Welche Funktionen haben Biofaktoren bei ADHS?

ADHS gehört zur Gruppe der Verhaltens- und emotionalen Störungen, die in Kindheit und Jugend beginnen und gehört zu den häufigsten neuropsychiatrischen Entwicklungsstörungen.

Kernsymptome sind Aufmerksamkeitsstörungen, Hyperaktivität und Impulsivität; zu den Nebensymptomen zählen Desorganisation und Gefühls- und Stimmungsschwankungen bis hin zu Depressionen oder Aggressivität und eine verminderte Stressresistenz.

ADHS und Magnesiummangel ähneln sich

Der Biofaktor Magnesium spielt eine Rolle bei zahlreichen Stoffwechselvorgängen, so auch im Gehirn, wo Magnesium unter anderem an der Synthese der Neurotransmitter Dopamin und Serotonin beteiligt ist und die Ausschüttung von Adrenalin und Noradrenalin dämpft. Ein Magnesiumdefizit kann daher ein breites Spektrum an neurologischen und psychiatrischen Beschwerden nach sich ziehen. Die Spanne reicht von unspezifischen Symptomen wie Übererregbarkeit, Nervosität und Konzentrations- und Leistungsschwäche bis hin zu geistigen Leistungseinbußen und Demenz.Das Krankheitsbild eines Magnesiummangels zeigt demnach ein umfangreiches Symptomen-Overlapping zur ADHS. Die bereits erwähnten Kern- und Nebensymptome der ADHS finden sich ebenso im Magnesiummangel.5 Folgende Verhaltensauffälligkeiten zählen sowohl zum Beschwerdebild einer ADHS, als auch zu den Symptomen eines Magnesiumdefizits:

  • Motorische Unruhe, erhöhte Erregbarkeit und Hyperaktivität
  • Schlafstörungen
  • Konzentrationsschwäche, Unaufmerksamkeit und Vergesslichkeit
  • Geringe Ausdauer und schnelle Ermüdbarkeit
  • Ängste, Depressionen, reizbares und aggressives Verhalten

Was zeigen Studien zu Magnesium und ADHS?

Zum einen ist die umgekehrte Korrelation zwischen Serummagnesiumspiegel und ADHS-Symptomatik gut dokumentiert.Zudem gibt es Hinweise aus Interventionsstudien, dass sich eine Magnesiumsupplementation positiv auf das Verhalten und die psychische Gesundheit von Kindern mit ADHS auswirken kann.

Vergleiche von ADHS-Patienten mit und ohne Magnesiumtherapie zeigen einen therapeutischen Benefit durch den Biofaktor. Es lohnt sich daher, bei einem Kind mit ADHS-Diagnose auf den Magnesiumstatus zu achten. Denn ein bestehendes Defizit auszugleichen, ist einfach und verursacht im Gegensatz zu den gängigen ADHS-Medikamenten keine Nebenwirkungen. Auch wenn ein Kind bereits mit Methylphenidat oder anderen Arzneimitteln behandelt wird, kann eine add-on-Therapie mit Magnesium einen Zusatznutzen bewirken oder bestenfalls sogar zu einer Senkung der Medikamentendosis führen. Als Tagesdosis empfehlen sich 6 mg Magnesium pro kg Körpergewicht, vereinzelt sind höhere Tagesdosen nötig.

Literatur

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(2) Hemamy M et al. The effect of vitamin D and magnesium supplementation on the mental health status of attention-deficit hyperactive children: a randomized controlled trial. BMC Pediatr 2021 Apr 17; 21(1): 178

(3) Dehbokri N et al. Effect of vitamin D treatment in children with attention-deficit hyperactivity disorder. World J Pediatr 2019 Feb; 15(1): 78­–84

(4) Mohammadpour N et al. Effect of vitamin D supplementation as adjunctive therapy to methylphenidate on ADHD symptoms: A randomized, double blind, placebo-controlled trial. Nutr Neurosci 2018 Apr; 21(3): 202–209

(5) Liebscher DH et al. Magnesiummangel und -therapie bei ADHS. Empfehlungen der Gesellschaft für Magnesium-Forschung e.V. Nieren- und Hochdruckkrankheiten 2011; 40(3): 123­­­–128

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(7) Hemamy M et al. The effect of vitamin D and magnesium supplementation on the mental health status of attention-deficit hyperactive children: a randomized controlled trial. Pediatr 2021 Apr 17; 21(1): 178

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(9) Akhondzadeh S et al. Zinc sulfate as an adjunct to methylphenidate for the treatment of attention deficit hyperactivity disorder in children: A double blind and randomized trial. BMC Psychiatry 2004; 4: 1–6

Quelle: GfB