DLG-Insights Sustainable Packaging 2024: Strategien für nachhaltige Konzepte

Dreiteilige DLG-Studie zum Thema Nachhaltigkeit bei Verpackungen – Grundlage: Verbraucher- und Unternehmensbefragungen.

Im dritten Teil ihrer großangelegten Verpackungsstudie konzentriert sich die DLG (Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft) auf die Strategien, die in der Lebensmittelwirtschaft zur Steigerung der Umweltfreundlichkeit im Verpackungseinsatz verfolgt werden. Ein zentrales Ergebnis der Umfrage unter den 186 teilnehmenden Unternehmen: Die Kaufrelevanz der Umweltfreundlichkeit einer Verpackung wird sowohl bei Verbrauchern als auch dem Handel als begrenzt eingestuft. Und: Haupthemmnisse für den Einsatz umweltfreundlicherer Lösungen sind Wirtschaftlichkeitsaspekte, die Verfügbarkeit von Materialien und schlechterer Produktschutz.

Für den Großteil der befragten Unternehmen (83 %) ist die Steigerung der Umweltfreundlichkeit der Verpackungen ein wichtiges Thema. Insofern wundert es nicht, dass die überwiegende Mehrheit diesen Anspruch auch in die Tat umsetzen will. Fast 9 von 10 Unternehmen (88 %) stellen gegenwärtig Überlegungen an, wie die Umweltfreundlichkeit des Verpackungseinsatzes verbessert werden könnte. Die Gründe im Einzelnen dafür sind vielschichtig. Sie reichen von der Umweltschutzverbesserung über die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit und Neukundengewinnung bis hin zur Steigerung der Mitarbeiterzufriedenheit.

Verbände, Händler und Verbraucher als treibende Kräfte

Wenn es um die Erwartungshaltung geht, die Umweltfreundlichkeit im Verpackungseinsatz zu steigern, sehen die Teilnehmenden der DLG-Studie vor allem Umweltverbände und NGOs (64 %) sowie den Einzelhandel (58 %) als Treiber. Mehr als die Hälfte der Lebensmittelproduzenten geben diesbezüglich an, dass Handelsunternehmen schon einmal gezielt Informationen über die Umwelteigenschaften der Verpackungen eingefordert haben, wie etwa den CO2-Fußabdruck oder Rezyklat-Anteil. Nichtsdestotrotz stufen die meisten Unternehmen die Bereitschaft des Handels als eher gering ein, für besonders umweltfreundlich verpackte Produkte einen höheren Preis zu zahlen. Skeptisch begegnen die Unternehmen auch der Aussage, dass die Händler bei vergleichbaren Lebensmittelprodukten dasjenige mit der umweltfreundlicheren Verpackung einkaufen.

Am Point of Sale spielen umweltfreundliche Verpackungen aber durchaus eine wichtige Rolle. 56 % der befragten Lebensmittelhersteller nehmen infolgedessen auch einen hohen Erwartungsdruck seitens der Verbraucher wahr. Die Messlatte an die Anforderungen von Lebensmittelverpackungen ist allerdings hoch. Bereits der erste Teil der DLG-Studie hat gezeigt: Die Umweltfreundlichkeit ist trotz ihrer Relevanz nur eine Eigenschaft unter vielen bei der Entscheidung der Verbraucher für oder gegen ein Produkt. Ein Sachverhalt, den der dritte Teil der DLG-Studie noch einmal indirekt bestätigt. So stimmt weniger als die Hälfte der Unternehmen der Aussage zu, dass die Verbraucher sehr darauf achten, wie umweltfreundlich Lebensmittel verpackt sind (46 %) und sich im Einzelhandel ein größeres Angebot an umweltfreundlich verpackten Produkten wünschen (43 %). Nur 15 % denken, dass die Konsumenten tatsächlich bereit sind, für besonders umweltfreundlich verpackte Produkte einen höheren Preis zu zahlen.

Umdenken beim Thema Kommunikation

73 % der befragten Unternehmen geben demzufolge die fehlende Zahlungsbereitschaft der Kunden als größten Engpass an, wenn es darum geht, die Umweltfreundlichkeit im Verpackungseinsatz weiter zu steigern. Dipl.-Ing. Simone Schiller, Mitautorin der Studie, sieht hier ein zentrales Hemmnis für das Investment in nachhaltige Verpackungen. „Auch scheint das in den Unternehmen beobachtete Interesse der Konsumenten an Umwelteigenschaften der verpackten Produkte begrenzt zu sein“, sagt die Geschäftsführerin des DLG-Fachzentrums Lebensmittel. Denn: Nur 20 % der befragten Unternehmen erleben, dass sie monatlich von Endverbrauchern kontaktiert werden, um sich über die Umwelteigenschaften der Verpackungen zu informieren. Bei jedem zweiten Unternehmen ist dies fast nie der Fall. „Und dass, obwohl die Konsumenten oft nicht wissen, welche Verpackungsmaterialien unter dem Strich wirklich ökologisch vorteilhaft sind“, so Simone Schiller.

