Kräuter auf dem Balkon oder der Terrasse bringen mehr Abwechslung in die tägliche Küche und holen Urlaubsstimmung in unseren Alltag. Welche Pflanzen sich eignen und was bei der Pflanzung im Topf zu beachten ist, erfahren Sie hier.
Kräuter auf dem Balkon oder der Terrasse sehen nicht nur gut aus und duften wunderbar, es gibt viele Gründe sie in Töpfen zu kultivieren:
- Steine und Asphalt speichern Sonnenwärme besser als der Gartenboden.
- In Innenhöfen und auf Terrassen staut sich oft die Luft. Dort kann die Temperatur dann bis zu 12°C höher sein als im Gartenbeet. Im Frühling und Herbst wird so die Saison um einige Wochen verlängert.
- Frische Kräuter sind für die tägliche Küche und für die Vorratshaltung wie Pestos, Kräutersalze, Öle, Essige verfügbar.
- Auf die Bedürfnisse der einzelnen Kräuter kann gut eingegangen werden. Kleinere Arten wie Thymian werden nicht überwuchert. Basilikum kann in kühlen Nächten ins Haus geholt werden.
- Boden, Feuchtigkeit, Nährstoffbedarf und Licht können optimal auf die jeweilige Pflanze abgestimmt werden.
- In der Regel gibt es keine Schnecken.
- Kräutertöpfe können ein Sonnen- und Sichtschutz für die Bewohner sein.
Welche Pflanzen eignen sich?
Grundsätzlich gedeihen alle Kräuter in Töpfen. Die Auswahl richtet sich wie im Garten nach den Ansprüchen an Platz, Feuchtigkeit, Licht und Sonne.
Einjährige Pflanzen, wie z. B. Basilikum, Petersilie, Rucola, Koriander, Kapuzinerkresse, Fruchtsalbei, können als Jungpflanzen gekauft oder selbst ausgesät werden. Mit etwas Glück, guter Pflege und regelmäßigem Ernten überdauern sie eine ganze Saison.
An mehrjährigen Kräutern, wie Liebstöckel, Salbei, Estragon, Minzen, Sauerampfer, Thymian und Rosmarin, kann man jahrelang Freude haben, sofern die Kübel vor starkem Frost geschützt werden. Rosmarin sollte man während Dauerfrostperioden ins Haus holen.
Mediterranes Flair erhalten wir durch Lorbeer, Zitronenverbene, Kaugummistrauch (Minzaroma) und verschiedene Fruchtsalbeiarten. Sie benötigen gute torffreie Pflanzerde und genießen im Sommer einen sonnigen Platz mit ausreichend Wasser und Dünger. Im Winter müssen sie im Haus an einem hellen, kühlen Platz stehen, da sie keinen bzw. nur wenig Frost vertragen. Bevor sie ins Winterquartier umziehen, schneidet man sie kräftig zurück. Das Schnittgut ergibt auch getrocknet eine leckere Würze oder Teebeigabe. Bei guter Pflege können sie Jahrzehnte alt werden.
Wildkräuter wie Vogelmiere, Gundermann oder Spitzwegerich gedeihen sehr gut als Beikräuter in den Kulturtöpfen. Brennnessel und Giersch bekommen ihre eigenen Töpfe.
Im Miniteich mit kleinem Sprenkler fühlt sich Brunnenkresse wohl.
Das richtige Pflanzgefäß
Hier sind der Fantasie fast keine Grenzen gesetzt: Ob klassische Balkonkästen, Terrakotta- oder Kunststoffkübel, Mörtelwannen, ausgediente Eimer, Holz- oder Bäckerkisten, Paletten, alte Schuhe oder ausrangierte Taschen.
Entscheidend ist der Wasserabzug. Gut ist es, in den Boden Löcher zu bohren. Unten in das Gefäß kommt eine Drainageschicht aus Kieselsteinen, Tongranulat, Bimskies oder Lavabruch. Um Staunässe zu vermeiden kann der Topf auf kleine Hölzchen in den Untersetzer gestellt werden.
Bäcker- oder Weinkisten, Paletten und Körbe werden mit Unkrautvlies ausgelegt. Dieses hält die Erde im Topf und lässt überschüssiges Gießwasser ablaufen.
Je kleiner ein Gefäß, umso sorgfältiger muss gegossen und gedüngt werden. Je mehr Platz und Erde, umso üppiger kann die Pflanze gedeihen. Ideal ist es, wenn neu gekaufte Pflanzen in ein ca. 3 – 6 x größeres Gefäß umgepflanzt werden. Z. B. kann ein Basilikumtöpfchen mehrmals geteilt und auf einen Kübel mit 30cm Ø verteilt werden. Die Triebspitzen werden regelmäßig geerntet. So entstehen mit der Zeit schöne buschige Exemplare. Als Erde eignet sich torffreie, organisch gedüngte Gemüse- oder Topfpflanzenerde
Wer mit wem?
Ein Gefäß für sich allein brauchen: Basilikum, Minzen, Kapuzinerkresse, Liebstöckel, Fruchtsalbei und Lorbeer.
