Eine Extraportion Eiweiß?: Nicht mehr, sondern hochwertiger

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Brauchen wir eine Extraportion Eiweiß? „Jein“ – so das Resümee der Gäste des vierten BZfE-Ernährungstalks „Tischgespräche“.

Zwar seien die Menschen in Deutschland im Durchschnitt mit Eiweiß überversorgt, dennoch gäbe es Bevölkerungsgruppen und Lebenssituationen, in denen besonders auf eine ausreichende Zufuhr geachtet werden müsse. „Wir müssen schon schauen, wen wir vor uns haben, wenn wir ihn beraten“, sagte Diplom-Oecotrophologin Amely Brückner.

So seien die Zufuhrempfehlungen für Senioren vor einiger Zeit von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) angehoben worden, um den Erhalt der Körperfunktionalität besser zu berücksichtigen. Auch in Schwangerschaft und Stillzeit sowie bei bestimmten Erkrankungen sei der Bedarf an Proteinen höher. Im Bereich des Leistungssports steige wegen der erhöhten Stoffwechselrate der Proteinbedarf ebenfalls, weiß Ernährungswissenschaftler Dr. Georg Abel auch aus eigener Erfahrung als Triathlet: „Für einen Leistungssportler würde ich den Proteinbedarf im Bereich zwischen 1,5 bis 2,0 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht ansetzen.“ Diese Menge könne bei geschickter Auswahl ohne Weiteres mit Lebensmitteln erreicht werden, die natürlicherweise viel Eiweiß enthalten – je nach Ernährungsstil mit tierischen Lebensmitteln wie Eier, Quark, Fisch oder magerem Fleisch beziehungsweise mit pflanzlichen Proteinquellen wie Hülsenfrüchten oder Sojaprodukten.

Wichtiger als die Menge ist jedoch die Qualität der Nahrungsproteine. Um diese zu bestimmen, werde heute nicht mehr die sogenannte Biologische Wertigkeit herangezogen, wie Dr. Markus Keller, Geschäftsführer und wissenschaftlicher Leiter des Forschungsinstituts für pflanzenbasierte Ernährung (IFPE) in Gießen erläuterte: „Eines der besten Messverfahren derzeit ist der PDCAAS, der Protein Digestibility-Corrected Amino Acid Score.“ Hierbei werde der Verdauungsprozess mitberücksichtigt, der eine große Rolle für die Verwertbarkeit von Eiweiß im Körper spielt. Obwohl dieser Score für pflanzliche Proteine häufig niedriger sei, sei auch bei veganer Ernährung die Eiweißversorgung generell kein Problem, so Keller. „Studien zeigen, dass Veganerinnen und Veganer am nächsten an den Referenzwerten liegen, auch bei den Proteinen.“

Welche Rolle pflanzliche Alternativen zu Milch, Fleisch und Wurst in der heutigen Ernährung spielen, weiß Bernd Eßer, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes für Alternative Proteine Balpro e. V.: „Die Ernährung hat durch die verschiedenen Krisen nochmal einen anderen Stellenwert bekommen.“ Damit seien pflanzliche Proteine erneut nach vorne geschoben worden. Dass bei den Produkten häufig die tierischen Originale nachgeahmt werden, solle Verbraucherinnen und Verbrauchern den Einstieg in eine mehr pflanzenbetonte Ernährung erleichtern. Denn die größte Zielgruppe seien die sogenannten Flexitarierinnen und Flexitarier. Diese griffen eher aus Neugier und wegen des Geschmacks zu, erst danach folgten gesundheitliche Gründe, so die Erkenntnisse aus der Marktforschung. Der Trend ginge dabei immer mehr Richtung „Clean Label“, zu Produkten mit weniger Zutaten wie Zusatzstoffen und Aromen.

Wie Fleischalternativen ernährungsphysiologisch und allergologisch zu bewerten sind, wann „High Protein“-Produkte wie Riegel und Pulver unter Umständen eine sinnvolle Ergänzung sein können und ob ein hoher Eiweißanteil in der Ernährung tatsächlich beim Abnehmen hilft, erfahren Sie in diesem Video.

Am Schluss verraten die Talkgäste übrigens ihre persönlichen Lieblingsrezepte, die jede Menge hochwertiges Eiweiß liefern.

Quelle: Melanie Kirk-Mechtel, www.bzfe.de