Inhouse Farming: Das Ernährungssystem der Zukunft

B2B-Plattform der DLG informiert über Agrar- und Ernährungssysteme von morgen – Vom 12. bis 15. November in Hannover.

Wie sehen die Agrar- und Ernährungssysteme der Zukunft aus? Antworten liefert die „Inhouse Farming – Feed & Food Show“ vom 12. bis 15. November 2024 in Hannover. Die von der DLG (Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft) organisierte B2B-Plattform fokussiert Indoor-Systeme, die alternative Produktionsmethoden zur Versorgung mit nachhaltig hergestellten Lebensmitteln entlang der Wertschöpfungskette zeigen. Die „Inhouse Farming“  ergänzt die Weltleitmesse EuroTier und die ebenfalls parallel stattfindende EnergyDecentral, die international führende Plattform für dezentrale Energieversorgung, optimal um neue Perspektiven und Geschäftsmodelle für die gesamte Wertschöpfungskette.

„Unser Ernährungssystem braucht einen Wandel“, sagt Prof. Dr. Nils Borchard, DLG- Bereichsleiter Forschung und Entwicklung. Die Gründe sind vielschichtig: Angesichts der wachsenden Weltbevölkerung ist es dringend erforderlich, fortschrittliche Ansätze zu verfolgen und neue Technologien zu nutzen, um die Lebensmittelproduktion nachhaltiger zu gestalten. Der weltweite Bedarf an tierischen Proteinen wird sich nach Einschätzung der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) bis zum Jahr 2050 verdoppeln. „Zudem steigt bei Verbrauchern das Bewusstsein für die Folgen unserer Ernährung, was den Bedarf an alternativen Proteinquellen weiter wachsen lassen wird“, so Prof. Borchard, der in der DLG auch den Ausschuss New Feed & Food leitet.

Dass die verfügbare Ackerfläche, vor allem die guten Böden, durch Überbauung weiterhin zurückgehen, führt der DLG-Experte als weiteren Grund für einen notwendigen Wandel unseres Ernährungssystems an. „In den letzten 30 Jahren hat allein Deutschland rund 1,5 Millionen Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche verloren. Das ist so groß wie Schleswig-Holstein.“ Neben der Überbauung werden Böden über unterschiedliche Formen der Landnutzung in ihrer Leistungsfähigkeit nachhaltig geschädigt, wobei Erosion, Verdichtung und Verlust an organischer Bodensubstanz die bedeutendsten Treiber der Bodendegradation sind. Jegliche Bodenschädigung verringert die Fähigkeit der Böden, Pflanzenwachstum zu unterstützen, was in der Regel zu sinkenden Erträgen führt. Hinzu komme die Fragilität der globalen Wertschöpfungsketten. Denn die geopolitischen Entwicklungen haben eines deutlich gezeigt: Sich bei Rohstoffen und Lebensmitteln auf einzelne Produzenten oder Lieferanten zu verlassen, kann schnell zur Falle werden.

Potenzial alternativer Produktionssysteme

Der Wandel der Agrar- und Ernährungssysteme hat längst begonnen. Das machte die erfolgreiche Premiere der „Inhouse Farming – Feed & Food Show“ im vergangenen Jahr deutlich. Sie war weltweiter Treffpunkt für Visionäre und Macher der Wertschöpfungskette, die ihre neuesten Erkenntnisse und Produktionsmethoden präsentierten, Wissen teilten, sich über innovative Ideen von Indoor Farming austauschten und vernetzten. Entscheidend für den Erfolg der Transformation ist nach den Worten des DLG-Experten, dass Akteure aus Lebensmittelerzeugung, -verarbeitung und -verteilung gemeinsam nach Lösungen für ein Ernährungssystem der Zukunft suchen, das eine ressourcenschonende Ernährung in einer zunehmend werteorientierten Gesellschaft ermöglicht.

Zu den innovative Ansätzen von morgen gehören unter anderem:

Alternative Proteine und optimale Nutzung der Nebenströme

„Die technologischen Entwicklungen der letzten Jahre wirken sich auf die gesamte Wertschöpfungskette aus und optimieren zunehmend die Herstellung alternativer Proteine für die Futtermittel- und Lebensmittelindustrie“, sagt DLG-Experte Prof. Borchard. Start-ups spielen hierbei eine wichtige Rolle, sie treiben die Innovationen voran, suchen aber auch Kontakt zur Praxis, um ihre Technologien und Verfahren gemeinsam weiter zu entwickeln und sie in die Marktreife zu bringen. Der Einsatz modernster Biotechnologie ermöglicht jedoch bereits heute eine skalierbare Produktion hochwertiger Proteine auf höchster Qualitätsstufe, die kontinuierlich ausgebaut wird. Neben Bioreaktoren für filamentöse Pilze beziehungsweise Mikroalgen werden künftig auch Technologien rund um das Vertical Farming und Insect Farming bedeutender werden, so der DLG-Experte. Als alternative Proteinquellen dienen hierbei Pflanzen, Algen und Insekten. Viele Projekte kombinieren dabei die Herstellung alternativer Proteine mit der integrierten Nutzung aller Nebenströme zur Herstellung weiterer Rohstoffe. Ziel sind geschlossene, kosteneffiziente und ressourcenschonende Kreisläufe entlang der Wertschöpfung zu schaffen.