Interessant sind „Themenkisten“ wie z. B. das Pizzabeet mit Rosmarin, Salbei, Oregano, Thymian und Bergbohnenkraut oder die Salatkiste mit Petersilie, Schnittlauch, Dill und Rucola.
Gute Pflege ist der beste Pflanzenschutz
Von Natur aus sind Kräuter eher gesund und robust. Zu wenig Erde und Pflegefehler wie Ballentrockenheit, Staunässe, falsche Düngung oder ein ungünstiger Standort schwächen die Pflanzen. Läuse, Mehltau und andere Schadorganismen befallen am ehesten geschwächte Pflanzen.
Ernte: regelmäßig Triebspitzen und evtl. Blütenansätze ausbrechen.
dunkle Pflanzgefäße können sich an der Sonne sehr stark erhitzen. Wurzeln können verbrennen. Ein heller Anstrich, Übergefäße aus Holz/ Weidengeflecht oder textile Materialien schaffen Abhilfe.
Kühlen im Hochsommer: Ab 35°C stellen viele Pflanzen das Wachstum ein. Abhilfe schaffen Sonnensegel, feuchte Tücher, die aufgehängt werden oder das Begießen des Topfumfeldes mit Wasser.
Die Töpfe winterharter Kräuter werden bei Frostperioden so eingepackt, dass die Erde mit den Wurzeln nicht durchfriert.
Gießen: direkt in den Wurzelbereich ohne die Blätter zu benetzen. Wenn man einen Finger in die Erde steckt, kann man den Wasserbedarf ganz leicht feststellen. Fühlt sich die Erde eher trocken bis leicht feucht an, ist Wassernachschub angesagt, am besten morgens oder/ und abends, an heißen Tagen evtl. auch öfter. Der Ballen darf nicht austrocknen. Im Untersetzer soll nicht dauerhaft Wasser stehen. Gerade größere Pflanzen mit wenig Erde an sehr sonnigem Standort haben einen enormen Wasserbedarf.
Erde zwischen den Pflanzen lockern: So kommt Luft an die Wurzeln und es können Wasser und Nährstoffe besser aufgenommen werden.
Düngen: Gute Pflanzerden enthalten einen gewissen Nährstoffvorrat, der oft die ganze Saison aushält.
Starkzehrer wie Basilikum, Liebstöckel, Schnittlauch, Rucola, Petersilie brauchen, vor allem wenn häufig geerntet wird, eine regelmäßige Nachdüngung.
Geeignet sind flüssige organische Volldünger, homöopatische Pflanzenstärkungsmittel (ab und zu dem Gießwasser beigeben), Urgesteinsmehl (enthält Mineralstoffe und Spurenelemente) und geringe Hornmehlgaben (Stickstoff).
Selber machen kann man z. B. Brennnesseltee, Schachtelhalmbrühe oder andere Kräutertees. Magermilch (= entrahmte Frischmilch) 1:1 verdünnt oder Molke 1:4 verdünnt alle 14 Tage sprühen beugt Mehltau und anderen Pilzkrankheiten vor.
Welche Schäden treten am häufigsten auf?
Besonders häufig treten Läuse, Mehltau oder Grauschimmel an Balkonpflanzen auf. Wenn die ersten Anzeichen sichtbar sind, sollten kranke Pflanzen in jedem Fall von Gesunden isoliert werden.
Bei Läusebefall hilft es schon, die Läuse zu zerquetschen bzw. befallene Triebe auszubrechen und mit Brennnesseltee zu gießen, evtl. ist auch ein Umtopfen nötig. Mit etwas Glück stellen sich Marienkäfer oder Schwebfliegenlarven ein, die die Läuse fressen.
Bei trocken-heißem Wetter überzieht plötzlich ein weißer Pilzrasen meist junge Blätter. Mit dem sogenannten Mehltau befallene Stellen sofort ausbrechen und entsorgen. Stark befallene Pflanzen ganz entsorgen.
Bortrytis oder Grauschimmel ist ein hochansteckender Pilz, der sich meist rasend schnell verbreitet, vor allem im feucht-warmen Klima. Betroffen sind meist Kräuter auf der Fensterbank im Haus. Vorbeugend kann die Folienumhüllung von Topfkräutern, wie Basilikum, Petersilie, Koriander, sofort nach dem Kauf entfernt werden. Außerdem hilft es die Blätter beim Gießen nicht zu benetzten.
Befallene Pflanzen am besten großzügig ausbrechen, umtopfen, heller (ins Freie) stellen und trockener halten.
Quellen:
- Rolf Würthle: Homöopatie für Garten- und Zimmerpflanzen, BLV Verlag
- Maria Thum: Erfahrungen für den Garten, Kosmos Verlag
- Kraut & Rüben: Magazin für biologisches Gärtnern und naturgemäßes Leben, DLV: Ausgaben 1/14, 5/14, 5/15, 6/16
- Tremel: Kräuter aus dem Garten, Kosmos Verlag
Autorin: Gerlinde Heumesser
Quelle:
LEL Schwäbisch Gmünd, Infodienst Landwirtschaft – Ernährung – Ländlicher Raum
http://www.ernaehrung-bw.info