LowProt: Warum die „Low-Protein-Diet“ der nächste große Ernährungshype wird

Die Ernährungswelt ist ständig in Bewegung und der neueste Trend könnte die Low-Protein-Diät, auch bekannt als LowProt, sein.

Uwe Knop, evidenzfokussierter Erährungswissenschaftler, erklärt die Grundprinzipien dieser Essart und wie sie sich von anderen Ernährungstrends wie Low Fat, Low Carb oder Keto unterscheidet. Er beleuchtet auch die potenziellen gesundheitlichen Vorteile und die wissenschaftlichen Daten, die diesen neuen Trend unterstützen könnten. Lesen Sie weiter, um mehr über diesen aufkommenden Ernährungstrend zu erfahren.

Warum wird die Low-Protein-Diät („LowProt“) der kommende Megatrend?

Protein, also Eiweiß ist der einzige der drei Makronährstoffe mit „weißer Weste“, weil er noch keinen gesundheitsapostolischen Imageschaden erlitten hat – im Gegensatz zu den beiden andern Hauptstoffgruppen, Fette und Kohlenhydrate, die regelrecht als das Böse auf den Tellern verteufelt wurden und werden: So war früher LowFat der Inbegriff „gesunder Ernährung“, weil zu viel Fett als ungesund galt. Danach kam der Anti-Kohlenhydrat-Hype mit LowCarb, Keto und Zuckerdetox, der gerade in den letzten Atemzügen sein Dasein fristet. Warum? Weil weder für LowFat noch für LowCarb wissenschaftliche Beweise für deren „Gesundheitskraft“ vorliegen. Daher enden diese Trends irgendwann wieder – und es muss was neues her. In punkto Makronährstoffe heiß es also: Aller schlechten Dinge sind drei. Ergo bleibt nur noch die blütenweiße Image-Weste der Proteine übrig, um alsbald zu viel Eiweiß als ungesund und LowProt als den neuen Besser-Esser-Hype auszurufen.

Welche wissenschaftlichen Daten sprechen für LowProt als neuen Trend?

Eine sehr proteinreiche Ernährung wurde bereits in einigen experimentellen Untersuchungen mit gesundheitsschädlichen Effekten in Verbindung gebracht. Nun hat eine Forschergruppe ein weiteren Mosaikstein geliefert: Bei einer hohen Eiweißzufuhr steigt die Konzentration der Aminosäure Leucin im Blut – das wiederum könnte zu Arteriosklerose führen. Der übermäßige Proteinkonsum könne Immunzellen im Blut stören und das Herz-Kreislauf-System schädigen. Lebensmittel mit sehr hohem Proteingehalt seien daher mit Bedacht zu konsumieren. Wie bei allen Ernährungsstudien muss man aber auch klar konstatieren, Das sind und bleiben nicht mehr als unüberprüfbare Hypothesen – aber das hindert Besser-Esser-Hipster und Gesundheitsapostel bekanntermaßen nicht daran, jegliche Art der Verzichtsernährung als den „heiligen Gral gesunder Ernährung“ auszurufen. Und das wird auch bei LowProt so sein.

Was wären die Grundprinzipien einer Low-Protein-Diät und wie unterscheidet sie sich von anderen Ernährungstrends wie Low Fat, Low Carb oder Keto?

Wie bei allen anderen Trends zuvor heißt die einfach Devise, die jeder im Alltag kinderleicht umsetzen kann: Von einem der drei Hauptnährstoffe soll man sehr wenig essen. Ergo bei LowProt: „Iss so wenig Protein wie möglich – aber iss es, denn wir brauchen es.“ Wichtig ist dabei das einfache Weglassen von einem Makronährstoff – wie früher eben Fett oder Kohlenhydrate. Im Gegensatz zu den aktuell propagierten Trends wie Real Omnivores, Carneficionados und Vegourmets, die Snackification und Fast Good zelebrieren, klingt LowProt doch geradezu paradiesisch easy. Begrüßenswerter Nebeneffekt: Auch die überteuerten und überflüssigen Protein-angereicherten-Puddings & Co., die nicht mehr als verkaufsfördernde Blender sind, würdenn dann sicher schnell vom Markt verschwinden.

Welche gesundheitlichen Vorteile könnte die neue Low-Protein-Diät bieten und für wen ist sie besonders geeignet?

Da gilt das gleiche Credo wie bei allen bisherigen Besser-Esser-Hypes: Der gesundheitsfördernden Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Welche Wirkungen dann auch immer kolportiert werden, klar wird sein: Einen wissenschaftlichen Nachweis besonderer „Gesundheitskraft“ wird es auch für LowProt niemals geben – wie es bis dato für gar nichts im Bereich gesunder Ernährung valide Evidenz gab. Warum das so ist und bleiben wird, das lesen Sie hier: Kennt Lauterbach den Unterschied zwischen Korrelation und Kausalität nicht?

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Dieser Beitrag erschien zuerst auf FOCUS online-Experte

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Uwe Knop (*72) ist evidenzfokussierter Ernährungswissenschaftler (Dipl.oec.troph./JLU Gießen), Publizist, Referent und Buchautor (u.a. Erfolgreich abnehmen und schlank bleiben, Springer 2022). Seit mehr als 14 Jahren bildet die objektiv-faktenbasierte Analyse tausender aktueller Ernährungsstudien den Kern seiner unabhängigen Aufklärungsarbeit. Knop at den mündigen Essbürger mit eigener Meinung zum Ziel, der umfassend informiert selbst und bewusst entscheidet, worauf er bei der wichtigsten Hauptsache der Welt – genussvolles Essen zur Lebenserhaltung – vertraut.