Körperideale im Wandel

Teenager unterschätzen vermehrt ihr Körpergewicht.

Immer mehr Teenager schätzen ihr Körpergewicht falsch ein. Werde das Körpergewicht unterschätzt, erhöhe das das Risiko für Übergewicht und Adipositas in der Jugend, so eine Studie der Universität von Luxemburg. Daran waren mehr als 745.000 Heranwachsende aus 41 Ländern in Europa und Nordamerika beteiligt.

Für die Untersuchung wurden Daten der Studie „Health Behaviour in School-aged Children“ (HBSC) ausgewertet, die seit 1983 alle vier Jahre in Zusammenarbeit mit der Weltgesundheitsorganisation durchgeführt wird. Teenager im Alter von 11, 13 und 15 Jahren gaben zwischen 2002 und 2018 in Fragebögen an, ob sie sich zu dünn, zu dick oder genau richtig fühlen. Anschließend wurde die Einschätzung des Körpergewichts mit ihrem Body-Mass-Index (BMI) abgeglichen und verschiedene Faktoren wie Alter und Geschlecht einbezogen.

Die Auswertung der Daten hat bestätigt, dass die Zahl der übergewichtigen und adipösen Teenager von 2002 bis 2018 zugenommen hat. Gleichzeitig ist in dieser Zeit die Zahl der Heranwachsenden, die ihr Körpergewicht unterschätzten, gestiegen und die Zahl derjenigen, die ihr Gewicht überschätzten, gesunken. Bei Mädchen war der Trend etwas ausgeprägter als bei Jungen. Eine mögliche Erklärung könnte nach Ansicht der Forschenden sein, dass sich das gesellschaftliche Körperideal in den vergangenen Jahren geändert hat. Während Frauen früher vor allem eine schlanke Figur anstrebten, ist heutzutage – ähnlich wie bei Männern – ein athletischer und starker Körper gefragt. Das sei eine gute Entwicklung. Denn dadurch sinke für Frauen der Druck, ihr Körpergewicht durch ungesunde Abnehmkuren zu kontrollieren. Trotzdem stuften sich weibliche Teenager im gesamten Untersuchungszeitraum unabhängig von ihrem Gewicht häufiger als „zu dick“ ein als Jungen.

„In diesem sensiblen Alter kann die Wahrnehmung des Körpergewichts die Lebensgewohnheiten junger Menschen beeinflussen, etwa die Menge und Art der Lebensmittel, die sie essen und wie oft sie sich im Alltag bewegen“ sagt Hauptautorin Dr. Anouk Geraets von der Universität Luxemburg. Es sei daher besorgniserregend, dass viele übergewichtige Teenager ihr Körpergewicht unterschätzen. Das könnte Maßnahmen zur Bekämpfung der zunehmenden Fettleibigkeit in dieser Altersgruppe entgegenwirken, steht im Fachjournal „Child and Adolescent Obesity“. Allerdings sei weitere Forschung notwendig, um die Ursachen zu verstehen und wirksame Gegenmaßnahmen zu entwickeln.

Weitere Informationen: doi.org/10.1080/2574254X.2023.2218148

Quelle: Heike Kreutz, www.bzfe.de