Deutschland 2022 weiterhin auf Platz eins bei der Meldung von Verstößen gegen das Lebensmittel- und Futtermittelrecht

Im Jahr 2022 wurden über das Europäische Netzwerk für Amtshilfe und Zusammenarbeit bei der Lebensmittel- und Futtermittelkontrolle (AAC) insgesamt 2.554 Meldungen übermittelt.

Dies entspricht einer Steigerung von ca. 12 % zum Vorjahr. Der stetige Anstieg der Meldungen zeugt von der konstanten Nutzung des Netzwerkes. Deutschland ist das Land, das bei weitem die meisten Meldungen im System erstellt hat (35 %), gefolgt von Belgien (10 %) und Österreich (9 %).(1)

Der EU-Kontrollverordnung (Verordnung (EU) 2017/625) folgend verbindet das iRASFF seit Oktober 2019 das Europäische Schnellwarnsystem (RASFF) und die Amtshilfeverfahren (AAC) in einer Plattform. Seitdem gibt es nur noch ein System für die Belange der grenzüberschreitenden europäischen Lebensmittel- und Futtermittelkontrolle. Anders als das RASFF, bei dem unmittelbar alle Mitgliedstaaten eine Meldung erhalten, dient das AAC zum bilateralen Austausch bei einfachen Verstößen mit grenzüberschreitender Dimension. Ist jedoch Gefahr im Verzug, kann im iRASFF eine umgehende Alarmierung aller Netzmitglieder mittels eines Mausklicks erfolgen.

1.224 der im AAC gemeldeten Verstöße hatten im vergangenen Jahr einen Bezug zu Deutschland (s. Abb. 1). Die meisten Verstoßmeldungen, die 2022 durch die Behörden in Deutschland erstellt wurden (898 gesamt), waren an die Niederlande (36 %), Italien (11%) und Österreich (11 %) gerichtet. Am häufigsten empfangen wurden Verstoßmeldungen hierzulande (326 gesamt) aus Österreich (41 %), Belgien (17 %) und den Niederlanden (9 %) (s. Abb. 2).

Die am häufigsten gemeldeten Produktkategorien blieben im Vergleich zu den Daten von 2021 unverändert, lediglich ihre Reihenfolge änderte sich. Dabei waren die Produktkategorien Fisch und Fischereierzeugnisse (10 %), Obst und Gemüse (9 %) und Nahrungsergänzungsmittel (9 %) die drei am häufigsten gemeldeten Kategorien im Bereich der Allgemeinen Amtshilfe (s. Abb. 3).

Bei Fisch und Fischereierzeugnissen wurden überwiegend fehlerhafte Etikettierungen oder Kennzeichnungen (58) beanstandet, die sich auf nicht konforme oder fehlende Angaben zum Gewicht (netto oder abgetropft), zur Wassereisglasur oder zu den Lagerbedingungen bezogen.

Auch im Jahr 2022 war die am häufigsten gemeldeten Verstöße fehlerhafte Kennzeichnungen oder Angaben (58 %). Dabei handelte es sich um Fälle, bei denen die Pflichtangaben für die Verbraucher nicht den Vorschriften entsprachen oder fehlten (Name des Erzeugnisses, Liste der Zutaten, Nährwertdeklaration) oder es wurden unzulässige gesundheitsbezogene Angaben, sogenannte Health Claims, gemacht.

An zweiter Stelle steht die nicht konforme Zusammensetzung (7 %), wobei in den meisten Fällen Pflanzenschutzmittelrückstände gemeldet wurden, die über dem Rückstandshöchstgehalt lagen aber kein Gesundheitsrisiko darstellten. Nicht zugelassene Zusatzstoffe oder die nicht zugelassene Verwendung eines Zusatzstoffs in einem bestimmten Produkt sowie nicht zugelassene neuartige Lebensmittel wurden ebenfalls häufig gemeldet.

Ein weiteres wiederkehrendes Problem stellten fehlerhafte Verarbeitungs- oder Lagerungsbedingungen dar (7 %), wie z. B. mikrobiologische Verunreinigungen, unzureichende Temperaturen während des Transports oder schlechte Hygienebedingungen beim verantwortlichen Unternehmen.

Der Gesamtüberblick zu den Meldungen für das Jahr 2022 kann unter folgendem Link aufgerufen werden:
https://food.ec.europa.eu/safety/acn/reports-and-publications_en

Detaillierte Informationen zur Entstehungsgeschichte der IT-Systeme sowie zur Entwicklung der Fallzahlen über die letzten Jahre finden Sie in folgendem Artikel des Journal for Consumer Protection and Food Safety: Schweigel, C., Jagurinoski, N. & Mellenthin, A. „Fünf Jahre AAC-Netzwerk: Ein digitales System zur Amtshilfe bei der Lebens- und Futtermittelkontrolle im Europäischen Wirtschaftsraum“. J Consum Prot Food Saf (2021). https://rdcu.be/czYqk

Quellenverzeichnis:
(1) ACN Annual Report 2022 der Europäischen Kommission
https://food.ec.europa.eu/system/files/2023-08/acn_annual-report_2022.pdf

Gesamtanzahl aller Amtshilfemeldungen von 2016-2022 sowie Anzahl der Meldungen, bei denen Deutschland betroffen war.Quelle: Europäische Kommission (interne Datenbankabfragen)
Anzahl der AAC AA Meldungen mit Bezug zu Deutschland, nach Downstream-Meldungen (DE empfängt – gelb) und Upstream (DE erstellt – blau) unterteilt. Dargestellt sind jeweils die TOP 5 der Versender der Downstream-Meldungen bzw. der Empfänger der Upstream-Meldungen. Quelle: Europäische Kommission (interne Datenbankabfragen)
Anzahl der AAC AA Meldungen in den Jahren 2021 und 2022, bei denen Deutschland betroffen war. Die Werte in Klammern repräsentieren den Prozentsatz, bezogen auf die Gesamtzahl der Meldungen, bei denen Deutschland als Empfänger oder Ersteller der Meldungen angegeben wurde (2021: 1142 Meldungen; 2022: 1224 Meldungen) Quelle: Europäische Kommission (interne Datenbankabfragen)

Quelle: BVL