Abwracken oder Aufstocken wohin steuert der deutsche Schweinemarkt?

Guido Siebenmorgen, ehemaliger Chefeinkäufer von REWE Deutschland und Dr. Jens van Bebber, Landwirt diskutieren beim 7. MEATtalk von Ebner Stolz mit Greenpeace Landwirtschaftsexperten Martin Hofstetter. Alle drei erwarten übereinstimmend Halbierung der Schweinemarktes. Greenpeace-Experte Hofstetter fordert Abwrackprämie für Schweinebauern.

Der deutsche Schweinemarkt befindet sich im Sturzflug. Zurückgehender Inlandskonsum, aufgebende Landwirte und immer mehr politische Forderungen setzen alle Akteure der Wertschöpfungskette Schwein unter enormen Handlungsdruck. Die Auswirkungen von Inflation und Futtermittelknappheit verschärfen jetzt die Entwicklung. Beim 7. MEATtalk von Ebner Stolz diskutierte nun Klaus Martin Fischer, Partner bei Ebner Stolz, mit drei hochkarätigen Experten der Branche über die Perspektiven.

Der Greenpeace Landwirtschaftsexperte Martin Hofstetter fasste die Situation mit Klartext zusammen: „Ich möchte kein Schweinehalter sein, schließlich fehlt durch die Nicht-Umsetzung der Empfehlungen der Borchert Kommission jegliche politische Regelung. Tierwohl, Finanzierung, Stallbauvorgaben, das sind alles Themen, die heute einfach dem Markt überlassen werden.“

Die Politik sollte mit den bestehenden Systemen wie der Initiative Tierwohl (ITW) viel enger zusammen arbeiten kritisiert Guido Siebenmorgen, ehemaliger Chefeinkäufer von REWE Deutschland. Mit der Initiative Tierwohl gibt es ein von der Wirtschaft getragenes, funktionierendes System zur Umsetzung. Die Politik redet seit 50 Jahren nun verändert der Lebensmitteleinzelhandel durch seine Anforderungen den gesamten Schweinefleischmarkt. „Sollte das gesamte Schweinefleisch im Lebensmitteleinzelhandel auf die Haltungsstufen 3 und 4 umgestellt werden führt das zu einer Halbierung des heutigen Marktes.“

Das Risiko für den Umbau eines Schweinestalls in höhere Haltungsformen ist aus Sicht von Landwirt Dr. Jens van Bebber deutlich zu groß. Die Mehrzahl der Erzeuger wird heute nicht umsteigen. Es fehlen Zielvorgaben und entsprechend angepasste Rahmenbedingungen seitens der Politik. „Der Handel prescht vor, stellt Forderungen in Richtung Erzeuger – ohne wirkliche Bereitschaft auch selbst Leistungen zu erbringen.“

Für Greenpeace Experten Hofstetter ist daher eine „intelligente Abwrackprämie für Schweinehalter nach niederländischem Vorbild eine gute Unterstützung beim Bestandsabbau in Intensivregionen.“ Die Politik hat die Landwirte 15 Jahre im Regen stehen gelassen. Den Markt nur dem Handel zu überlassen greift zu kurz, da dann Großverbraucher und Gastronomie außen vor sind.

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Klaus Martin Fischer
Partner Ebner Stolz
Tel. +49 69 450907-220
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Quelle: Ebner Stolz, übermittelt durch news aktuell