Linie auf die geringere Zahl von Arbeitstagen zurückzuführen. „Im zweiten Quartal 2016 wechselten die Triebkräfte der Konjunktur allerdings vom Inland zum Außenhandel“, sagt RWI-Konjunkturchef Roland Döhrn. Getragen wird die Expansion wesentlich vom Dienstleistungssektor, in dem auch der überwiegende Teil der neu geschaffenen Arbeitsplätze entstand.

Eckwerte

Die Lage am Arbeitsmarkt hat sich im ersten Halbjahr 2016 weiter verbessert. Für den Zeitraum bis 2018 sind allerdings gegenläufige Entwicklungen bei Erwerbstätigkeit und Arbeitslosigkeit zu erwarten: Obwohl sich der Beschäftigungsaufbau voraussichtlich fortsetzt – wenn auch mit etwas geringerem Tempo – ist eine steigende Arbeitslosigkeit zu erwarten. Ursache ist, dass Asylsuchende und Flüchtlinge stärker Zugang zum Arbeitsmarkt erhalten, ihre Integration in Beschäftigungsverhältnisse aber aufgrund qualifikatorischer und sprachlicher Defizite zunächst schwerfallen dürfte. Die Arbeitslosenquote dürfte vor diesem Hintergrund von 6,1 Prozent in diesem Jahr auf 6,3 Prozent im Jahr 2018 steigen.

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Steigende Inflation, weiterhin hoher Haushaltsüberschuss

Die Teuerung dürfte um 1,6 Prozent im Jahr 2017 und um 1,7 Prozent im Jahr 2018 zunehmen – nach lediglich 0,4% im Durchschnitt des laufenden Jahres. „Im Prognosezeitraum dürfte zum einen der Effekt der gesunkenen Energiepreise auslaufen, zum anderen werden die gestiegenen Lohnstückkosten voraussichtlich stärker an die Verbraucher weitergegeben“, so Döhrn.

Der Staatshaushalt dürfte bei der hier prognostizierten konjunkturellen Entwicklung weiterhin hohe Überschüsse aufweisen. Das ist Folge der weiter steigenden Staatseinnahmen und der niedrigen, teils sogar negativen Verzinsung von Staatspapieren. Der Überschuss im öffentlichen Haushalt wird wohl 20 Milliarden Euro in diesem Jahr und 19 beziehungsweise 24 Milliarden Euro in den beiden kommenden Jahren betragen.

Weltwirtschaft stabiler

Die Weltwirtschaft hat sich im Verlauf dieses Jahres gefestigt. Besonders in den Schwellenländern, zu denen auch China gehört, hat sich die konjunkturelle Entwicklung stabilisiert. Im Winterhalbjahr war die Wirtschaft in diesen Ländern langsamer gewachsen. In den fortgeschrittenen Volkswirtschaften ist das Bild nach wie vor recht uneinheitlich. Während sich die Konjunktur in den USA im Verlauf des Jahres etwas belebt hat, nahm das BIP im Euro-Raum und in Japan deutlich langsamer zu als im ersten Quartal. Vor allem die Entscheidung Großbritanniens für den Brexit hat zu neuen Belastungen für die Weltkonjunktur geführt.

(veröffentlicht in „RWI Konjunkturberichte“, Heft 3/2016)

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Quelle: RWI