Inflation drückt auf den Konsum – Zunehmende Sorgen um die Gastronomie.
Der Tiefkühlmarkt in Deutschland entwickelt sich trotz der schwachen Konsumstimmung weiter positiv. Das Deutsche Tiefkühlinstitut e. V. (dti) erwartet für das Gesamtjahr 2023 ein Absatzwachstum von 3,5 Prozent auf 4,044 Millionen Tonnen. Für den Gesamtumsatz 2023 prognostiziert das dti ein Wachstum von 15,3 Prozent auf 21,383 Milliarden Euro.
„Trotz der positiven Prognose muss die Marktentwicklung im Bereich Tiefkühlkost (TK) differenziert betrachtet werden“, sagt dti-Geschäftsführerin Sabine Eichner. „Die Nachfrage im Lebensmittelhandel (LEH) und bei den TK-Heimdiensten litt weiterhin unter der allgemeinen Konsumzurückhaltung und den hohen Inflationsraten. Die Absatzvolumina der TK-Hersteller und -Händler, die auf den Außer-Haus-Markt (AHM) spezialisiert sind, entwickelten sich dynamischer aufgrund der weiter anziehenden Gastronomienachfrage. Hier sind noch Nachholeffekte aus der Pandemie-Zeit zu beobachten. Aber Achtung: Dieser zarte Aufschwung darf jetzt nicht erstickt werden durch eine mögliche Steuererhöhung.“
TK zeigt sich stabil im Lebensmittelhandel
Nach Berechnungen des dti für den Absatz von TK im LEH und bei den TK-Heimdiensten wird der Markt 2023 bei 1,974 Mio. Tonnen stagnieren. Die Ursachen für die Wachstumspause in diesem Segment liegen vor allem in den stark gestiegenen Einkaufspreisen für Energie, Rohwaren, Verpackung, Logistik und Personal, die an die Kund:innen weitergegeben werden mussten.
Innerhalb der einzelnen Warengruppen gab es aber durchaus unterschiedliche Entwicklungen: Während TK-Backwaren, TK-Fleisch, TK-Fisch, TK-Gemüse, TK-Fertiggerichte und TK-Snacks bis zur Jahresmitte im Vergleich zum Vorjahr mehr oder weniger stark im Minus lagen, konnten sich TK-Kartoffelprodukte, TK-Obst, TK-Käse, TK-Alternativen für die vegetarisch-vegane Ernährungsweise und auch TK-Pizza gut behaupten, teilweise sogar beim Absatz zulegen.
„Es entsteht der Eindruck“, so Eichner, „dass die Verbraucher:innen eher bei den teureren TK-Komponenten zum Selberkochen und den Genussprodukten zurückhaltender waren, bei den alltagserleichternden Angeboten war die Nachfrage stabil. Bis zum Jahresende dürften sich die Absätze im LEH weiter erholen.“
Beim Umsatz mit Tiefkühlprodukten im LEH inkl. Heimdiensten in Deutschland erwartet das dti 2023 einen Zuwachs von 16 Prozent auf 11,85 Milliarden Euro (10,22 Milliarden Euro in 2022), der durch die gestiegenen Preise zu erklären ist.
„TK kann sich nicht vollständig dem negativen Gesamttrend im Lebensmittelmarkt entziehen“, stellt dti-Geschäftsführerin Eichner fest. „Die schlechte Konsumstimmung, die gestiegene Preissensibilität der Kund:innen und die in vielen Haushalten schlichte Notwendigkeit zum Sparen: Das alles übt Druck auf die Absätze aus. Die Tiefkühlhersteller brauchen daher dringend eine Beruhigung auf der Kostenseite und Impulse auf der Konsumseite.“
TK im Gastronomiesegment weiter erfolgreich
Nach den drastischen Absatz- und Umsatzrückgängen in den Corona-Jahren konnte sich der Außer-Haus-Markt für Tiefkühlprodukte auch 2023 weiter erholen. Die dti-Prognose für die Entwicklung von TK in den gastronomischen Absatzkanälen des AHM für 2023 geht von einem Wachstum um sieben Prozent aus. Damit erreichen die Absatzzahlen 2023 voraussichtlich einen absoluten Rekordwert von 2.070.287 Tonnen (2022: 1.934.848 Tonnen). Beim Umsatz rechnet das dti mit einem Plus von 14,5 Prozent auf einen Wert von 9,533 Milliarden Euro.
„Allerdings zeigt sich auch in der Gastronomie, dass zwar die Umsätze inflationsbedingt deutlich steigen – real betrachtet gehen die Umsätze jedoch im zweistelligen Bereich zurück“, warnt dti-Chefin Eichner. „Die Menschen sparen auch hier. Das sind keine guten Nachrichten für die Gastronomie, die von der Bundesregierung die Beibehaltung der während der Pandemie reduzierten Mehrwertsteuer von sieben Prozent auf Speisen fordert. Die ab 2024 geplante Steuererhöhung auf 19 Prozent wäre für die Branche und die gesamte Wertschöpfungskette sehr bedrohlich. Weitere Preissteigerungen müssten erfolgen und würden in der Folge Existenzen gefährden. Immer weniger Menschen könnten sich dann noch die Ausbildungs- und Arbeitsplatzverpflegung leisten.“ Deswegen, so Eichner, laute der dringende Appell an die Politik, den reduzierten Mehrwertsteuersatz auf Speisen in der Gastronomie beizubehalten, wie es übrigens auch im europäischen Ausland üblich ist.
Tiefkühlprodukte sind in der Gastronomie unverzichtbar: „Dank der langen Haltbarkeit und Portionierbarkeit, der flexiblen Einsatzmöglichkeiten und Convenience-Stufen ist TK ein wichtiges Steuerungselement für die erfolgreiche Bewältigung der gastronomischen Herausforderungen“, sagt dti-Geschäftsführerin Sabine Eichner. „Immer mehr (Spitzen-) Köch:innen sprechen über die Vorteile und Einsatzmöglichkeiten von TK, weil sie die Vorzüge erkannt haben und einzusetzen wissen.“ TK unterstützt bei der Bewältigung des Fachkräftemangels und dabei, die Wirtschaftlichkeit der Betriebe zu sichern. Mit TK kann nachhaltiger gekocht werden, da zum Beispiel weniger Lebensmittel weggeworfen werden müssen.
Ein klares Bild über die Entwicklung des TK-Gesamtmarktes 2023 wird erst im April 2024 vorliegen. Dann veröffentlicht das dti die Daten der dti-Absatzstatistik 2023, die auf einer eigenen Branchenerhebung bei den Unternehmen basieren.
Das Deutsche Tiefkühlinstitut e.V. (dti) ist die Interessenvertretung und Kommunikationsplattform der Tiefkühlwirtschaft in Deutschland und vertritt rund 150 überwiegend mittelständische Unternehmen aus allen Teilen der Tiefkühlkette von Industrie über Logistik und Handel. Die Tiefkühlwirtschaft, mit einem Gesamtumsatz von rund 20 Milliarden Euro einer der wichtigsten Zweige der Lebensmittelindustrie, versorgt täglich 80 Millionen Menschen mit frischen, tiefgekühlten Lebensmitteln.
Quelle: dti