Selbst anbauen und ernten im Schulgarten.
Viele Kinder sind wählerische Esser und wenig begeistert von Brokkoli & Co. Wenn Kinder im Schulgarten ihr eigenes Gemüse anbauen, kann sich diese Einstellung positiv verändern. Das ist das Resultat einer Studie der University of Texas.
Die amerikanischen Wissenschaftler arbeiteten mit 16 Grundschulen zusammen, um für ein Schuljahr im eigenen Schulgarten Gemüse und Kräuter anzubauen. Zusätzlich nahmen Schüler und Eltern an Kursen zu Kochen und gesunder Ernährung teil. Im Fokus standen Kinder aus einkommensschwachen Familien, die erfahrungsgemäß ein höheres Risiko für Übergewicht haben.
Insgesamt waren mehr als 3.000 Schüler mit einem Durchschnittsalter von neun Jahren an der Studie beteiligt, von denen etwa die Hälfte an dem Programm teilnahm. Die Wissenschaftler bestimmten für rund neun Monate Nahrungsaufnahme, Körpergewicht, Taillenumfang und Blutdruck der jungen Probanden.
Wenn Schüler an Gartenkursen und Unterricht zu Kochen und Ernährung teilnahmen, aßen sie im Vergleich zur Kontrollgruppe durchschnittlich eine halbe Portion mehr Gemüse am Tag. Es ließen sich jedoch keine Unterschiede im Verzehr von Obst und zuckergesüßten Getränken, Körpergewicht und Blutdruck nachweisen. Das kann an dem begrenzten Beobachtungszeitraum von neun Monaten liegen.
„Kindern zu vermitteln, woher ihr Essen kommt, wie es angebaut wird und wie man es zubereitet – das ist der Schlüssel, um Essverhalten langfristig zu verändern“, meint Jaimie Davis von der University of Texas. „Wir konnten Kindern eine Vielzahl an Gemüsearten nahebringen, zu denen sie bisher keinen Zugang hatten.“ So ließ sich mancher Gemüsemuffel von Grünkohl begeistern, wenn er aus Samen gezogen und anschließend zu knusprigen Chips gebacken wurde.
Auch ein nur geringfügig erhöhter Gemüseverzehr kann sich langfristig positiv auf die Gesundheit auswirken, erklären die Autoren im „International Journal of Behavioral Nutrition and Physical Activity“. Zur Bekämpfung von Übergewicht und Adipositas sind vermutlich weitere Maßnahmen notwendig. Außerdem sei es für viele Schulen schwierig, Schulgartenprogramme auf lange Sicht aufrechtzuerhalten.
In Corona-Zeiten kann in Schulgärten auch bei uns eher nicht gearbeitet werden. Dafür haben aber viele Familien das Gärtnern für sich entdeckt. So können Kinder auch zu Hause lernen, wie man Gemüse aussät, pflanzt und erntet – im eigenen Garten, aber auch auf Balkon und Terrasse. Und wenn die Früchte der eigenen Arbeit gemeinsam zubereitet werden, macht es noch mehr Spaß. Anregungen gibt es nicht nur im Internationalen Jahr für Obst und Gemüse vom Bundesinformationszentrum Landwirtschaft und dem Bundeszentrum für Ernährung.
Weitere Informationen:
- https://doi.org/10.1186/s12966-021-01087-x
- www.bzfe.de/lebensmittel-aus-dem-schulgarten/
- www.bzfe.de/bildung/ernaehrungs-und-verbraucherbildung/nachhaltigkeit/wertschaetzung-von-lebensmitteln/
- Broschüre „Lernort Schulgarten – Projektideen aus der Praxis“
Bestell-Nr. 3910, 9,00 Euro
Heike Kreutz, www.bzfe.de