Mehr Teenager mit Essstörungen

Vor allem junge Frauen und Mädchen betroffen .

In sozialen Medien spielen Themen wie Aussehen und Körpergewicht eine große Rolle. Häufig wird ein unrealistisches Schönheitsideal vermittelt, mit dem sich junge Menschen vergleichen. Das trägt dazu bei, dass Essstörungen wie Magersucht und Bulimie in der Pubertät offenbar deutlich zugenommen haben. In der Corona-Pandemie war bei den 12- bis 17-Jährigen zwischen den Jahren 2020 und 2021 ein Anstieg um 30 Prozent zu beobachten, lässt eine Auswertung von anonymisierten Versichertendaten der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH) vermuten.

Essstörungen sind schwere psychische Erkrankungen, die häufig in der Teenagerzeit entstehen. Nicht selten werden sie von Angststörungen und Depressionen begleitet. Man unterscheidet zwischen verschiedenen Formen wie Magersucht (Anorexia nervosa), Ess-Brech-Sucht (Bulimie) und Essattacken mit Kontrollverlust (Binge-Eating-Störung).

Nach Hochrechnungen der KKH sind bundesweit etwa 50.000 Jugendliche im Alter von 12 bis 17 Jahren betroffen, davon knapp 80 Prozent Mädchen und junge Frauen. Vermutlich leiden 18 von 1.000 Mädchen dieser Altersgruppe an einer Essstörung, während es in den Jahren 2020 und 2019 noch 13 und im Jahr 2011 noch 11 von 1.000 waren. Es wird von einer hohen Dunkelziffer ausgegangen, da sich die Zahlen nur auf klinisch diagnostizierte Fälle beziehen. „Den Betroffenen fällt es allerdings oft schwer sich einzugestehen, dass sie Hilfe benötigen. Dies ist aber ein ganz wichtiger Schritt für die Genesung“, meint KKH-Psychologin Franziska Klemm.

„Die Gründe für eine Essstörung sind vielfältig und reichen von traumatischen Erlebnissen wie Missbrauch über familiäre Konflikte bis hin zu Leistungsdruck und Mobbing“, erklärt Klemm. Auch soziale Medien begünstigen ein gestörtes Essverhalten, bestätigen Interviews von 1.004 Eltern mit Kindern im Alter von 10 bis 18 Jahren. Vor allem Mädchen und junge Frauen vergleichen sich mit scheinbar perfekten Influencern, die sich auf Internetplattformen wie Tik Tok und Instagram mit retuschierten Bildern und Videoclips mit Schönheitsfilter zeigen. Wenn das Selbstwertgefühl gering ist, kann eine Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper und ein Drang zur Selbstoptimierung mit Diäten und Sport entstehen. In Pandemiezeiten war nicht nur die Medienzeit länger. Es fehlten auch stärkende Strukturen wie der Austausch mit Freunden, Hobbys und ein geregelter Alltag, die in der Pubertät besonders wichtig sind.

Weitere Informationen:
https://www.kkh.de/presse/pressemeldungen/essstoerungenjugendliche

Quelle: Heike Kreutz, www.bzfe.de