Das Weidenröschen hat als Wildgemüse eine lange Tradition. Im Mai sprießen die jungen Triebe wie kleine Palmen aus der Erde. Gegart entfalten sie ihren spargelähnlichen Geschmack. Für den „wilden Spargel“ werden die Sprosse geschält, wenige Minuten in Salzwasser gedünstet und in etwas Butter geschwenkt. Zum Schluss noch mit Knoblauch, Muskat und Pfeffer abschmecken.
Die zarten Blätter sind reich an Vitamin C und verfeinern mit ihrem mild-säuerlichen Aroma Suppen und Salate. Auch die Blüten sind essbar und werden als süßliche Dekoration über Desserts gestreut. Die Wurzeln haben einen leicht scharfen Geschmack und kommen als Kochgemüse auf den Teller. Getrocknet können sie zu Mehl verarbeitet und zum Eindicken von Soßen verwendet werden. Aus gerösteten Wurzelstücken lässt sich ähnlich wie bei der Zichorie ein Kaffeeersatz herstellen. Die fermentierten Blätter wurden früher als Alternative zu Schwarztee genutzt.
Die Weidenröschen gehören zu einer Gattung innerhalb der Familie der Nachtkerzengewächse. Weltweit werden knapp 200 Arten beschrieben. In unseren Breiten ist das Schmalblättrige Weidenröschen (Epilobium angustifolium) besonders häufig.
Die Staude wird bis zu anderthalb Meter hoch, hat einen kahlen Stängel und schmale, längliche Blätter. Die rosaroten Blüten zeigen sich vor allem in den Sommermonaten von Juli bis August. Die Samen haben einen langen weißen Haarschopf und können weit mit dem Wind segeln. Wer das Weidenröschen sammeln möchte, wird an Uferbereichen und Böschungen, Waldwegen und Kahlschlägen fündig.
Das Weidenröschen hat sich auch in der Volksmedizin bewährt. Die Heilpflanze wird unter anderem bei Prostatabeschwerden und Blasenleiden eingesetzt. Der Tee kann aus Blättern und der Wurzel hergestellt werden und soll auch bei Verdauungsproblemen helfen.
Heike Kreutz, BZfE