Branchenpanel zeigt: Deutsche Fleischindustrie erlebt Strukturbruch

Das erste Branchenecho der Fleisch- und Wurstindustrie in Deutschland zeigt Strukturbrüche der gesamten Wertschöpfungskette. Dabei gibt es allerdings nicht nur Verlierer.

Die Fleischmedien (afz – allgemeine fleischer zeitung und FLEISCHWIRTSCHAFT) der dfv Mediengruppe haben in Kooperation mit der Managementberatung Ebner Stolz die Top 100 Unternehmen der Branche befragt. Unter den Befragten sind jeweils 47% Unternehmen mit mehr als 1.500 Mitarbeitern und einem Umsatz größer als 500 Mio. Euro, 53% der Befragten sind kleiner und machen weniger Umsatz.

„Die Fleisch- und Wurstbranche ist ein wichtiger Wirtschaftssektor in Deutschland, der allerdings in seiner Bedeutung eine größere Sichtbarkeit erfahren sollte. Daher haben wir gemeinsam das Branchenecho ins Leben gerufen, um den Stellenwert der Branche zu steigern, ihre Entwicklung zu dokumentieren und Leistungsstärke zu zeigen. Künftig soll das Branchenpanel halbjährlich durchgeführt werden und verlässlich über den Status quo Auskunft geben,“ sagt Christian Schnücke, Gesamtverlagsleiter Agrar-, Back- und Fleischmedien bei der dfv Mediengruppe.

Eine im Wandel befindliche internationale Wettbewerbssituation, zunehmend unsichere politische Rahmenbedingungen und ein verändertes Konsumentenverhalten in Deutschland befeuern den Strukturbruch der Fleisch- und Wurstindustrie. 58% der befragten Unternehmen sehen dabei die Branche noch am Beginn des Transformationsprozesses, 37% bereits mitten in der Veränderung. Insbesondere die kleineren Betriebe arbeiten aktiv an der Stärkung der Regionalität (84%) sowie dem Ausbau der vertikalen Wertschöpfungskette (52%). Alle Befragten sehen als wichtigste Herausforderung den massiven Ausbau der Automatisierung (94%), da der Personalmangel und die steigenden Personalkosten für 63% eines der größten Probleme darstellen.

Exekutive Summary:

Konsum im Sinkflug: Selbst 84% der Branche erwarten weiteren Nachfragerückgang nach Fleisch und Wurst, in Teilen um 10% und mehr.

Inflationsrate verändert Verbrauchernachfrage: 79% sehen gesteigerte Nachfrage von preiswerten Fleisch- und Wurstprodukten.

Überkapazität am Markt: Knapp 60% sind mit der Auslastung ihrer Werke nicht zufrieden.

Gewinner und Verlierer: Seit 2019 gewinnen kleinere, regionale Produzenten an Menge (37%), Großunternehmen verlieren (42%).

Konsolidierung nimmt Fahrt auf: Regionale Wertschöpfungsketten sind im Kommen, 52% der Befragten sind offen für vertikale Integration, nur 16% für horizontale.

Stärkster Zukunftstrend: Regionalität mit 84%. Mit 68% ist die Nachfrage von höheren Tierhaltungsformen hinter der Nachfrage nach preiswerten Produkten nur noch auf Platz drei.

Verschiebung der Dominanz: Gewinner und Verlierer

Der Strukturbruch der Branche bringt jedoch nicht nur Verlierer mit sich. 37% der Befragten weisen eine Mengensteigerung im Vergleich zu 2019 auf. 42% sind mit ihrer Geschäftsentwicklung zufrieden. „Gewinner der letzten zwei Jahre ist der Mittelstand, Verlierer der Marktentwicklung sind vor allem die Großunternehmen mit konzentrierten Standorten“, sagt Klaus Martin Fischer, Partner bei Ebner Stolz. „Die vormals führenden Unternehmen der Branche leiden jetzt unter dem Mengenschwund. Wo sie vorher die großen Wettbewerbsvorteile in der Kosteneffizienz hatten, erleben die Unternehmen mit hochkonzentrierten Standorten jetzt erhebliche Wettbewerbsnachteile.“ 58% der Befragten geben an, dass sie nicht zufrieden sind mit der wirtschaftlichen Entwicklung, 42% weisen einen Mengenrückgang aus. „Ein Grund für den Mengenrückgang liegt bei den wenigen Unternehmen der Branche, die stark auf den Export fixiert waren“, beschreibt Fischer die Ursache. „So sagen auch 32% der Befragten, dass der internationale Wettbewerb die größte Herausforderung ist.“

Inflation sorgt für verändertes Konsumverhalten

Die rasant steigende Preisspirale sorgt bei den Produzenten dafür, dass 95% der Befragten Preissteigerungen vom Handel erwarten. „Vielfach ist dieser Schritt bereits erfolgt“, so Klaus Martin Fischer. „Für die meisten Produzenten ist dies jedoch nur ein Tropfen auf den heißen Stein.“ Die Teuerungsrate in der Produktion ist dabei vor allem bei Energie (95%), Lebendviehpreis (84%), Logistik (53%) und Verpackungsmaterialien (42%) zu spüren.

Aufgrund der daraus resultierenden Verteuerung der Konsumprodukte im Handel, sehen die Befragten eine Verschiebung der Verbrauchernachfrage. Die Preissensibilität steigt. 78% der Befragten bestätigen, dass Konsumenten preiswerte Produkte suchen. Lediglich 68% (Platz drei der Trends) sehen die Nachfrage von höheren Tierhaltungsformen. Stärkster Zukunftstrend bleibt Regionalität mit 84%.

Hintergrund

Das Branchenecho „Fleischwirtschaft“ wird gemeinsam von der dfv Mediengruppe und der Managementberatung Ebner Stolz durchgeführt. Befragt wurden erstmalig die 100 umsatzstärksten Unternehmen der Fleisch- und Wurstindustrie in Deutschland. Die Onlinebefragung wurde durchgeführt durch die Business Target Group (BTG), einer hundertprozentigen Tochter der dfv Mediengruppe. Zukünftig wird das Branchenpanel halbjährlich durchgeführt.

Pressekontakt:

Kontakt:
Klaus Martin Fischer
Partner Ebner Stolz
Tel. +49 69 450907-220
Klaus-Martin.Fischer@ebnerstolz.de

Manuela Töpfer
Head of Communications
Telefon +49 69 7595-2052
presse@dfv.de
www.dfv.de

Quelle: Ebner Stolz, übermittelt durch news aktuell