Ich könnte heute über viele Themen schreiben, mit denen jede*r einzelne helfen kann, das Klima zu retten: Second Hand Kleidung, Möbel, elektronische Geräte oder Spielsachen, weniger Flugreisen, sinnvoll heizen, weniger Autofahren oder weniger tierische Produkte auf dem Teller.
Die Liste ist unendlich lang, und fast niemand schafft es, in jeder der aufgezählten Disziplinen die volle Punktzahl im Sinne des Klimas zu erreichen. Müssen wir auch gar nicht. Denn ich bin überzeugt davon, wenn jede*r nur einen kleinen Teil in einer Disziplin dazu beiträgt, können wir gemeinsam schon ganz viel erreichen. Wieviel das dann ist, kann selbst entschieden werden.
Pflanzliche Ernährung? Diskussionen vorprogrammiert!
Ich bin großer Fan von Second Hand, Zug- und Radfahren und geretteten Lebensmitteln. Und auch vegan. Oder besser: pflanzlich. Ich ernähre mich auf pflanzlicher Basis. Lassen Sie uns dieses Wort nutzen, vegan erregt die Gemüter immer nur unnötig. Und ich achte auch bei Kleidung oder anderen Produkten wie Kleber, Kosmetik, Shampoo oder Fahrradsätteln darauf, dass kein Tier drin steckt. Ein veganes Restaurant in Köln hat z.B. das ‚vegan‘ auf dem Schild gestrichen und bietet dennoch weiterhin nur pflanzlich basierte Kost an. Ist aber jetzt wesentlich besser besucht als vorher. Sie verstehen, worauf ich hinaus möchte.
- „Ich könnte niemals auf Käse verzichten.“
- „Das ist anstrengend und viel zu teuer.“
- „Dafür habe ich keine Zeit.“
- „Woher bekommst du denn deine Proteine?“
Da ich das schon eine ganze Weile mache, ist mir das Diskussionspotenzial bekannt. Ich beantworte Ihnen die Fragen gern in den Kommentaren, wenn Sie Interesse haben. Nur zu, ich freue mich auf die Diskussion!
Gewohnheiten zu verändern, dauert zwei Monate
Es muss ja auch nicht gleich rein pflanzlich sein, mal eine fleischfreie Woche oder statt Steak Seitan geht auch schon in die richtige Richtung. Ich vergleiche die Umstellung immer mit dem Führerschein. Am Anfang in der Fahrschule kann man sich nicht vorstellen, wie man jemals flüssig links abbiegen soll: Alles muss man gleichzeitig machen: Schalten, blinken, Schulterblick, warten, bis frei ist, abbiegen. Heute kann ich links abbiegen, mich dabei unterhalten, die Wasserflasche dem Beifahrer rübergeben und noch aufs Navi gucken. Sollte man natürlich nicht alles gleichzeitig machen, aber auch hier verstehen Sie sicher, worauf ich hinaus möchte.
Die ersten Monate sind etwas komplizierter, dann ist es Gewohnheit. Ca. zwei Monate dauert es im Durchschnitt übrigens. Also nicht nur für Ernährung, für alle Gewohnheiten. Und da wir ja immer noch Anfang des Jahres haben, haben Sie sich sicherlich auch sportliche oder gesundheitliche Neujahrsvorsätze gefasst, nicht wahr?
Klima schonen durch Ernährung – ein paar Fakten
Warum sich jemand pflanzlich ernährt, steht jedem selbst frei. Meine Gründe sind nicht nur ethisch und gesundheitlich, sondern eben auch klimapolitisch – worum es hier und heute geht.
„Ihr seid dafür verantwortlich, dass der Regenwald für euren Tofu und eure Sojamilch abgeholzt wird“, wird dann gerne entgegnet. Wussten Sie, dass fast 80 Prozent der Sojaproduktion weltweit an Tiere verfüttert wird? Nein? Ich bis vor einigen Jahren auch nicht.
Ich weiß nicht, ob Kühe oder Schweine mehr pupsen als wir Menschen, aber auch dies ist ein ernstzunehmender umweltpolitischer Faktor, der bei der omnivoren Ernährung eine Rolle spielt: Treibhausgasemissionen aufgrund der Verdauungsgase.
Auch auf dem Frühstückstisch kann jede*r selbst Einfluss auf die eigene Umweltbilanz nehmen. Wussten Sie z.B., dass Reis-, Mandel-, Hafer- oder auch Sojamilch eine wesentlich bessere Umweltbilanz haben als die Kuhmilch? Sowohl was Treibhausgasemissionen angeht, als auch was die Flächennutzung oder den Wasserverbrauch betrifft. Was ein Kaltgetränk am Morgen schon für einen Unterschied machen kann …
Niemand muss perfekt sein
In Großstädten ist es heute schon sehr einfach, auch außerhalb der eigenen Küche auf tierische Produkte zu verzichten. Oder auch bei der Oscar-Verleihung, die zum ersten Mal ein rein pflanzliches Dinner kredenzt – die Golden Globes hatten vorgelegt. Hierüber freuen sich besonders Promis wie Joaquin Phoenix, Natalie Portman, Leonardo DiCaprio, Ariana Grande oder Sherlock Benedict Cumberbatch – die sind nämlich alle rein pflanzlich unterwegs.
Selbst bei uns in der Kantine esse nicht nur ich täglich eine rein pflanzliche Kost. Aber auch beim Kochen zu Hause können Sie Fleisch oder das ein oder andere Milchprodukt leicht durch eine pflanzliche Alternative ersetzen. Sie können es ja einfach einmal die Woche ausprobieren. Google oder Ecosia sind hier ihre Freunde, wenn es um weitere Inspirationen zu pflanzlicher Ernährung geht. Sie müssen nicht perfekt sein; wer ist das schon – außer vielleicht Commander Data vom Raumschiff Enterprise. Wobei… selbst der war nie perfekt und musste ab und an gewartet werden.
von: Anna Linn Zafiris
Quelle: TÜV Rheinland