Low-Carb, Keto, Vegan: Welche Ernährungsform ist die Beste?

Die Vielfalt diverser Ernährungsformen verwirrt viele, die sich so gerne so richtig gesund ernähren wollen: Low-Carb, Intervallfasten, Keto, Paleo, Vegan, Clean Eating – welche ist die beste und gesündeste?

Uwe Knop, evidenzfokussierter Ernährungswissenschaftler, gibt in den folgenden FAQ überraschend klare Antworten – und erklärt die universelle Gemeinsamkeit aller „Besser-Esser-Hypes“, die deren Anhänger jedoch stets anders interpretieren.

Welche der zahlreichen unterschiedlichen Ernährungsformen wie Low-Carb, Intervallfasten, Keto, Paleo, Vegan, Clean Eating & Co. Ist die beste und gesündeste?

Hier kann die Wissenschaft keine objektive faktenbasierte Antwort gebe, denn für alle vorgenannten Essstile fehlt die nötige Kausalevidenz vollumfänglich. Es gibt also keine eindeutige „beste“ oder „gesündeste“ Ernährungsform, da die optimale Ernährung von verschiedenen individuellen Faktoren abhängt. Menschen haben unterschiedliche genetische Voraussetzungen, Lebensstile, kulturelle Hintergründe und gesundheitliche Bedürfnisse. Es ist wichtig, eine Ernährung zu wählen, die den individuellen Bedürfnissen und Vorlieben entspricht.

Warum gibt es keine wissenschaftlichen Beweise für Überlegenheit einer der vorgenannten „Besser-Esser-Stile“?

Die Vielfalt der Ernährungsformen und die individuellen Unterschiede erschweren es, eine universal überlegene Ernährungsweise zu bestimmen. Zudem sind valide Langzeitstudien im Goldstandard RCT („randomisierte klinische Studie“) zu spezifischen Ernährungsformen nicht durchführbar – selbst, wenn, so würden die Auswirkungen von Person zu Person individuell extrem variieren. Einige kurzfristige Vorteile in Studien basierend auf Surrogatparametern (Ersatzwerte wie Blutdruck) oder Korrelationen (statistische Zusammenhänge) bedeuten nicht zwangsläufig, dass eine Ernährungsweise langfristig gesundheitliche Vorteile bietet. Diese Frage wird auch niemals jemand beantworten können, denn die Limitierungen der Ernährungsforschung sind extrem weitreichend. Details dazu finden Sie hier.

Was haben diese diversen Ernährungshypes gemeinsam?

So unterschiedlich sie auch sein mögen, alle Ernährungshypes propagieren ein und dasselbe: den Verzicht. Jeder der „kulinarischen Diaspora“ huldigt dem Weglassen bestimmter Lebensmittel oder Inhaltsstoffe. Aber jede der Ernährungsstile verzichtet dabei auf irgendetwas anderes – und betont dabei die Überlegenheit der eigenen „Ernährungsreligion“. Entweder ist es der teilweise (Low-Carb) oder totale (Keto) Verzicht auf Kohlenhydrate respektive der teilweise (Vegetarisch) oder totale (Vegan) Verzicht auf tierische Bestandteile. Oder es wird der „böse Zucker“, „gefährliche hoch verarbeitete Lebensmittel“ oder irgendetwas anderes vom Speiseplan verbannt. Der kleinste gemeinsame Nenner ist also der willkürliche Verzicht auf vermeintlich ungesundes. Wenn auch alles völlig evidenzfrei, insgesamt jedoch sehr facettenreich und kreativ, das muss man sagen. Da kann jeder auf der Suche nach Persönlichkeits-Profilierung auf dem Teller eine „neue“ Heimat in seiner kulinarischen Diaspora finden.

Können diese „Verzichtsdiäten“ zum nachhaltigen Abnehmen beitragen?

Verzichtsdiäten können kurzfristig zu Gewichtsverlust führen, aber langfristig ist nachhaltiges Abnehmen oft von einer dauerhaften Veränderung des Lebensstils abhängig. Der Schlüssel liegt in einer ausgewogenen, persönlich passende Ernährungsumstellung, regelmäßiger körperlicher Aktivität, die Spaß macht und oft in nachhaltigen Verhaltensänderungen. Extreme Diäten können zu Nährstoffmangel, Unausgewogenheit und einem Jo-Jo-Effekt führen. Alles Wesentliche nicht nur zum erfolgreichen Abnehmen, sondern vor allem deutlich anspruchsvolleren Gewichthalten, zum Schlankbleiben, das finden Sie hier,

Wie lautet die Empfehlung zur besten Ernährungsform?

Die beste Ernährungsform ist individuell verschieden. Daher ist es wichtig, auf den eigenen Körper zu hören, Hunger und Sättigung und vor allem die individuelle Verträglichkeit zu kennen und zu beachten. Die beste, auf Ihre individuellen Bedürfnisse zugeschnittene Empfehlung bietet die natürlichste Ernährungsform überhaupt: Das intuitive Essen. Hier gibt es keine Verbote, Verzichte oder andere „Vorgaben“, was man darf und soll. Beim intuitiven Essen ist jeder sein eigener „Ernährungscoach“ – und das ist der Beste. Das Basiscredo lautet: Es gibt so viele gesunde Ernährungen, wie es Menschen gibt, denn jeder Mensch is(s)t anders.

Dieser Beitrag erschien zuerst auf FOCUS online-Experte.

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Uwe Knop (*72) ist evidenzfokussierter Ernährungswissenschaftler (Dipl.oec.troph./JLU Gießen), Publizist, Referent und Buchautor (u.a. Erfolgreich abnehmen und schlank bleiben, Springer 2022). Seit mehr als 14 Jahren bildet die objektiv-faktenbasierte Analyse tausender aktueller Ernährungsstudien den Kern seiner unabhängigen Aufklärungsarbeit. Knop hat den mündigen Essbürger mit eigener Meinung zum Ziel, der umfassend informiert selbst und bewusst entscheidet, worauf er bei der wichtigsten Hauptsache der Welt – genussvolles Essen zur Lebenserhaltung – vertraut.