Einkaufen in Unverpackt-Läden: Nicht schwieriger, aber anders

Heute gibt es fast in jeder größeren deutschen Stadt Geschäfte, die verpackungsfreie Produkte anbieten. Die ersten „Unverpackt“-Läden wurden gerade einmal vor vier Jahren eröffnet. Seitdem werden es immer mehr. Das trifft den Nerv der Zeit, denn viele Menschen lehnen die „Verpackungsflut“ ab und suchen nach umweltbewussten Alternativen.

Aber wie fügt sich der unverpackte Einkauf in den Alltag ein, und welche Hürden gibt es? Damit haben sich Wissenschaftler der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE) beschäftigt. Sie führten eine Tagebuch-Studie mit 48 Kunden von zwei Unverpackt-Läden in Münster und Hamburg durch. Über einen Zeitraum von drei Wochen wurde jeder Einkauf ab einem Wert von 5 Euro mit Einkaufsstätte und Kassenbon erfasst. Insgesamt 575 Einkäufe und 4.452 Produkte gingen in die Auswertung ein.

Offenbar kombinieren die Verbraucher den Einkauf im Unverpackt-Laden in unterschiedlichem Ausmaß mit Besorgungen im klassischen Supermarkt, Bioladen oder auf dem Wochenmarkt. „Die Lage und Erreichbarkeit eines Ladens spielt für die Wahl einer Einkaufsstätte die größte Rolle, aber auch das unverpackte Angebot und die Auswahl an Bioprodukten sind den Kunden wichtig“, erklärt Dr. Melanie Kröger, Projektkoordinatorin an der HNEE.

Die Käufer entscheiden bewusst, welche Produkte sie in welcher Einkaufsstätte kaufen. So greifen sie im Unverpackt-Laden besonders häufig zu Nüssen, Saaten, Müsli, Flocken und Trockenfrüchten, hat die Studie gezeigt. Auch Getreide, Reis und Hülsenfrüchte sind typische Produkte. Für Südfrüchte und anderes Obst, Gemüse, Käse und Wurst gehen Kunden von Unverpackt-Läden eher in klassische Geschäfte. Solche Lebensmittel gibt es dort in großer Auswahl und häufig auch als lose Ware.

In einem Unverpackt-Laden bringen Verbraucher ihre eigenen Behälter, etwa Schraubgläser, Boxen oder Tüten mit. „Dadurch braucht der Unverpackt-Einkauf etwas Vorbereitung und muss erst in den Alltag integriert werden. Er ist nicht per se schwieriger, sondern anders“, verdeutlicht Kröger. Es hilft zum Beispiel, wenn immer eine Tasche mit den notwendigen Behältern griffbereit in der Küche steht. Die Studie zeigt auch, dass unverpackt-Kunden einen festen Rhythmus entwickeln, etwa einen bestimmten Tag pro Woche dort einkaufen. Die Motive für den unverpackten Einkauf sind vielfältig. In erster Linie möchten die Kunden Abfall und Plastik reduzieren, aber auch die Auswahl individueller Mengen und die Produktqualität werden geschätzt.

Quelle: Heike Kreutz, www.bzfe.de