Ein Einschätzung, die mehrheitlich von den Lebensmittelunternehmen geteilt wird. Zwei von drei (64 %) stimmen zu, dass die Endverbraucher oft gar nicht wissen, welche Lebensmittelprodukte besonders umweltfreundlich verpackt sind oder nicht. Vor diesem Hintergrund kann die Informationsversorgung der Verbraucher ein relevanter Faktor dafür sein, die Nachhaltigkeit im Verpackungseinsatz insgesamt zu verbessern. Gefragt danach, ob die von ihnen eingesetzten Verpackungen ein Nachhaltigkeitssiegel besitzen, das etwas über Umwelteigenschaften der Verpackungen aussagt, gaben 51 % der befragten Unternehmen an, dass dies zumindest bei einigen Verpackungen der Fall ist. Am häufigsten kommt das FSC-Siegel zum Einsatz (80 %).

Auf der Suche nach neuen Konzepten

Die Implementierung ressourcenschonender Verpackungen ist vielerorts mit weiteren Hürden verbunden. Starke Probleme bereiten den Lebensmittelproduzenten die hohen Mehrkosten beim Einsatz alternativer oder recycelter Verpackungsmaterialien (71 %). Auch produktschutzbezogene Aspekte werden häufig als Hindernisse benannt. So sehen 49 % der befragten Unternehmen in einem schlechteren Produktschutz und/oder eine schlechtere Lager- und Transportfähigkeit weitere Hemmnisse für eine Verwendung umweltfreundlicherer Verpackungen. Kunststoff oder Karton, Einweg oder Mehrweg: Die Frage der nachhaltigeren Verpackungslösung ist nicht leicht zu beantworten. Es gibt diverse Ansätze, die ökologischen Auswirkungen von Verpackungen zu reduzieren. Untersucht wurde in der DLG-Studie deshalb, ob die Unternehmen über Strategien zur Steigerung der Umweltfreundlichkeit im Verpackungseinsatz verfügen, und welche Ziele und Maßnahmen sie dabei verfolgen. Fast jedes zweite Unternehmen (49 %) besitzt demnach bereits eine entsprechende Strategie, in weiteren 24 % wird aktuell daran gearbeitet. Zu den am häufigsten genannten Zielen zählen die Erhöhung der Recyclingfähigkeit der Verpackungen (74 %), gefolgt von der Reduktion der Materialmenge (58 %) sowie des Energieeinsatzes je Verpackungseinheit (53 %).

Ebenso breit gefächert wie die Ziele, sind die Maßnahmen, die die Unternehmen verfolgen. Ganz oben auf der Liste steht die Erhöhung des Anteils an recycelten Einsatzstoffen (48 %), gefolgt von der Erhöhung des Anteils an Materialien, die aus nachhaltigkeitszertifizierten Quellen stammen (42 %). Die Unternehmen wurden zudem gefragt, ob sie im Laufe der vergangenen zwei Jahre neue Verpackungen eingeführt haben, die umweltfreundlicher sind als ihre zuvor eingesetzten Lösungen. Dies ist bei 70 % der Fall, was darauf schließen lässt, dass in vielen Unternehmen mithilfe der ergriffenen Maßnahmen bereits Verbesserungen der Umweltfreundlichkeit im Verpackungseinsatz erzielt werden konnten.

Relevanz und zukünftige Entwicklung nachhaltiger Verpackungen

Die Studienergebnisse zeigen, dass die Steigerung der Umweltfreundlichkeit des Verpackungseinsatzes für die Mehrheit der Unternehmen der Lebensmittelwirtschaft ein wichtiges Thema ist, an dem sie aktiv und mit Erfolg arbeiten. „Die zunehmende Bedeutung der Kreislaufwirtschaft, vermehrte Regulatorik und die generelle Anforderung der Klimaneutralität werden die weitere Entwicklung nachhaltiger Verpackungen erheblich beeinflussen“, betont Simone Schiller in ihrem Fazit. Wie schnell in der nahen Zukunft die Unternehmen in der Lebensmittelwirtschaft, die die Umweltfreundlichkeit des Verpackungseinsatzes signifikant steigern können, sei jedoch schwer abzuschätzen.

Download der Studie: http://www.DLG.org/verpackungsstudie

Quelle: DLG