War der Feldhase Vorbild für den Osterhasen?
Jetzt um Ostern begegnet uns ein Tier mit langen Ohren, einem weichen Fell und kurzem Stummelschwanz besonders oft. Doch wer war das Vorbild für den Osterhasen – Feldhase oder Wildkaninchen? Die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) beschäftigt sich intensiv mit dem Feldhasen und seinen Gewohnheiten. Mit den langen Ohren, seinem schlanken, großen Körper und den kräftigen Hinterbeinen unterscheidet er sich sichtbar vom gedrungenen Kaninchen mit kurzen Ohren.
Feldhasen sind ursprünglich Steppenbewohner, die sich an unsere mitteleuropäische Kulturlandschaft angepasst haben und überall in Bayern vorkommen. Sie behalten ihr Revier ein Leben lang und durchstreifen ein Gebiet von bis zu 50 Hektar, das sind 500.000 Quadratmeter oder 70 Fußballfelder. Anders als Kaninchen, die Baue graben und in Kolonien leben, sind Feldhasen Einzelgänger und suchen sich mehrere geschützte Ruheplätze, die sogenannten Sassen. Je mehr verschiedene Strukturen, das sind Hecken, Grasstreifen, Blühflächen oder Feldraine, ihnen im nahen Umkreis zur Verfügung stehen, desto kleiner ist die benötigte Reviergröße.
Nach der anstrengenden Paarungszeit, die hauptsächlich im April bis Anfang Mai stattfindet, kommen nach rund 42 Tagen die ersten jungen Hasen zur Welt. Die 1-5 Jungen werden behaart und sehend geboren und können bereits nach wenigen Stunden laufen, sind Nestflüchter. Die Häsin versorgt sie die nächsten 4-5 Wochen mit nahrhafter Muttermilch. Im Jahr können Feldhasen bis zu viermal Nachwuchs gebären. Das Überleben der Jungtiere hängt von guter Nahrungsversorgung des Muttertiers, der Witterung, Fressfeinden sowie Störungen durch den Menschen ab. Meist überleben nur 20-30% der Jungtiere bis zum nächsten Herbst. Falls Sie beim Spaziergang zufällig einen vermeintlich alleine sitzenden jungen Feldhasen entdecken, bitte sitzen lassen und sich langsam entfernen.
Bei hasenfreundlichen Verbindungen zwischen den Lebensräumen können sie leichter Nahrung und Schutz vor Nässe oder Kälte finden sowie Feinde und Konkurrenz vermeiden. Entscheidend sind viele Randlinien als Übergänge zwischen offenen Flächen, wie den frisch eingesäten Äckern im Frühjahr oder nach der Ernte im Sommer und Flächen mit dauerhaft dichtem Pflanzenbewuchs. Wenn sich Feldhasen in ihrem Revier sicher fühlen, werden sie auch tagsüber aktiv und lassen sich bei Spaziergängen gut beobachten. Dabei verharren die Feldhasen sehr lange und sprinten oft erst direkt vor Kontakt mit Menschen los. Daher ist es auch überlebenswichtig, jetzt im Frühjahr und Frühsommer die Hunde an der Leine zu halten. Die Häsin überlässt ihre Jungen tagsüber sich selbst und kommt nur im Schutz der Dämmerung zum Säugen. Die kleinen, unerfahrenen Junghasen wären leichte Beute für wildernde Hunde.
Das vegetarische Nahrungsspektrum des Feldhasen ist breit. Es umfasst knackige und überall wachsende Kulturpflanzen – aber vor allem mag der Kräuterprofi zarte und abwechslungsreiche Wildpflanzen. Die unzähligen Heilkräuter der Feldhasen haben den Begriff der „Hasenapotheke“ geprägt. Löwenzahnblätter etwa liefern Vitamin C für den Stoffwechsel, Sauerampfer bringt die Immunabwehr auf Zack und Barbarakraut versorgt mit Folsäure. Gerade im Frühjahr zur Fortpflanzungszeit sind Feldhasen auf eine besonders gute Nahrung angewiesen. Das hält sie bei Kräften, wenn sie mit bis zu 80 km/h über Felder und Wiesen rennen und ihre Haken schlagen.
Die Landwirtinnen und Landwirte unterstützen die Feldhasen in dem sie vielfältige Ackerkulturen anbauen, artenreiche Wiesen schaffen, blütenreiche Säume und Wegränder entstehen lassen. Sie pflegen die für die Hasen wichtigen Hecken, legen mehrjährige dichtbewachsene Brachen und Blühflächen an. Im Herbst säen sie so-genannte Zwischenfrüchte, die auch im Herbst Nahrung bereit halten und in der kargen Winterzeit den Boden bedecken und Schutz vor Kälte und Schnee bieten. Ein Großteil dieser agrarökologischen Maßnahmen werden über das Bayerische Kulturlandschaftsprogramm (KULAP) gefördert.
Wildlebensräume brauchen nicht „schön“ auszusehen, sondern entscheidend ist, dass sie die Lebensraumansprüche der dort lebenden Wildtierarten erfüllen. So sind es vor allem wild anmutende Strukturen, wie Blühflächen oder Brachen, „ungepflegte“ Wegränder oder Säume, die ökologisch äußerst wertvoll sind. Dieses Verständnis für die Zusammenhänge zwischen Landschaft und Wildtieren zu wecken und aktiv mehr Lebensräume zusammen mit Landwirten, Jägern und Kommunen zu schaffen, ist Aufgabe der Wildlebensraumberatung in Bayern. Sie unterstützt Betriebe bei der Gestaltung der Wildlebensräume. Gerne informieren Sie sich im Internet über unser Angebot oder nutzen einen der Lehrpfade, wie beispielweise in Grub im Land-kreis Ebersberg. Sie können auch auf Ihren örtlichen Ansprechpartner für Wildlebensraumberatung am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zugehen.
Quelle: LfL