Durchbruch auf Weltklimakonferenz: Ernährungspavillons wecken Hoffnung für COP-28-Agenda

ProVeg: Unsere Botschaft ist angekommen.

Die internationale Ernährungsorganisation ProVeg bewertet die diesjährige Weltklimakonferenz in Ägypten als wegweisenden Durchbruch für die klimafreundliche Gestaltung unserer Ernährungssysteme: Die Vereinten Nationen genehmigten erstmals Pavillons, die den Delegierten der rund 200 UN-Mitgliedsstaaten die horrenden Umweltauswirkungen unserer Lebensmittelproduktion und Ernährung vor Augen führten, darunter den „Food4Climate“-Pavillon unter ProVeg-Beteiligung.

„Wir haben erlebt, dass unsere Botschaft ankam“, resümiert Raphael Podselver, Sprecher des „Food4Climate“-Pavillons. „Die Delegierten haben zum womöglich ersten Mal verstanden, dass die Ernährungssysteme für die Bewältigung des Klimawandels entscheidend sind.“ Wie entscheidend, wird Podselver nicht müde zu betonen: „Wir haben unmissverständlich klargemacht, dass es ohne eine Umgestaltung unserer Ernährungssysteme keine Chance gibt, die internationalen Klimaziele zu erreichen.“ Dies bestätigt auch die Wissenschaft.1

Weniger Emissionen, mehr Ernährungssicherheit

Auch die deutschen Emissionen zeichnen ein eindeutiges Bild: Das Ernährungssystem ist hierzulande für 20 bis 25 Prozent der Treibhausgas-Emissionen verantwortlich.2 3 Insbesondere in der landwirtschaftlichen Produktion lässt sich ein Großteil der Emissionen auf die Tierhaltung zurückführen.4 5 Das Treibhausgas Methan gilt als besonders gefährlich und ist bis zu 30-mal schädlicher als Kohlendioxid.6 Bei uns entsteht Methan vor allem in der Landwirtschaft durch die Rinderhaltung.7 Global verursacht die Tierhaltung rund ein Drittel der von Menschen verursachten Methan-Emissionen.8

Die gute Nachricht: Eine pflanzenreichere Ernährung, agrarökologische Praktiken und weniger Lebensmittelverlust und -verschwendung schützen nicht nur das Klima, sondern machen unsere Ernährungssysteme auch widerstandsfähiger gegenüber Krisen. Denn Hitzewellen, Waldbrände und Dürren werden mit dem Klimawandel häufiger und intensiver, wie Deutschland auch in diesem Jahr deutlich spüren musste.9 10 11

Nächster Schritt: Ernährung auf die COP-28-Agenda

Während die diesjährigen Klimagespräche das Bewusstsein für die Auswirkungen unserer Ernährungssysteme geschärft haben, zeichneten die Verhandlungsergebnisse ein anderes Bild. Die Abschlusserklärung zum UN-Rahmenwerk über Ernährung und Landwirtschaft erscheint nur wenig ambitioniert, die Notwendigkeit einer veränderten Ernährung blieb ganz außer Acht.

Die „Food4Climate“-Partner wollen deshalb auch auf der Weltklimakonferenz in Dubai im nächsten Jahr einen Pavillon errichten. „Jetzt müssen wir dafür sorgen, dass die Umgestaltung unserer Ernährungssysteme ein integraler Bestandteil der Verhandlungen wird“, so ProVeg-Geschäftsführer Matthias Rohra. Podselver und sein Team stehen in den Startlöchern.

Quellen

  1. Clark, M. A., N. G. G. Domingo et al. (2020): Global food system emissions could preclude achieving the 1.5° and 2°C climate change targets. Science 370(6517), 705–708. Doi:10.1126/science.aba7357
  2. Crippa, M., E. Solazzo et al. (2021): EDGAR-FOOD data. Figshare. Doi:10.6084/m9.figshare.13476666
  3. Wissenschaftlicher Beirat Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlicher Verbraucherschutz & Wissenschaftlicher Beirat Waldpolitik beim BMEL (2016): Klimaschutz in der Land- und Forstwirtschaft sowie den nachgelagerten Bereichen Ernährung und Holzverwendung. Gutachten. Berlin. Online unter: https://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/DE/_Ministerium/Beiraete/agrarpolitik/Klimaschutzgutachten_2016.pdf?__blob=publicationFile&v=3 [07.12.2022]
  4. Umweltbundesamt (2021): Beitrag der Landwirtschaft zu den Treibhausgas-Emissionen. Online unter: https://www.umweltbundesamt.de/daten/land-forstwirtschaft/beitrag-der-landwirtschaft-zu-den-treibhausgas#klimagase-aus-der-viehhaltung [07.12.2022]
  5. Scheffler, M., K. Wiegmann et al. (2021): Landwirtschaft auf dem Weg zum Klimaziel. Maßnahmen für Klimaneutralität bis 2045. Eine Studie des Öko-Instituts im Auftrag von Greenpeace. Online unter: https://www.greenpeace.de/publikationen/210128_bedeutung_der_zielsetzung_klimaneutralitaet_fuer_den_landwirtschaftssektor.pdf [07.12.2022]
  6. Intergovernmental Panel on Climate Change (2014): Climate Change 2014: Synthesis Report. Contribution of Working Groups I, II and III to the Fifth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change [Core Writing Team, R. K. Pachauri and L. A. Meyer (eds.)]. IPCC, Geneva, Switzerland, 151 pp. Online unter: https://www.ipcc.ch/report/ar5/syr/ [07.12.2022]
  7. siehe 4
  8. United Nations Environment Programme and Climate & Clean Air Coalition (2021). Global Methane Assessment: Benefits and Costs of Mitigating Methane Emissions. Nairobi: United Nations Environment Programme. Online unter: https://www.unep.org/resources/report/global-methane-assessment-benefits-and-costs-mitigating-methane-emissions [07.12.2022]
  9. Tagesschau (2022): Statistisches Bundesamt: Mehr Todesfälle infolge von Hitzewellen, veröffentlicht am 09.08.2022. Online unter: https://www.tagesschau.de/wissen/gesundheit/sterbefaelle-hitze-101.html
  10. Tagesschau (2022): Waldbrände in Deutschland: „Risiko wird mit Klimakrise immer größer“, veröffentlicht am 27.07.2022. Online unter: https://www.tagesschau.de/wissen/klima/waldbraende-179.html
  11. Tagesschau (2022): Klimakrise: Halb Europa von Dürre bedroht, veröffentlicht am 23.08.2022. Online unter:
    https://www.tagesschau.de/wissen/klima/duerre-europa-101.html
Quelle: proveg