Ob Video-Spielen in der Freizeit oder die Teilnahme an eSport-Events und -wettkämpfen: Gaming ist groß angesagt.
Dabei verleitet Werbung für Nahrungsergänzungsmittel Gamer:innen zum Zugreifen, indem Anbieter Leistungssteigerung und Durchhaltevermögen versprechen. Solche Produkte können zu Kreislaufproblemen führen und sind deshalb vor allem für Kinder nicht geeignet.
Die Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein hat den Online-Markt für Gamer-Nahrungsergänzungen auf Dosierung, Warnhinweise und Werbeaussagen überprüft – darunter Tabletten, Kapseln und Pulver von neun Anbietern.
Kinder und Jugendliche bekommen schnell zu viel
Jugendliche in Deutschland verbringen im Schnitt mehr als drei Stunden am Tag vor dem Bildschirm – die Hälfte davon mit digitalen Spielen. „Gegen Müdigkeit versprechen spezielle Gamer-Nahrungsergänzungsmittel vermeintlich ‚geschärfte Reflexe‘, die ‚Nutzung jeder Gehirnzelle‘ und eine ‚gesteigerte Leistungsfähigkeit‘. Warnhinweise gehen daneben unter“, sagt Saskia Vetter, Referentin für Lebensmittel und Ernährung bei der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein.
Zwar geben alle Online-Shops für Gamer-Nahrungsergänzungsmittel an, dass die Produkte für Kinder ungeeignet sind, jedoch meist im Kleingedruckten. Zwei Hersteller werben sogar mit Leistungssteigerung in der Schule. Die verspielte Aufmachung wirkt oft harmlos und spricht junge Menschen und Eltern durch bunte Verpackungen oder Schriften an.
Koffein als Wachmacher
Zehn von 13 geprüften Gamer-Nahrungsergänzungsmitteln enthalten Koffein, einige auch Guarana und Taurin. Diese Mittel sollen den leistungssteigernden Effekt bringen. Ab 150 Milligramm Koffein muss das Produkt einen Warnhinweis tragen. Für gesunde Erwachsene gelten 200 Milligramm Koffein auf einen Schlag als unbedenklich, für Kinder und Jugendliche ist der Richtwert niedriger. „Bei einem gesunden Jugendlichen mit etwa 50 Kilogramm Körpergewicht liegt die Grenze bei 150 Milligramm Koffein“, so Vetter. Größere Mengen Koffein können Herzrasen und Herz-Kreislauf-Krankheiten verursachen. Vier der 13 geprüften Produkte enthalten mehr als 200 Milligramm pro Portion.
Empfehlungen für Höchstmengen überschritten
Für Vitamine und Mineralstoffe in Nahrungsergänzungsmitteln gibt es keine verbindlichen Höchstmengen, sondern lediglich Empfehlungen vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). Wegen gesundheitlicher Risiken bei Nahrungsergänzungsmitteln setzt sich die Verbraucherzentrale für die Einführung verbindlicher Höchstmengen ein. Das Prinzip ‚’viel hilft viel‘ gilt bei Pillen und Pulvern nicht.
Zu hohe Mengen können vor allem bei dauerhafter Einnahme der Gesundheit schaden. Drei der untersuchten Gamer-Produkte überschreiten die empfohlenen Höchstmengen für Vitamin B12 oder Nicotinsäure deutlich. Der Hinweis, dass die empfohlene tägliche Verzehrmenge nicht überschritten werden darf, ist bei Nahrungsergänzungsmitteln Pflicht. Zwei Hersteller widersprechen ihren eigenen Warnhinweisen, indem sie an anderer Stelle empfehlen, das Produkt nach persönlichem Geschmack zu dosieren.
Unzulässige Erfolgsversprechen
Die Health-Claims-Verordnung der EU legt fest, welche Angaben in Bezug auf Gesundheit in der Werbung, auf Verpackungen und Beschreibungen für Nahrungsergänzungsmittel erlaubt sind. Nicht alle Hersteller halten sich daran. Ein Anbieter verspricht zum Beispiel positive Wirkungen von Taurin, obwohl dafür jede wissenschaftliche Grundlage fehlt. „Angaben zu besserer Gedächtnisleistung, Konzentration oder schnelleren Reflexen sind nicht bewiesen und nicht erlaubt“, so Vetter.
Quelle: VZSH