Smart Farming

Die voranschreitende Digitalisierung in der Land- und Lebensmittelwirtschaft eröffnet im Ernährungssystem der Zukunft vielfältige neue Möglichkeiten, Ökologie und Ökonomie zu vereinen. Smart Farming trägt ebenso wie smarte Technologien und Verfahren basierend auf künstlicher Intelligenz in der Ernährungsbranche maßgeblich zu einer Steigerung der Ressourcen- und Kosteneffizienz bei gleichzeitiger ökologischer Entlastung bei.

Gewächshaus 2.0

Das Thema Indoor Farming, einschließlich vertikaler Farmen, Containerfarmen, Aeroponik und Aquakultur, wird im Ernährungssystem der Zukunft eine wichtige Rolle spielen. Indoor Farming hat sich als Zukunftsmodell im Rahmen der Transformation hin zu einer nachhaltigeren Landwirtschaft bereits etabliert. Die modernen und zunehmend auch vertikal angelegten Gewächshäuser ermöglichen eine vollständig steuerbare, wetterunabhängige Umgebung, bei der alle gewünschten Klimabedingungen fortlaufend überprüft und optimiert werden können, was als Controlled Environment Agriculture bezeichnet wird. Derzeit lassen sich die meisten saisonalen Agrarerzeugnisse im herkömmlichen Gewächshaus oder auf dem Acker noch wesentlich kostengünstiger produzieren, so Prof. Borchard. „Es finden sich jedoch schon heute Landwirte, welche sich für die geschlossenen Anbausysteme interessieren und Vertical Farming oder Insect Farming in rentable Geschäftsmodelle umsetzen wollen. Sie müssen in die Weiterentwicklung und Adaption der Technologien einbezogen werden. Eine große Hürde auf dem Weg dahin sind sicherlich die Investitionskosten.“

Aquaponik-Systeme

Ebenfalls in sich geschlossen sind Aquaponik-Systeme: Die Anlagen sind Inhouse Farmen, die als geschlossene Kreislaufsysteme auf einer Symbiose von Fischen, Pflanzen und Mikroorganismen basieren. Das Prozesswasser der Fische wird zusätzlich für die Nährstoffversorgung von Pflanzen genutzt, also doppelt verwendet. Aquaponik vereint die Aufzucht von Fischen in einer Aquakultureinheit (Fischhaltung und Wasseraufbereitung) mit dem erdlosen Anbau von Nutzpflanzen in einem gemeinsamen Produktionssystem. So können ressourcenschonend und trotzdem effizient Lebensmittel produziert werden, so der DLG-Experte. Mit einem Gesamtvolumen von mehr als 80 Millionen Tonnen stammt mittlerweile bereits über die Hälfte der weltweit konsumierten Fische und Meeresfrüchte aus kommerzieller Aquakultur. Bis 2030, so die Schätzungen der Welternährungsorganisation FAO, werden 60 Prozent der verzehrten Fische und Meeresfrüchte aus kontrollierter Aquakultur stammen.

Food Hubs

„Neue Technologien werden die konventionellen erweitern, nicht ersetzen“, so Prof. Nils Borchard. Im Agrar- und Ernährungssystem der Zukunft ist es wichtig, dass alle Komponenten ineinandergreifen und sich ergänzen. „Wir müssen holistisch denken, um wirklich voranzukommen,“ so der DLG-Experte, der in der Gründung von Food Hubs und Labs genau diesen Ansatz verwirklicht sieht. Dort sitzen heute Menschen zusammen, die an den unterschiedlichsten Dingen arbeiten: Der eine kreiert ein neues Proteinprodukt aus dem Fermenter, die andere baut eine KI-gesteuerte Agrarrobotik und nebenan wird an einer App zur personalisierten Ernährung mithilfe von selbstlernenden Algorithmen programmiert. „Da wird interdisziplinär gedacht und gearbeitet – und zwar über die gesamte Kette hinweg. Das schafft Synergien. Dieser Blick über den eigenen Tellerrand hat bislang gefehlt und übergreifende Innovationen schwierig gemacht. Aber genau sie brauchen wir verstärkt im Ernährungssystem der Zukunft“, so Prof. Borchard.

Die „Inhouse Farming Feed & Food Show“ bietet vom 12. bis. 15 November 2024 genau diesen interdisziplinären  Ansatz. Die B2B-Plattform gewährt nicht nur fundierte Fachinformationen, sondern knüpft auch ein Netzwerk zum intensiven Austausch über Perspektiven, Innovationen und das Business von Feed bis Food.

Weitere Informationen unter: www.inhouse-farming.com